Donnerstag, 28. Januar 2016, 16:20 MEZ Extreme Kälte Ostasien Januar 2016 7-d-Temperaturabweichung bis 23.01.2016 in Ostasien © NOAA CPC |
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Im Osten Asiens kam es in der zweiten Januarhälfte zu einem ungewöhnlichen Kälteeinbruch, der für extrem niedrige Temperaturen auch in sehr südlichen Regionen sorgte. An etlichen Wetterstationen wurden neue Allzeit-Kälterekorde aufgezeichnet. An manchen Orten fiel seit Jahrzehnten der erste Schnee. In Verbindung mit der rekordverdächtigen Kälte verloren rund 100 Menschen ihr Leben.
Wetterlage Ein ausgeprägtes Höhentief, das am 20.01. über dem Südosten Sibiriens lag, verlagerte sich an den Folgetagen süd- bis südostwärts. Am Boden befand sich vorderseitig (nördlich von Japan, im Osten des Fernen Ostens) des Höhentiefs ein ausgeprägtes Bodentief mit minimalen Kerndrücken von unter 980 hPa. Zeitgleich wölbte sich über Kasachstan und dem Ural ein Höhenrücken auf, an dessen Vorderseite sich ein kräftiges Bodenhoch bildete. Am 21.01. erreichte dieses Kältehoch einen Kerndruck von rund 1060 hPa. Zwischen diesen beiden Druckgebilden gelangte kontinentale Kaltluft südwärts und brachte insbesondere Teilen Südostchinas und der Mongolei extreme Kälte.
Rekordkälte Im chinesischen Autonomiegebiet der Inneren Mongolei in Genhe sanken die Temperaturen auf -47,8 °C und damit nahe der dort jemals gemessenen tiefsten Temperaturen (-49,6 °C) (Quelle: Wunderground). Nicht ganz so kalt, aber dennoch ungewöhnlich frisch wurde es in Hongkong, wo die Temperaturen am 24.01. auf 3,1 °C sanken und damit auf die tiefsten Werte seit 44 Jahren fielen. Auch in Thailand war der Kälteeinbruch spürbar: In Chiang Mai stürzten die Temperaturen von 36 °C am 23.01. (das mittlere Temperatur-Tagesmaximum beträgt dort im Januar 30 °C) auf nur noch 11 °C am 26.01.. In China wurden zwischen 22. und 24.01. an mindestens 24 Wetterstationen neue Allzeit-Kälterekorde aufgezeichnet (Quelle: nation.com.pk). Auch in Taiwan gab es neue Allzeitrekorde, etwa mit -5,0 °C in Su'ao, -4,2 °C in Xinwu, -3,7 °C in Anbu und -1,5 °C in Zhuzihu (Quelle: focustaiwan.tw). Gebietsweise fiel in ungewöhnlich südlichen Regionen Schnee. Sogar an der subtropischen Südküste Chinas wurden Schneeflocken beobachtet: In Guangzhou zum ersten Mal seit mindestens 60 Jahren, auf der Insel Macau erstmalig seit 1893. In Japan ging in Okinawa der erste Schnee seit 1977, auf den Amani-Inseln seit 1901 zu Boden. Während auf der südkoreanischen Ferieninsel Jeju rund 90.000 Urlauber am Flughafen bei -6 °C und Schneefall festsaßen wurden in Laos auf 1000 Meter Höhe Schneeflocken gesichtet, die selbst in historischen Wetteraufzeichnungen nicht beobachtet wurden. Hunderte Flüge wurden gestrichen. Durch die außergewöhnliche Kälte vor allem in den südlichen Regionen, wo üblicherweise deutlich geringere Temperaturschwankungen auftreten, kamen mindestens 95 Menschen ums Leben, die meisten davon sind erfroren. Allein in Taiwan waren es 90, in Japan fünf und in Thailand zwei (Quelle: The Guardian). Text: SB 28. Januar 2016 |