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Freitag, 24. Mai 2013, 16:00 MESZ


Starkregen, Gewitter

Südlicher Alpenraum
Norditalien
Mittel-/Osteuropa

16.-22.05.2013


Straßenschäden durch Hangrutschungen
Panchia (Trento), 17.05.2013
Quelle: youreporter.it

Sehr wechselhaft, regenreich und nach Westen hin zu kühl fiel das Wetter Mitte Mai 2013 in vielen Teilen Europas aus. Unter und auf der Vorderseite eines mächtigen Höhentroges brachte anhaltender Tiefdruckeinfluss ergiebige Niederschläge im südlichen Alpenraum, in Norditalien und in Teilen West- und Norddeutschlands. Schäden gab es durch Hangrutschungen, Überflutungen und örtlich durch kleineres Hochwasser. Nach Osten hin entwickelten sich in wärmerer Luft teilweise kräftige Gewitter.



Mitte Mai 2013 lagen weite Teile West- und Mitteleuropas unter einem umfangreichen Höhentrog, dessen Einfluss mit einem Kaltluftvorstoß über dem Nordostatlantik ab dem 14.05. weiter nach Süden expandierte. Zu Beginn des 16.05. reichte seine Trogachse von Schottland über die Bretagne und die Iberische Halbinsel bis nach Nordwestafrika. Ab dem 17.05. schnürte ein Cut-Off-Prozess das südliche Gebiet tiefen Geopotentials ab und ein eigenständiges Höhentief verblieb unter langsamer Abschwächung noch mehrere Tage über Südwest- und Mitteleuropa. Vorderseitig des Höhentroges entwickelte sich am 16.05. weit südlich das Tief "Alfred III", welches auf nördlicher Zugbahn für ergiebige Niederschläge entlang der Südalpen und in Norditalien verantwortlich war. Mit dem Bodentief und mit südwestlicher Höhenströmung wurden subtropische Luftmassen gegen die Südalpen geführt, die zuvor über dem Mittelmeer niedertroposphärisch viel Feuchte aufnehmen konnten. Die Folge waren ergiebige Stauniederschläge, vor allem in den Seealpen und Ligurischen Alpen, im Piemont, im Tessin, in der Lombardei und in Friaul. Oberhalb etwa 2000 Metern gab es erhebliche Neuschneezuwächse von bis zu 50 cm.

Weiter im Westen machte sich über dem Golf von Biscaya und Frankreich ein zweites Tief namens "Bob" bemerkbar, das sich bis zum 19.05. langsam nordostwärts verlagerte, während die Frontensysteme von "Alfred III" über dem nördlichen Mitteleuropa langsam dissipierten. "Bobs" Frontensysteme sorgten erneut in den Südwestalpen und dann vor allem in Teilen Mitteleuropas für teilweise starke Regenfälle, besonders in Nordfrankreich, im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Schleswig-Holstein. Vielerorts in Westeuropa blieb es unter den Wolken und in der kaum erwärmten Maritimluft verhalten kühl mit gebietsweise nur einstelligen Höchsttemperaturen. Selbst in den Gebirgen Spaniens und Portugals fiel Schnee. Das östliche Mitteleuropa und gesamt Ost- und Nordosteuropa kam dagegen in den Genuss von Warmluft, in der vorderseitig von durchschwenkenden Kurzwellentrögen gebietsweise kräftige Gewitter entstanden. Mit den Warmluftvorstößen konnten in Südskandinavien sogar Höchsttemperaturen jenseits der 30 °C-Marke beobachtet werden. Im deutschen Raum gab es am 17.05. und 19.05. ausgehend von einem Leetief über Südostbayern entlang einer Tiefdruckrinne bis zur Nordsee örtlich kräftige Gewitter mit Starkregen, Hagel und Sturmböen. Über Osteuropa gewitterte es besonders auf dem Balkan und von Tschechien über Polen bis ins Baltikum. Gegen Ende der Gewitterepisode trat am 22.05. in Westrussland nahe Yefremov ein Tornado auf, bei dem mindestens 20 Menschen verletzt wurden.

500-hPa-Geopotential/Bodendruck, 850-hPa-Temperatur und Bodendruckanalysen | Quellen: Wetterzentrale, DWD/FU Berlin
15.05.2013, 00 UTC 17.05.2013, 00 UTC 19.05.2013, 00 UTC 21.05.2013, 00 UTC

Die ergiebigsten Niederschläge traten zwischen dem 15. und 19.05. am Alpensüdkamm auf. Im Piemont regnete es in Varallo (I) binnen 4 Tage über 250 mm (siehe auch Grafik unten). Im Tessin summierte sich am 16.05. der 24-h-Niederschlag in Robiei (CH) auf 107 mm, am 18.05. registrierte Camedo (CH) 99 mm. Kräftige Regenfälle gab es auch weiter östlich in Venetien und Friaul. Am 16.05. maß Treviso (I) 112 mm Regen, davon fielen 92 mm in nur 12 Stunden. In Rifugio la Guardia kamen am 16.05. 221 mm und am 17.05. weitere 61 mm zusammen. Ähnlich viel schüttete es in San Bortolo (I), wo am 16.05. 202 mm gemessen wurden. Im Bereich der mitteleuropäischen Gewitter stach am 17.05. die von Südostbayern bis zur Nordsee reichende Konvergenzlinie mit hohen Regensummen hervor. Vor allem in Teilen Nordbayerns, Thüringens und Hessens gab es 24-stündige Niederschläge über 40 mm. Kräftige stratiforme Regengebiete erfassten am 19.05. das Saarland und Rheinland-Pfalz, reichten in abgeschwächter Form aber weiter ostwärts bis zum Erz- und Fichtelgebirge. Spitzenreiter war Hüttgeswasen (RP) im Hunsrück, wo bis zum 20.05., 06 UTC eine Tagesniederschlagssumme von 65 mm registriert wurde. Zwei Tage später brachte das Tief "Bob" im Norden Deutschlands ergiebigen Regen, dies besonders in Schleswig-Holstein, wo in Kiel eine 48-stündige Niederschlagsmenge von 75 mm aufgenommen wurde. Zum Vergleich sind dort nur 53 mm im gesamten Monat Mai üblich. Die großflächigen Niederschläge ließen die Pegel kleinerer Flüsse im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Schleswig-Holstein stark ansteigen. Manche Flüsse führten Hochwasser, dem man mit Sandsäcken begegnete. Im Südalpenraum gab es Hangrutschungen und Überflutungen, teilweise wurden Straßen unterspült und beschädigt.

Pegelverläufe an deutschen Flüssen | Quellen: Umweltdaten Schleswig-Holstein, Wasserstände Saarland
Theel bei Lebach (SL) Schmalfelder Au bei Bad Bramstedt (SH) Düpenau bei Halstenbeck (nahe Hamburg)



Niederschlagssummenkarten und -grafiken

Niederschlagssummen Südalpenraum/Norditalien (oben) und Mitteleuropa (unten) | Quelle: DWD Ninjo
12-h-RR bis 16.05., 06 UTC 12-h-RR bis 16.05., 18 UTC 12-h-RR bis 17.05., 06 UTC
24-h-RR bis 18.05., 06 UTC 24-h-RR bis 20.05., 06 UTC 24-h-RR bis 22.05., 06 UTC

Niederschlagssummenkarte Schweiz (oben) und Niederschlagsverläufe an ausgewählten oberitalienischen Stationen (unten)
Quellen: Meteo Schweiz, piemonte pluviometri
24-h-Niederschlag bis 17.05., 10 UTC
Station Domodossola Station Varallo Station Ala di Stura Station Someraro

Text: DK
24. Mai 2013


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