Donnerstag, 03. Dezember 2015, 15:40 MEZ Sturm, ergiebiger Regen Mitteleuropa 29.11.-01.12.2015 Satellitenbild, 30.11.2015, 15:00 MEZ Quelle: Sat24 |
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Zum Ende des Monats November 2015 stellte sich in Teilen Mitteleuropas ein sehr windiger Wetterabschnitt ein. Verantwortlich dafür war Tief "Nils" (29. auf 30.11.), dessen Windfeld besonders an der Nordseeküste und auf den Bergen zu Orkanböen führte. In Gniben (DK) wurden 165 km/h gemessen und auch in Norddeutschland traten Böen der Stärke Bft. 12 auf. Am Folgetag zog das nächste Tief heran und brachte dem Flachland stürmischen Wind und gebietsweise ergiebigen Dauerregen. In den Mittelgebirgen fielen örtlich über 150 mm binnen 72 Stunden. Sturm und Überflutungen richteten geringe Schäden an.
Wetterlage und Entwicklung Ende November 2015 stellte sich ein zonales Strömungsmuster ein. Darin eingebettet waren kurzwellige Tröge, die immer wieder nach Mitteleuropa übergriffen. Hohe Druckgradienten zwischen hohem Luftdruck über Südwesteuropa mit > 1030 hPa und tiefem Luftdruck über dem Nordmeer mit zum Teil unter 970 hPa führte zu einem sehr windigen Wetterabschnitt. Das Starkwindband, der sogenannte Jetstream, verlief in der Nacht zum 30.11. über Großbritannien (mit 300-hPa-Windgeschwindigkeiten von über 275 km/h) bis nach Deutschland (300-hPa-Windgeschwindigkeiten über 225 km/h).
Die Durchmischung und der Vertikaltransport von Horizontalimpuls war dabei zunächst durch eine recht stabile Schichtung durch Warmluftadvektion in der Höhe reduziert, insbesondere über Süddeutschland. Im Bereich der Kaltfront von Sturmtief "Nils" und in der labileren Kaltluft traten die heftigsten Windböen auf. Außerdem gingen zum Teil konvektive Niederschläge nieder, die sich zu einer Linie formierten und mit einzelnen Gewittern durchsetzt waren. Bis zum 30.11. kam die Kaltfront südostwärts voran. Insbesondere an der Nordseeküste wehte der Wind am Abend des 29.11. und in der Nacht auf 30.11. in Böen in Orkanstärke (z.B. List auf Sylt: 132 km/h oder Gniben (DK): 165 km/h). Auch auf den Bergen traten Orkanböen auf, wie beispielsweise auf dem Brocken im Harz mit 158 km/h. Im Binnenland und weiter nach Süden fielen die Spitzengeschwindigkeiten der Windböen geringer aus. Sturmböen und schwere Sturmböen waren trotzdem mit von der Partie.
Einige Bäume knickten um, zahlreiche Dächer wurden beschädigt. Im Landkreis Oldenburg stieß ein Zug gegen einen umgestürzten Baum. Umgestürzte Bäume wurden auch einigen Autofahrern zum Verhängnis. Der Hamburger Fischmarkt wurde überflutet. Dort erreichte der Wasserstand am Morgen des 30.11. eine Höhe von 2,80 m über dem mittleren Hochwasser. In Südschweden waren rund 40.000 Haushalte vorübergehend ohne Strom. Zudem wurde die Öresundbrücke zwischen Kopenhagen und Malmö zeitweise gesperrt. Im Verlauf des 30.11. zog neues Tief namens "Oscar" heran. Erneut kam es zu Sturmböen und in der Mitte und im Süden regnete es gebietsweise länger anhaltend und ergiebig.
Vor allem die Mittelgebirge (vom Rothaargebirge und Harz bis zum Erzgebirge und Bayerischen Wald sowie im Schwarzwald) waren betroffen. Dort hielt der Dauerregen auch am 1.12. noch eine Weile an. Mancherorts kamen binnen 24 Stunden deutlich über 50 mm Niederschlag zusammen, Spitzenreiter war der Große Arber im Bayerischen Wald mit 94,1 mm in 24 Stunden bzw. 186,6 mm binnen 72 Stunden. Dabei stieg die Schneefallgrenze auf über 1000-1500 Meter an. Die Folge waren hohe Wasserstände etlicher Bäche und Flüsse. Etwa die Flüsse Fulda, Sieg oder Steinach führten Hochwasser (siehe Grafiken).
Text: SB 03. Dezember 2015 |