Freitag, 23. Dezember 2016, 16:00 MEZ Kälte / Starkschneefall / Eisregen USA 14.-19.12.2016 langgestrecktes Wolkenband von "Decima", 18.12.2016 Quelle: NASA Worldview |
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Zwei markante Kaltlufteinbrüche beschäftigten Mitte Dezember 2016 weite Teile der USA. Der entstandene Wintersturm "Decima" brachte einige heftige Wettererscheinungen in Form von Schnee, Eisregen, Sturm und einem extremen Temperatursturz mit sich. In Watertown, South Dakota sanken die Temperaturen bis auf -38 °C ab.
Wetterlage und Entwicklung
Am 14. Dezember löste "Decima" im Frühstadium der Entwicklung massiven Eisregen und Lawinen auf den Passhöhen in Oregon aus. Eine über 2 cm dicke Eisschicht führte zu Eisbruch in Form von Schäden an Bäumen und Hochspannungsleitungen. Am 15. Dezember waren in windexponierten Höhenlagen in Kalifornien und Nevada Orkanböen von 140 bis 194 km/h zu verzeichnen. Am 16. Dezember wurden in Denver und Chicago mehr als 1000 Flüge durch die Schneefälle gestrichen. Eine Massenkarambolage (67 Fahrzeuge) auf der vereisten I-95 bei Baltimore ereignete sich am 17. Dezember.
Kälte und Schnee: einige Spitzenwerte Great Falls, Montana verzeichnete die meisten Nächte unter 0° F (-17,8 °C) seit Februar 1996 - 13 Nächte vom 6. bis 18.&nsbp;Dezember mit einem absoluten Minimum von -32,2 °C. Nur eine Dezembernacht in Dodge City, Kansas war seit 1874 kälter als die am 18.12. gemessenen -26,7 °C. -23,3° °F in Wichita, Kansas bedeutete die drittkälteste Dezembernacht seit 1888. Huron, South Dakota verzeichnete die kälteste Nacht seit dem 3. Februar 1996. Die gefühlte Temperatur sank in Aberdeen, South Dakota bis auf -50 °C ab (Lufttmp. -38,3 °C). Genauso kalt war es in Watertown, SD, was für einen Dezemberrekord seit 1893 reichte und der nur knapp über dem Allzeitrekord von -40 °C am 13. Januar 1916 lag. Limon, Colorado stellte den Allzeitrekord seit 1970 mit -32,8 °C ein. Am 18. Dezember war die USA auf 54,8 % der Fläche schneebedeckt, der höchste Wert seit dem Durchzug von Blizzard Jonas" im Januar (56,5 %). Regional wurde das Schneefalldefizit von einem einzigen Wintersturm ausgeglichen, in Bismarck, North Dakota kamen bereits 79 cm vom Himmel (+38 cm). Wiederholter Niederschlag - verstärkt durch Lake Effect - ließ in Binghamton, NY mit 136 cm (+95 cm) bis Mitte Dezember bereits mehr Schnee fallen als im gesamten Vorwinter zusammen (81 cm).
Extreme Temperaturgegensätze entlang der Kaltfront; Einordnung Vom 16. bis zum 19. Dezember trafen extrem unterschiedliche Luftmassen (trockene Arktikluft, feuchte Subtropikluft) aufeinander. Um 16:00 CST am 17. Dezember reichten die Temperaturen von -14 °C in Dumas, Nordtexas bis zu rekordwarmen 33 °C in McAllen, Südtexas (Quelle: Wunderground). Es folgte ein entsprechender Temperatursturz, der beispielsweise in Denver City, TX mit Orkanböen bis 127 km/h und einem Rückgang von 20 K von 21 °C auf 1 °C in 10 Minuten(!) einherging. Die folgenden Nachttemperaturen in Texas reichten dann von rekordkalten -22 °C in Dalhart bis +8 °C an der Südküste (Vornacht war dort Tropennacht). Ein extremer Kälteeinbruch am 11. November 1911 ließ die Stationen in Oklahoma City, OK und Springfield, MO zum einzigen Mal in der US-Klimageschichte am selben Tag rekordwarme Höchsttemperaturen und rekordkalte Tiefsttemperaturen aufstellen, als in Oklahoma City -8 °C nach +28 °C und in Springfield -11 °C nach +27 °C erreicht wurden. In Midland, TX fehlte am Abend des 17. Dezember nur ein halbes Grad zu diesem Kunststück, dennoch stellte die Station die größte Temperaturspanne an einem Tag (Maximum +27 °C, Minimum -7 °C) seit Aufzeichnungsbeginn auf. Solche Wetterbedingungen werden möglich, wenn möglichst rekordkalte und rekordwarme Luftmassen direkt aufeinander zuströmen. In Teilen Mexikos, Texas' und Floridas gehörten Tage wie der 13., 17. und 18. Dezember zu den wärmsten Dezembertagen seit Aufzeichnungsbeginn (Tagesmitteltemperatur von 28 °C in Miami am 18.12. - Rekord seit 1892, mit Höchsttemperaturen über 30 °C und Tiefsttemperaturen um 25 °C). Ein Kaltlufteinbruch, der auf die Fläche der USA übertragen noch weitaus extremer verlief und etwa dem Gegenteil der extremen Wärme im November 2016 entsprach, ereignete sich im Dezember 1983, mit Tiefsttemperaturen von -32 °C in Chicago und Höchsttemperaturen von nur +3 °C in Tampa, Florida an Weihnachten. In Minneapolis erreichte der rekordkalte Monat eine Mitteltemperatur von -19,8 °C.
Text: FB 23. Dezember 2016 |