Banner
Der Internet Explorer bietet nur eine eingeschränkte Funktionalität. The browser you're using is only limited functionable.

Freitag, 04. Februar 2011, 12:30 MEZ


Starkschneefall, Sturm, Kältewelle

Ost-USA, Mexiko
01.-04.02.2011


Satellitenbild: GOES East, 01.02., 15:45 UTC
Quelle: NOAA

Nachdem bereits Ende Januar ein Schneesturm das öffentliche Leben entlang der US-Ostküste weitgehend zum Stillstand gebracht hatte, war Anfang Februar nahezu ein Drittel der gesamten USA von einem weitaus stärkeren Sturm betroffen. Der drittgrößte Schneesturm seit Beginn der Wetteraufzeichnungen sorgte für Neuschneemengen von 70 cm und Temperaturen unter -30 Grad.


Wetterlage und Entwicklung

Ein weiteres Mal bestimmte Anfang Februar ein ausgedehnter Höhentrog die großräumige Wetterlage in den USA. Dieser erstreckte sich von der Hudson-Bucht im Norden Kanadas bis über den Golf von Mexiko. Vorderseitig dieses Troges konnte sich am 01.02. über Texas ein Tiefdruckgebiet entwickeln, aber nur schwach verstärken. Mit einem minimalen Luftdruck im Zentrum des Tiefdruckgebietes von 998 hPa befand sich das System am 01.02., 12 UTC über dem Osten Texas'. Für die weitere Entwicklung der Wetterlage und die folgende Kältewelle ist erwähnenswert, dass sich zeitgleich über dem Nordwesten der USA ein außergewöhnlich kräftiges Bodenhoch mit einem Luftdruck von 1054 hPa befand. Dieses hatte zur Folge, dass sich zwischem dem intensivierenden Tiefdruckgebiet im Süden und dem Hochdruckgebiet im Nordwesten auf Grund des starken Druckgradienten eine kräftige nordöstliche Strömung etablieren konnte, welche kalte Luftmassen südwärts transportierte. Am 01.02., 18 UTC erreichte das Bodentief den Mississippi mit einem Luftdruck um 998 hPa. Die Luftdruckdifferenz zwischen Hochdruckgebiet über Montana und Tief betrug zu diesem Zeitpunkt 57 hPa. Weitere sechs Stunden später hatte sich das Tiefdruckgebiet um 2 hPa leicht intensiviert und sich nordwärts in Richtung der großen Seen verlagert. Entlang der Ostflanke des Bodentiefs wurden warme und feuchte Luftmassen nordwärts transportiert, die dort auf kalte und trockene Luftmassen trafen. In Folge der starken Warmluftadvektion kam es entlang der Luftmassengrenze zu starken und großräumigen Hebungsvorgängen mit entsprechender Niederschlagsbildung. Zwischen dem inzwischen nach Süden verlagertem Hochdruckgebiet über South Dakota und dem Tief herrschte zu diesem Zeitpunkt ein Druckgradient von 50 hPa auf einer Entfernung von 1500 km. In Folge dessen entwickelte sich besonders auf der Westseite des Tiefdruckgebietes ein Sturmfeld, so dass es verbreitet zu starken Schneeverwehungen von bis zu drei Meter Höhe kam. Höchste Windgeschwindigkeiten wurden am 02.02. in Wisconsin, Iowa und Illinois gemessen. In Dubuque (Iowa) erreichten die Spitzenböen an diesem Tag 102 km/h. Deutlich höhere Windgeschwindigkeiten wurden in Milwaukee und Racine registriert. In Böen wurden dort 172 km/h bzw. 156 km/h gemessen. Schnell verlagerte sich das Sturmtief nordostwärts und erreichte bereits am 03.02., 00 UTC den Westatlantik, so dass sich aus Richtung Westen allmählich Hochdruckeinfluss durchsetzen konnte.

Bodendruckanalysen mit Fronten vom 01. bis 03.02.2011 | Quelle: NOAA
01.02.2011, 12 UTC 02.02.2011, 00 UTC 02.02.2011, 12 UTC 03.02.2011, 00 UTC
Satellitenbilder vom 01. bis 03.02.2011 | Quelle: NASA
01.02.2011, 12:15 UTC 02.02.2011, 00:15 UTC 02.02.2011, 12:15 UTC 03.02.2011, 00:15 UTC

Im Süden der USA fielen bereits am 01.02. Regenmengen um 35 mm. Nördlich des Ohio und Missouri fiel dagegen verbreitet Schnee. Bis zu 20 cm Neuschnee innerhalb von 24 Stunden wurden örtlich registriert. Seinen Höhepunkt erreichte der Schneesturm in den folgenden zwei Tagen. Während im Süden der Vereinigten Staaten ein weiteres Mal Regenmengen von mehr als 35 mm fielen, schneite es in den nördlichen Landesteilen kräftig. Innerhalb von 24 Stunden schneite es bis zu 70 cm, 20 cm davon innerhalb von nur vier Stunden. Genaue Werte sind der unten stehenden Tabelle zu entnehmen. Am 03.02. konzentrierten sich die Schneefälle auf den Nordosten der USA. Örtlich fiel innerhalb von nur drei Stunden bis zu 27 cm Neuschnee.
Auf der Westseite des Sturmtiefs gelangte kalte trockene Luft arktischen Ursprungs in Richtung Süden. Selbst im Süden der USA wurden Temperaturen unter -20 Grad registriert. Am 02.02. sank die Temperatur in Amarillo (Texas) auf -20,6 Grad. In Las Vegas wurden sogar -22 Grad gemessen. Derart niedrige Temperaturen weichen um bis zu -16 Grad vom klimatologischen Mittel ab. Auch in Mexiko, besonders im Bergland, wurden Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt gemessen. In Ciudad Juarez sank die Temperatur am 03.02. auf -13 Grad. Auch in den USA sanken die Temperaturen im Vergleich zum Vortag nochmals deutlich. In Chicago wurden z.B. -17,8 Grad gemessen.
In Folge des Schneesturms kamen mindestens zwölf Menschen ums Leben. Allein in Chicago starben am 02.02. sieben Menschen. Besonders schwer betroffen war ein weiteres Mal der Flugverkehr. Landesweit mussten knapp 10.000 Flüge gestrichen werden. Auf den Flughäfen in Kansas City, Chicago, Tulsa und Dallas musste zeitweise der Betrieb eingestellt werden. Auch die New Yorker Flughäfen waren zum wiederholten Male stark betroffen. Von den Flughäfen John F. Kennedy und La Guardia wurden 1100 Ausfälle gemeldet. In Folge des Schneesturms wurde in den Bundesstaaten Illinois, Indiana, Missouri und Oklahoma der Notstand ausgerufen und die Nationalgarde mobilisiert um bei der Beseitigung der Schneemassen zu helfen. Bis zu 100 Millionen Menschen waren von den Auswirkungen des Schneesturms betroffen, was in etwa einem Drittel der Bevölkerung der USA entspricht.





Wetterwerte

Nachstehend eine Auswahl gemessener Neuschneemengen in den USA vom 31.01., 12 UTC bis 02.02., 05 UTC. (*bis zum Ende des Ereignisses) Quelle: NOAA
Maine Indiana Missouri*
HANCOCK
CRANBERRY ISLES
DEER ISLE 3 N
SOUTH BRISTOL 3 SSW
BATH
CHERRYFIELD 4 W
35,6 cm
34,3 cm
33,0 cm
30,5 cm
28,0 cm
27,9 cm
CROWN POINT 1.1 N
HIGHLAND 1.1 S
HAMMOND 3.0 SW
SCHERERVILLE 2.0 WSW
PORTAGE 0.9 ESE
PORTER 0.6 S
47,0 cm
44,5 cm
41,2 cm
40,4 cm
39,9 cm
39,1 cm
GREEN RIDGE 3.3 SW
URBANA 2.7 NNE
JERICO SPRINGS
LIBERAL 0.7 SSE
NEW BLOOMFIELD
JEFFERSON CITY
55,9 cm
55,9 cm
50,8 cm
48,3 cm
48,3 cm
46,5 cm
Vermont Illinois* Oklahoma*
WOODFORD
WATERBURY CENTE 2 SE
JOHNSON
LANDGROVE
SWANTON
COLCHESTER POINT 2 E
55,9 cm
41,9 cm
35,6 cm
34,3 cm
30,5 cm
30,0 cm
ANTIOCH 2.1 ESE
GLEN ELLYN 2.3 N
ST. CHARLES 6.0 NW
BEACH PARK 1.4 W
GENEVA 0.9 N
MARSEILLES 5.6 WNW
68,6 cm
61,7 cm
57,7 cm
55,1 cm
54,6 cm
54,6 cm
MIAMI
OWASSO 1 W
ADA 0.3 NNW
AFTON
PAHASKA 2 S
TULSA 5.4 SSE
50,8 cm
48,3 cm
47,0 cm
45,7 cm
43,2 cm
38,1 cm


Interpolierte 24-stündige Neuschneemengen in den USA 31.01.-03.02., jeweils 06-06 UTC | Quelle: NOAA/NOHRSC
Schneehöhe in den USA 31.01.-03.02. | Quelle: NOAA/NOHRSC



Niederschlagsradarbilder 01.-02.02. | Quelle: UCAR
01.02.2011, 11:59 UTC 01.02.2011, 17:58 UTC 01.02.2011, 23:59 UTC 02.02.2011, 06:00 UTC



Tiefst- und Höchsttemperaturen, Abweichung der Tiefst- und Höchsttemperaturen vom langjährigen Mittel
vom 01.-02.02., sowie Mitteltemperatur und Abweichung der Mitteltemperatur vom langjährigen Mittel
am 02.02.
| Quelle: CPC



Text: JQ



Visit us at
Facebook:

Information on warning levels and icons used
Information on meteoalarm.eu