Freitag, 19. Juni 2015, 12:00 MESZ
aktualisiert am 23. Juni, 19:00 MESZ Tropensturm 02L "Bill" USA 16.-19.06.2015 "Bill" am 16.06.2015 Quelle: NOAA NNVL |
|
Um die Monatsmitte des Juni 2015 entwickelte sich über dem Golf von Mexiko der Tropensturm namens "Bill". Nach Landgang gingen besonders in Texas und Oklahoma heftige Starkregenfälle nieder. Zu Schäden kam es dabei weniger durch Sturmböen, als vielmehr durch Überflutungen. Lokal fielen über 300 mm Regen. Etliche Flüsse führten Hochwasser, einige markierten sogar einen neuen Rekord-Pegelstand. Nach den ergiebigen Niederschlägen im Mai belief sich der Regenüberschuss in Teilen von Texas und Oklahoma binnen zwei Monaten auf über 400 mm. Durch Tropensturm Bill verloren insgesamt 3 Menschen ihr Leben.
Wetterlage und Entwicklung Über der Karibik und über der Yucatan-Halbinsel entwickelten sich am 12.06. Schauer und Gewitter, deren Struktur einen noch recht unorganisierten Eindruck machte. An den Folgetagen weitete sich die Schauer- und Gewitteraktivität auf ganz Mittelamerika aus. Bei langsamer Nordwestverlagerung organisierten sich die Gewitterzellen zu einem konvektiven Cluster, das am 15.06. auf Satellitenbildern (siehe unten) gut zu erkennen ist. Im Bereich eines schwachen Tiefdruckgebiets begann sich am 16.06. eine organisiertere Zirkulation auszubilden. Die Wolkengebiete windeten sich spiralförmig ins Zentrum. Die Windgeschwindigkeiten erfüllten bereits die Voraussetzungen für einen Tropensturm, sodass der National Hurricane Center (NHC) Warnungen vor einem Tropensturm namens "Bill" herausgab.
Als eine Ursache für die außergewöhnlich lange Lebensdauer über Land wird der sogenannte "brown ocean effect" gehalten. Beim "brown ocean effect" dienen mit Feuchtigkeit gesättigte Böden als Quelle latenter Energie, die ein Tropensturm üblicherweise von warmen Meeresoberflächen bezieht. Bereits Ende Mai gingen besonders in Texas und Oklahoma ergiebige Regenfälle nieder, sodass die Böden dort verbreitet mit Feuchtigkeit gesättigt waren.
Starkregen und Hochwasser besonders in Texas und Oklahoma Die Hauptgefahr ging nicht von heftigen Windböen aus, sondern von extremen Starkregenfällen. Im Osten von Texas und in der Südosthälfte von Oklahoma fielen verbreitet 50-100 mm Regen, gebietsweise waren es über 200 mm und lokal sogar über 300 mm. Spitzenreiter waren Healdton (OK) mit 318,3 mm und Montague (TX) mit 317,5 mm. Durch die hohen Niederschlagsmengen in kurzer Zeit kam es zu Überschwemmungen und Flussausuferungen. An etlichen Flüssen wurde die höchste Hochwasserstufe gemeldet (Major Flooding), einige registrierten sogar neue Rekordpegelstände, wie beispielsweise der Red River, der Lavaca River und West Mustang Creek (siehe Abbildungen unten). Vielerorts wurden Straßen und Häuser überflutet. Drei Menschen kostete der Tropensturm in den Bundesstaaten Oklahoma, Texas und Missouri das Leben (Quelle: news24).
Zusammen mit den ergiebigen Regenfällen im Mai kam binnen 30 Tagen ein beachtlicher Regenüberschuss zustande. Im Osten von Texas und Südosten Oklahomas belaufen sich die Niederschlagsanomalien auf verbreitet über 200 mm. Noch größer ist das Plus bei Betrachtung des 60-Tage-Zeitraums, wo in denselben Gebieten zum Teil über 400 mm mehr Niederschlag zu Boden kamen, als in zwei durchschnittlichen Monaten bis Mitte Juni.
Text: SB 19. Juni 2015 aktualisiert: MB, 23. Juni 2015 |