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Mittwoch, 18. April 2012, 23:30 MESZ


Gewitter, Tornados, Großhagel

USA - Great Plains

14./15.04.2012



Satellitenbild GOES-Komposit (VIS/IR), 14.04., 22:45 UTC:
Kräftige Gewitterzellen über den Great Plains

Erneut entluden sich im April entlang und im Vorfeld einer Kaltfront heftige Gewitter über den Great Plains. Deren Begleiterscheinungen hinterließen erhebliche Schäden, vor allem von zahlreichen Tornados und häufigem großem Hagelschlag wurde berichtet. In Wichita im Bundesstaat Kansas ging bis zu 12 cm großer Hagel nieder, in unmittelbarer Umgebung richtete dort ein Tornado einen vorläufig geschätzten Sachschaden von etwa 283 Millionen US-Dollar an. Mindestens 6 Menschen kamen in den Unwettern ums Leben.


Aktuelle Tornadosaison und Wetterlage über Nordamerika

In diesem Frühjahr kommt das Wetter über den Vereinigten Staaten nicht wirklich zur Ruhe. Neben der beispiellosen Wärmeperiode im März über dem Nordosten der USA, oder rekordverdächtig späten Schneefällen an der Westküste, fällt darüber hinaus die diesjährige Tornadosaison bis zum jetzigen Zeitpunkt außergewöhnlich aktiv aus. Unterbrochen von nur kurzen Verschnaufpausen entladen sich wiederholt und verbreitet unwetterartige Gewitter mit zahlreichen Tornados über den Great Plains und über dem Mittleren Westen. Bis Mitte April wartete in den vergangenenen 10 Jahren nur das Jahr 2008 mit noch mehr Tornadomeldungen auf. Damals wurden bis zum 16. April über 600 Meldungen aufgenommen. In der aktuellen Saison stieg die Zahl der Tornadobeobachtungen nun auf 557 an. Das sind über 150 Meldungen mehr als zu diesem Datum nach langjährigem Mittel üblich.

Radiosonde Lamont (OK)
15.04., 00 UTC
© University of Wyoming
Zum 14. und 15.04. waren über den Great Plains abermals optimale Bedingungen für die Ausbildung heftiger Gewitter mit hoher Tornadowahrscheinlichkeit gegeben. Ausgehend von einem ostwärts durchschwenkenden Höhentrog konnte sich ein klassisches Gewittersetup einstellen. Vorderseitig des Höhentroges kam im Lee der Rocky Mountains eine Zyklogenese in Gang, die niedertroposphärisch das Heranführen sehr feuchter und sehr warmer Luft über den Great Plains und über Teilen des Mittleren Westens verstärkte. In der mittleren und oberen Troposphäre lag gleichzeitig mit großer vertikaler Temperaturabnahme noch sehr trockene Luft als Relikt des vorangegangenen Höhenrückens. Deutlich zu sehen sind die resultierenden Schichtungsverhältnisse in der linken Grafik eines Radiosondenaufstieges über Oklahoma. Große Abstände zwischen Taupunkt (linke Kurve) und Temperatur (rechte Kurve) deuten auf trockene Luft, kleine Unterschiede dagegen auf feuchte Luftmassen hin. Solch eine Troposphäre ist hochgradig potentiell instabil und sehr potent für die Bildung schwerer Unwetter, sie löst aber ohne Antriebsmechanismus noch keine Gewitter aus. Über Lamont in Oklahoma war eine potentiell verfügbare konvektive Energie (CAPE) von über 2.000 J/kg vorhanden, ein Wert, der in Mitteleuropa nur selten erreicht oder nur in Ausnahmefällen überschritten wird.

Geopotential und Bodendruckanalysen | Quellen: wetter3.de, NOAA
14.04.2012, 18 UTC 15.04.2012, 18 UTC 14.04.2012, 18 UTC 15.04.2012, 18 UTC

Erst im Vorfeld und direkt an der Kaltfront des Bodentiefs setzte die nötige Hebung ein, die eine explosionsartige Freisetzung der in der Luftmasse und Luftsäule gespeicherten Energie hervorrief. Binnen nur kurzer Zeit konnten sich mächtige Gewitterzellen entwickeln, welche unter dem Einfluss von kräftiger vertikaler Geschwindigkeitsscherung des Windes und erhöhter bodennaher Richtungsscherung des Windes nicht selten zu sogenannten Superzellen heranreifen. Häufig bilden superzelluläre Gewitter Tornados und großen Hagel aus, oft begleitet von orkanartigen Windböen und sintflutartigen Regenfällen. Die rasche Entwicklung der heftigen Gewitterlinie, scheinbar wie aus dem Nichts, ist auch in der Satellitenbildanimation am Ende des Artikels zu sehen. Meteorologen sprechen bei solchen Ereignissen symbolisch passend von einer "loaded-gun-Wetterlage".



Tornados und großer Hagel

Niederschlagsradarbild eines tornadoträchtigen Gewitters bei Greensburg/KS (links)
Bis zu 15 Kilometer hohe Gewittertürme, analysiert per TRMM-Niederschlagsradar (Mitte)
Tornadojägerportal mit Niederschlagsradar und Livebild vom 15.04., 1 Uhr Ortszeit (rechts)

Quellen: wunderground, chasertv.com, SSAI/NASA

Betroffen von den Unwettern waren bevorzugt die Bundesstaaten Oklahoma, Kansas und Iowa in den Great Plains. Vor allem zahlreiche Tornados und große Hagelschlossen richteten schwere Schäden an. Vielerorts wurden Hagelkörner mit Durchmessern von 5 cm und mehr beobachtet. In Wichita im Bundesstaat Kansas ging sogar bis zu 12 cm großer Hagel nieder. Im Süd- und Ostteil der Stadt wütete darüber hinaus ein Tornado der Stärke F3 nach der Fujita Tornado-Skala. In Verbindung mit dem Wirbelsturm wurde am Wichita Airport eine Windböe von 135 km/h gemessen. Allein dieser Tornado hinterließ einen vorläufig geschätzten Sachschaden von etwa 283 Millionen US-Dollar. In Oklahoma verwüstete ein F3-Tornado die Stadt Woodward, dabei kamen 6 Menschen ums Leben.

Eingegangene Unwettermeldungen am 14.04. und Tornadoschäden in Thurman (IA) | Quellen: wunderground, SPC/NOAA
135 Tornado- und 201 Hagelmeldungen in 24 h Thurman (IA), 15.04. Thurman (IA), 15.04.



Satellitenbildanimation und VIS-Aufnahme
(Quellen: NASA, NOAA)

Satellitenbildanimation 14.04., 13 UTC bis 16.04., 00 UTC Satellitenbild (VIS), GOES-E, 14.04., 20:45 UTC


Text: DK
18. April 2012


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