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Freitag, 22. November 2013, 16:30 MEZ


Gewitter, Überschwemmungen

Sardinien

18.11.2013


VIS-Satellitenbild Europa 18.11.2013, 15 MEZ
Quelle: EUMETSAT


Heftige Gewitter mit Starkregenfällen lösten auf Sardinien im November 2013 Überschwemmungen und Sturzfluten aus. Lokal regnete es innerhalb 24 Stunden um 400 mm. Vor allem im Osten der Insel gab es regional große Schäden. Mindestens 17 Menschen fielen den Unwettern zum Opfer.



Wetterlage und Entwicklung

Alljährlich steigt in den Herbstmonaten über dem Mittelmeerraum das Risiko für schadenbringende Wetterlagen mit heftigen Wettererscheinungen. Die Kombination aus bereits sehr höhenkalter, aus polaren Breiten herangeführter Luft mit dem von den vorangegangenen Sommermonaten noch warmen Mittelmeerwasser schafft günstige Bedingungen für die Ausbildung von ergiebigen und oft gewittrig verstärkten Regenfällen. Zum 18. November 2013 fanden sich auf der Ostseite eines abgeschnürten Höhentiefs über dem westlichen Mittelmeerraum ideale Voraussetzungen für die Entwicklung kräftiger Gewitter mit heftigen Niederschlägen. Nur langsam ostwärts vorankommend führte das Höhentief und die korrespondierende bodennahe Tiefdruckrinne beständig warme und energiereiche Luftmassen von der Großen Syrte nordwärts bis nach Sardinien und Korsika. Zu sehen ist dies einerseits auf der Karte der Schichtdickenadvektion, wo Rottöne das Heranführen von Warmluft anzeigen, und andererseits auf der Karte der pseudopotentiellen Temperatur im 850-hPa-Niveau (etwa 1500 Meter), wo feuchtwarme und energiereiche Luftmassen durch hohe Temperaturwerte angezeigt werden. Durch das Einsickern von kalter Luft in der Höhe wurde die Troposphäre kräftig labilisiert. Der Radiosondenaufstieg am 18.11., 00 UTC zeigte über der südsardinischen Stadt Decimomannu etwa 800 J/kg CAPE (potentiell verfügbare Konvektionsenergie). Im Tagesverlauf initiierte dann eine präfrontale bodennahe Konvergenzzone die Entwicklung heftiger Gewitter, die über Sardinien ihren Höhepunkt fanden.

Synoptische Situation über Europa am 18.11.2013, 12 UTC | Quellen: wetter3.de, DWD
500-hPa-Geopotential Bodendruckanalyse 850-hPa-Äqu.pot.temperatur Schichtdickenadvektion

Mit einer süd- bis südöstlichen Anströmung in den unteren Luftschichten fungierte die Süd- und Ostseite des gebirgigen Sardiniens als ideales Sprungbrett für das Aufsteigen der bodennahen feuchtwarmen Luftmassen. Die orographisch erzwungene Hebung führte zu über mehrere Stunden dauernden und nahezu stationären Gewittern, die punktuell sintflutartige Regenfälle brachten. Auf Satellitenbildern konnten typische Gewittersysteme in V-Form beobachtet werden (V-shape thunderstorm), an deren V-Spitze durch die retrograde Entwicklung des Systems häufig langanhaltende konvektive Starkregenfälle niedergehen. Die größte 24-stündige Niederschlagssumme registrierte am 18.11. Dorgali Filitta mit 385,6 mm. Ähnlich viel kam mit 378,2 mm in Oliena zusammen. Orgosolo soll nach Behördenberichten sogar rund 450 mm binnen eines Tages abbekommen haben. Die heftigen Gewitter verursachten in den teilweise engen Tälern, Gebirgseinschnitten und im vorgelagerten Flachland Überschwemmungen und schwere Sturzfluten. Betroffen war vor allem der Osten und Nordosten der Insel und dort besonders die Hafenstadt Olbia. Neben großen Sachschäden kamen mindestens 17 Menschen bei den Unwettern ums Leben. Tage später wurden auch Latium, Apulien und Kalabrien in Süditalien von kräftigen Gewittern erfasst. Auch dort gab es Schäden, die Folgen waren aber bei weitem nicht so katastrophal wie auf Sardinien.


Größte Niederschlagssummen jeweils 24-stündig auf Sardinien bis 19.11., 06 UTC (links) und am 18.11. (rechts)
Datenquellen: DWD, SardegnaArpa
Ort (DWD JavaMAP) Regen/24 h
Olbia Costa Smeralda
Alghero
Cap Bellavista
Capo Caccia
Capo Carbonara
Capo Frasca
93 mm
53 mm
19 mm
16 mm
12 mm
8 mm
Ort (SardegnaArpa) Regen/24 h
Dorgali Filitta
Oliena
Villanova Strisaili
Dorgali Mobile
Villacidro
Bitti
385,6 mm
378,2 mm
316,4 mm
206,4 mm
197,2 mm
136,6 mm

24-stündige Niederschlagsmenge auf Sardinien [mm], 18.11.2013 | Quelle: KIT/Wettergefahren-Frühwarnung

Text: DK
22. November 2013


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