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Montag, 15. Juli 2013, 23:00 MESZ


Tropischer Wirbelsturm

"Soulik"

Taiwan, Ostchina

12./13.07.2013



"Soulik" am 10.07.2013 zur Zeit
des Entwicklungshöhepunktes
Quelle: NASA


Als erster kräftiger tropischer Wirbelsturm der Saison über dem Westpazifik zog "Soulik" Mitte Juli 2013 über Nordtaiwan und Ostchina hinweg und brachte dort heftigen Wind, ergiebige Regenfälle und eine Sturmflut an den Küsten. Überschwemmungen, Erdrutsche und Orkanwinde verursachten Schäden in dreistelliger Millionenhöhe, mindestens 9 Menschen starben.



Hervorgehend aus einem weit südwärts vorstoßenden Höhentrog über dem Pazifik, organisierte sich ab dem 06.07. ein Gebiet kräftiger Konvektion zu einer tropischen Depression. In schwach gescherter Umgebung und über dem um 30 °C warmen Wasser des Pazifiks bildete das System zum 08.07. eine geschlossene Zirkulation aus und intensivierte sich zu einem Tropensturm. Unter Westwärtsverlagerung verstärkte sich der Sturm noch während des 08.07. rapide zu einem tropischen Wirbelsturm der ersten Kategorie. Ab dem 08.07., 18 UTC wurde das System als Taifun "Soulik" geführt. Bei idealen atmosphärischen Bedigungen wuchs "Soulik" bis zum 10.07. zu einem tropischen Wirbelsturm der vierten Kategorie an. Zu diesem Zeitpunkt bildete sich in seinem Zentrum das charakteristische Auge aus, die höchsten 10-Minuten-Mittelwinde zeigten 185 km/h, der Kerndruck fiel auf 925 hPa. Obwohl der Taifun nachwievor westwärts über den warmen Pazifik zog, verlor "Soulik" ab dem 11.07. bereits wieder an Kraft, da in der oberen Troposphäre trockene Luft in das System einbezogen wurde. Zum 12.07. passierte "Soulik" als tropischer Wirbelsturm der Kategorie 2 den Norden Taiwans und büßte durch die Interaktion mit der gebirgigen Insel weiter an Stärke ein. Im Lee der Insel erhöhte sich die Verlagerungsgeschwindigkeit über der Formosastraße deutlich (Phänomen bekannt als "lee side jump"), so dass dem Sturm kaum Zeit blieb, sich nach der Abschwächung nochmals über dem warmen Wasser zu reintensivieren. Am 13.07. traf "Soulik" als tropischer Wirbelsturm der ersten Kategorie auf das ostchinesische Festland, der Landgang erfolgte nahe der Stadt Fuzhou. Über dem Kontinent flaute der Sturm durch die hohe Reibung und die fehlende Energiequelle mehr und mehr ab. Heftige Regenfälle im Landesinneren Ostchinas hielten aber noch bis zum 14.07. an.


Zugbahndaten

Zugbahn graphisch (links), Kerndruck (mitte) und Zugbahn/Intensität tabellarisch (rechts)
Quellen: Digital Typhoon, Weather Unisys
Zugbahn von "Soulik" Kerndruckverlauf in hPa Tabelle: Zugbahn/Intensität


Satellitenbilder

Satellitenbilder vom 07.07. bis 14.07.2013 jeweils 09 UTC | Quelle: F. Valk / Eumetsat

Zoom auf Taiwan und Ostchina: IR-Satellitenbilder und 6-h-Regenmengen bis zum Termin | Quelle: DWD Ninjo
12.07.2013, 12 UTC 12.07.2013, 18 UTC 13.07.2013, 00 UTC
13.07.2013, 06 UTC 13.07.2013, 12 UTC 13.07.2013, 18 UTC

"Souliks" erste markante Wettermeldung auf dem Festland ging von der Hauptinsel Ishigakijima der japanischen Yaeyama-Inseln ein. Mit der Passage des Taifuns wurde dort ein 10-Minuten-Mittel der Windgeschwindigkeit von 128 km/h festgehalten. Yonaguni in der japanischen Präfektur Okinawa maß eine Spitzenböe von 217 km/h. Im weiteren Verlauf traten im Norden Taiwans verbreitet Orkanböen auf, in der Hauptstadt Taipeh konnten Windböen bis 120 km/h gemessen werden. Neben einer Sturmflut, die die Küstenabschnitte Nordtaiwans unter Wasser setzte, gab es über der gebirgigen Insel heftige Starkregenfälle, die innerhalb 48 Stunden an vielen Stationen deutlich über 500 mm brachten. Am meisten regnete es in Bailan mit 965 mm, die zweitgrößte Summe meldete mit 921 mm der Ort Alishan. Etwas abgeschwächt, jedoch immer noch sehr intensiv, fielen die Niederschläge im Osten Chinas in den Provinzen Guangdong, Fujian und Zhejiang aus. Dort wurde in Xiamen eine 24-stündige Niederschlagssumme von 197 mm registriert. Vor der chinesischen Küste türmte "Soulik" bis zu 10 Meter hohe Wellen auf.

Die sintflutartigen Regenfälle verursachten große Schäden durch Überschwemmungen, Erdrutsche und Sturzfluten. Sturmwinde entwurzelten zahlreiche Bäume, beschädigten Häuser, deckten Dächer ab und rissen Stromleitungen zu Boden. In Taiwan waren rund 800.000 Einwohner ohne Strom, viele Schulen blieben geschlossen. In der ostchinesischen Provinz Guangdong mussten aufgrund der heftigen Regenfälle etwa 2 Millionen Menschen ihre Häuser verlassen und Schutz aufsuchen. Insgesamt werden die Schäden durch "Soulik" auf eine dreistellige Millionensumme geschätzt, mindestens 9 Menschen kamen ums Leben. "Soulik" verfolgte über dem Westpazifik eine von tropischen Wirbelstürmen oft eingeschlagene Zugbahn über Taiwan bis zum ostchinesischen Festland. Der letzte starke Taifun beschäftigte Taiwan im Jahr 2012, als "Saola" über die Insel hinwegzog und 48-stündige Regenmengen bis zu 1783 mm hervorrief. Damit steht "Saola" an fünfter Stelle der nassesten tropischen Wirbelstürme in Taiwan seit Beobachtungsbeginn.


Niederschläge

Niederschlagsradarbilder Taiwan | Quelle: Central Weather Bureau Taiwan
13.07.2013, 04:15 CST 13.07.2013, 07:22 CST 13.07.2013, 10:15 CST 13.07.2013, 16:15 CST


Größte Niederschlagssummen 48-stündig Taiwan bis 14.07., 0 CST (links), 24-h-Niederschläge Ostchina bis 14.07., 0 UTC (rechts)
Datenquellen: Central Weather Bureau Taiwan, DWD
Ort Taiwan Regen/48 h Ort Taiwan (Forts.) Regen/48 h
Bailan
Alishan
Song-an
Fengmei
Xueba
965 mm
921 mm
917 mm
886 mm
877 mm
Shaolai
Xueling
Wushikeng
Fenqihu
Shangguguan
867 mm
820 mm
758 mm
746 mm
724 mm
Ort Ostchina Regen/24 h
Xiamen
Jiuxian Shan
Yong'an
Zhang Ping
Mei Xian
197 mm
178 mm
114 mm
109 mm
101 mm


Niederschlagssummenkarten Taiwan | Quelle: Central Weather Bureau Taiwan
24-stündig bis 13.07., 0 CST 24-stündig bis 14.07., 0 CST

Luftdruckverlauf und stündlicher Niederschlag in Taipeh während "Soulik" | Quelle: Central Weather Bureau Taiwan


Text: DK
15. Juli 2013


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