Dienstag, 14. August 2018, 10:00 MESZ Extreme Hitze West-/Mitteleuropa 23.07.-09.08.2018 Geopotentialabweichungen April bis Juli 2018 in Europa Quelle: NOAA ESRL |
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Ende Juli und Anfang August 2018 stellte sich eine der längsten Hitzewellen seit Aufzeichnungsbeginn in Deutschland ein.
Die höchsten Temperaturen erreichten bis zu 39,5 °C in Bernburg an der Saale am 31. Juli - Allzeitrekord für Sachsen-Anhalt.
An Stationen wie Mannheim und Frankfurt wurden die Rekorde von 1976 und 2003 für die längsten Serien mit Höchsttemperaturen über 30 °C gebrochen.
Diese Wetterlage zeigte sich als Höhepunkt einer seit April anhaltenden viel zu warmen und massiv zu trockenen Witterung in einem Ausmaß,
wie sie seit mindestens 1881 nicht beobachtet wurde.
Wetterlage und Entwicklung
Durch intensive Sonneneinstrahlung sowie einen Wechsel aus Advektion und Absinken erreichten die Temperaturen am 27. und 28. Juli in Mitteleuropa einen ersten Höhepunkt. Zwischen Nordfrankreich und den Niederlanden wurden neue Allzeitrekorde registriert (z.B. Arcen/NL am 26. Juli und Gent/BE am 27. Juli: 38,2 °C). Nach einem kurzen Kaltfrontdurchgang stiegen die Höchstwerte am 31. Juli noch höher (bis zu 22 °C in 850 hPa). Auch in den ersten Augusttagen vermochten Tiefausläufer nur wenige Gewitter und etwas kühlere Luft am 1. und 5. August in den Nordwesten Deutschlands mitzubringen, während die Höchsttemperaturen sonst durchweg (deutlich) oberhalb der 30-Grad-Marke lagen. Unterdessen setzte auf der Iberischen Halbinsel eine extreme Hitzewelle mit 850 hPa-Temperaturen bis 28 °C ein. Die Hitze wurde zunächst Richtung Portugal und Atlantik verfrachtet, dort entwickelte sich das neue Hoch "Johannes", welches sich ostwärts verlagerte. Ein Ableger der Hitze (20 °C in 850 hPa) erreichte den Südwesten Deutschlands am 3. und 4. August. Die Konstellation auf dem Atlantik zeigte sich etwas anders als beispielsweise 2015, als im Zuge einer antizyklonalen Südwestlage am 7. August die heißesten Luftmassen auf direktem Weg nach Deutschland vorankamen (bis 24 °C in 850 hPa) und den neuen Allzeitrekord von 40,3 °C in Kitzingen zum zweiten Mal in vier Wochen einstellten.
Als sich Tief "Nadine" dem Festland näherte, kam ein weiterer Schwall Heißluft (bis 21 °C in 850 hPa) am 7. August nach Deutschland voran. Köln-Bonn Flughafen mit 38,3 °C und Langenlipsdorf (BB) mit 38,4 °C am Folgetag erzielten die höchsten Temperaturen. Ein Kaltfrontdurchgang mit Gewittern und Sturm beendete die größte Hitze. Diese lange Hitzewelle war die Fortsetzung von seit April anhaltendem deutlich zu warmem Wetter. Vom 26. Juni bis zum 12. August erreichten 45 von 48 möglichen Tagen im Südwesten das Sommertagskriterium (z.B. Mannheim). Beispielsweise in Frankfurt und Hamburg wurde der Rekord für die meisten Hitzetage in einem Jahr übertroffen.
Die Ursprünge der Trockenperiode lassen sich bis Februar mit der Entstehung des Hochs "Dino" zurückverfolgen. Nach dem stürmischen, extrem milden und nassen Januar stellte sich die europäische Großwetterlage dauerhaft um. Während "Hartmut" und "Irenäus" noch zwei Kältewellen bis Mitte März brachten, sorgte "Norbert" Mitte April für ein sehr rasches Voranschreiten des Frühlings bis zum Frühsommer. Eine meteorologische Ursache lässt sich in einem frühen und markanten Zurückweichen des Polarfront-Jetstreams nach Norden ausmachen, zusätzlich bildete dieser rund um die Nordhemisphäre vier lange Wellen, wodurch sich eine äußerst stabile Konstellation manifestierte (Omega-Wetterlage). Flankiert von zwei Höhentrögen befand sich häufig ein Höhenrücken über Zentral- und Nordeuropa. Im Bodendruckfeld regenerierte sich immer wieder ein blockierendes Hochdruckgebiet über Skandinavien (z.B. Ende Mai/Anfang Juni oder Mitte Juli), auch als Reaktion auf die Vorgänge stromaufwärts. Westwinde mit kühlerer und feuchter Luft erreichten Mitteleuropa kaum noch.
Text: FB Grafiken/Daten: CL 11.-13. August 2018 |