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Freitag, 23. Dezember 2016, 16:00 MEZ



Kälte / Starkschneefall / Eisregen

USA
14.-19.12.2016


langgestrecktes Wolkenband von "Decima", 18.12.2016
Quelle: NASA Worldview

Zwei markante Kaltlufteinbrüche beschäftigten Mitte Dezember 2016 weite Teile der USA. Der entstandene Wintersturm "Decima" brachte einige heftige Wettererscheinungen in Form von Schnee, Eisregen, Sturm und einem extremen Temperatursturz mit sich. In Watertown, South Dakota sanken die Temperaturen bis auf -38 °C ab.


Wetterlage und Entwicklung

Schneebedeckung USA
Quelle: NOHRSC
Noch während des wärmsten Herbstes seit Aufzeichnungsbeginn in den USA setzte ab Ende November mit den ersten drei Winterstürmen der Saison, "Argos", "Blanche" und "Caly" eine deutliche Abkühlung und regional markantes Winterwetter ein. Um den 4. Dezember formierte sich im Bereich Alaska und Nordwestkanada ein Vorstoß arktischer Kaltluft, der rückseitig von "Caly" in breitem Strom vorübergehend die Südstaaten der USA erreichte. Am 12. Dezember hatte sich westlich der Hudson Bay ein Kältepol mit bis zu -35 °C in rund 1.200 Metern Höhe herausgebildet - im 500 hPa-Niveau korrespondierend mit einem kreisrunden Gebiet extrem niedrigen Geopotentials (unter 480 gpdm). Dieser zog an den Folgetagen südostwärts über den nordamerikanischen Kontinent hinweg. Dabei kam die in 1.400 Metern Höhe -20 bis -25 °C kalte Luft von den Dakotas über die Großen Seen bis nach Virginia voran. Gleichzeitig entwickelte sich ein Langwellentrog über dem Westen der USA, wobei ein kurzwelliger Troganteil von den kanadischen Nordwest-Territorien südostwärts schwenkte. Im Bereich der Rocky Mountains stellte sich ein extremer Temperaturgradient zwischen Arktik- und Subtropikluft ein, der am 17. Dezember ein Maximum von 50 Kelvin auf nur 2000 km Luftlinie zwischen dem -30 °C kalten Manitoba und dem +20 °C warmen Südtexas (bezogen auf das 850 hPa-Niveau) betrug. Zeitweise erreichte der Temperaturunterschied der Luftmassen zwischen dem Südwesten von Kansas und dem Südosten Oklahomas (rund 700 km Luftlinie) bis zu 30 Kelvin (-15 bis +15 °C). Im Lee der Rocky Mountains entwickelte sich unterdessen Wintersturm "Decima". Die zugehörigen Niederschläge verlagerten sich zwischen dem 14. und 19. Dezember von der Sierra Nevada und den Rocky Mountains (dort in den Hochlagen bis zu 90 cm Neuschnee) über die Großen Seen nordostwärts. Die mitgeführte Kaltluft zog über die nördlichen Plains bis zum 19. Dezember Richtung Neufundland ab, die einbezogene Warmluft wurde am 18. Dezember durch die markante Kaltfront zwischen Texas und Neuengland wieder verdrängt.

Am 14. Dezember löste "Decima" im Frühstadium der Entwicklung massiven Eisregen und Lawinen auf den Passhöhen in Oregon aus. Eine über 2 cm dicke Eisschicht führte zu Eisbruch in Form von Schäden an Bäumen und Hochspannungsleitungen. Am 15. Dezember waren in windexponierten Höhenlagen in Kalifornien und Nevada Orkanböen von 140 bis 194 km/h zu verzeichnen. Am 16. Dezember wurden in Denver und Chicago mehr als 1000 Flüge durch die Schneefälle gestrichen. Eine Massenkarambolage (67 Fahrzeuge) auf der vereisten I-95 bei Baltimore ereignete sich am 17. Dezember.

500 hPa-Geopot. und SLP, 850 hPa-Geopot. und Tmp., Niederschlagsstärke und -form | Quelle: Wetter3
14.12.2016, 00 UTC 16.12.2016, 00 UTC 17.12.2016, 00 UTC 18.12.2016, 00 UTC 19.12.2016, 00 UTC

Kälte und Schnee: einige Spitzenwerte

Great Falls, Montana verzeichnete die meisten Nächte unter 0° F (-17,8 °C) seit Februar 1996 - 13 Nächte vom 6. bis 18.&nsbp;Dezember mit einem absoluten Minimum von -32,2 °C. Nur eine Dezembernacht in Dodge City, Kansas war seit 1874 kälter als die am 18.12. gemessenen -26,7 °C. -23,3° °F in Wichita, Kansas bedeutete die drittkälteste Dezembernacht seit 1888. Huron, South Dakota verzeichnete die kälteste Nacht seit dem 3.  Februar 1996. Die gefühlte Temperatur sank in Aberdeen, South Dakota bis auf -50 °C ab (Lufttmp. -38,3 °C). Genauso kalt war es in Watertown, SD, was für einen Dezemberrekord seit 1893 reichte und der nur knapp über dem Allzeitrekord von -40 °C am 13. Januar 1916 lag. Limon, Colorado stellte den Allzeitrekord seit 1970 mit -32,8 °C ein.

Am 18. Dezember war die USA auf 54,8 % der Fläche schneebedeckt, der höchste Wert seit dem Durchzug von Blizzard Jonas" im Januar (56,5 %). Regional wurde das Schneefalldefizit von einem einzigen Wintersturm ausgeglichen, in Bismarck, North Dakota kamen bereits 79 cm vom Himmel (+38 cm). Wiederholter Niederschlag - verstärkt durch Lake Effect - ließ in Binghamton, NY mit 136 cm (+95 cm) bis Mitte Dezember bereits mehr Schnee fallen als im gesamten Vorwinter zusammen (81 cm).

Einordnung der Temperaturen Mitte Dezember 2016
Datenquelle: Wunderground
Ort Temperatur Datum Einordnung
Chicago, IL
Grand Forks, ND
Syracuse, NY
Portland, ME
Boston, MA
Pittsburgh, PA
Washington D.C.
Chicago, IL
-18,9 °C
-28,9 °C
-16,7 °C
-12,8 °C
-15,6 °C
9 °F
-12,8 °C
-25 °C
15.12.
15.12.
16.12.
16.12.
17.12.
17.12.
17.12.
19.12.
kälteste Dezembernacht seit 24.12.2013
kälteste Dezembernacht seit 23.12.2013
Tagesrekord (kältestes Tmin)
Tagesrekord (kältestes Tmax)
kälteste Dezembernacht seit 1989
<10 °F im Dezember seit 31.12.2009
<20 °F im Dezember seit 23.12.2008
1 °F über Tagesrekord (kältestes Tmin)

Extreme Temperaturgegensätze entlang der Kaltfront; Einordnung

Vom 16. bis zum 19. Dezember trafen extrem unterschiedliche Luftmassen (trockene Arktikluft, feuchte Subtropikluft) aufeinander. Um 16:00 CST am 17. Dezember reichten die Temperaturen von -14 °C in Dumas, Nordtexas bis zu rekordwarmen 33 °C in McAllen, Südtexas (Quelle: Wunderground). Es folgte ein entsprechender Temperatursturz, der beispielsweise in Denver City, TX mit Orkanböen bis 127 km/h und einem Rückgang von 20 K von 21 °C auf 1 °C in 10 Minuten(!) einherging. Die folgenden Nachttemperaturen in Texas reichten dann von rekordkalten -22 °C in Dalhart bis +8 °C an der Südküste (Vornacht war dort Tropennacht). Ein extremer Kälteeinbruch am 11. November 1911 ließ die Stationen in Oklahoma City, OK und Springfield, MO zum einzigen Mal in der US-Klimageschichte am selben Tag rekordwarme Höchsttemperaturen und rekordkalte Tiefsttemperaturen aufstellen, als in Oklahoma City -8 °C nach +28 °C und in Springfield -11 °C nach +27 °C erreicht wurden. In Midland, TX fehlte am Abend des 17. Dezember nur ein halbes Grad zu diesem Kunststück, dennoch stellte die Station die größte Temperaturspanne an einem Tag (Maximum +27 °C, Minimum -7 °C) seit Aufzeichnungsbeginn auf.

Solche Wetterbedingungen werden möglich, wenn möglichst rekordkalte und rekordwarme Luftmassen direkt aufeinander zuströmen. In Teilen Mexikos, Texas' und Floridas gehörten Tage wie der 13., 17. und 18. Dezember zu den wärmsten Dezembertagen seit Aufzeichnungsbeginn (Tagesmitteltemperatur von 28 °C in Miami am 18.12. - Rekord seit 1892, mit Höchsttemperaturen über 30 °C und Tiefsttemperaturen um 25 °C). Ein Kaltlufteinbruch, der auf die Fläche der USA übertragen noch weitaus extremer verlief und etwa dem Gegenteil der extremen Wärme im November 2016 entsprach, ereignete sich im Dezember 1983, mit Tiefsttemperaturen von -32 °C in Chicago und Höchsttemperaturen von nur +3 °C in Tampa, Florida an Weihnachten. In Minneapolis erreichte der rekordkalte Monat eine Mitteltemperatur von -19,8 °C.

850-hPa-pseudopotentielle Tmp. und 2 m-Temperatur von 14.-19.12.2016 | Quelle: wetter3.de
15.12.2016, 00 UTC 16.12.2016, 00 UTC 17.12.2016, 00 UTC 18.12.2016, 00 UTC 19.12.2016, 00 UTC

Tiefsttemperaturen 18.12.2016, 06 UTC
Datenquelle: DWD JavaMap
Ort Temperatur
Aberdeen, SD
Bismarck, SD
Havre, MT
Casper, WY
Glasgow International Airport, MT
Huron Regional Airport, SD
Helena, MT
Valentine Miller Field, NE
Great Falls, MT
Sheridan, WY
Rapid City, NE
Riverton Regional Airport, WY
International Falls, MS
-35,6 °C
-35,0 °C
-35,0 °C
-34,4 °C
-33,9 °C
-33,3 °C
-33,3 °C
-32,8 °C
-32,2 °C
-31,7 °C
-30,6 °C
-30,6 °C
-30,6 °C


Text: FB
23. Dezember 2016


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