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Sonntag, 14. November 2010, 19:45 MEZ


Starkregen

West-, Mitteleuropa
11.-14.11.2010


Satellitenbild: 12.11.2010, 12:00 UTC, Meteosat-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk

Entlang einer Luftmassengrenze, der ursprünglichen Kaltfront von Sturmtief "Carmen", kam es vom 12. bis zum 14. November 2010 in einem breiten Streifen vom Norden Frankreichs über Benelux und die nördliche Mitte Deutschlands zu anhaltenden und kräftigen Regenfällen. Örtlich fielen um 100 mm innerhalb von 72 Stunden, was vielerorts zu Überschwemmungen und an kleineren Flüssen zu Hochwasser führte. Mindestens zwei Menschen kamen ums Leben.


Wetterlage und Entwicklung

Sturmtief "Carmen" (siehe Artikel) leitete gegen Mitte November 2010 in West- und Mitteleuropa eine zyklonale Westlage ein, die nicht nur mit zum Teil kräftigen Windböen, sondern gebietsweise auch mit anhaltenden Regenfällen einherging. Dabei wandelte sich die ursprüngliche Kaltfront von "Carmen" in eine lang gestreckte Luftmassengrenze um, die Warmluft subtropischen Ursprungs im Süden von kühlerer Meeresluft nördlich von ihr trennte. Diese Luftmassengrenze verlief etwa von der Bretagne über den Norden Frankreichs, Benelux und die nördliche Mitte Deutschlands hinweg nach Osten und verlagerte sich über einen Zeitraum von rund 60 Stunden nur wenig nach Norden oder Süden. In ihrem Umfeld fiel anhaltend Regen, der durch nach Osten ablaufende Wellen und kleine Randtiefs zeitweise verstärkt wurde. Insbesondere am 13. regnete es im Bereich einer solchen Welle ergiebig.

Bodendruckanalysen vom 12. bis 14.11.2010 | Quelle: FU Berlin / DWD
12.11.2010, 00 UTC 13.11.2010, 00 UTC 14.11.2010, 00 UTC
Pseudopotentielle Temperatur (= Maß für den Energiegehalt der Luft) in 850 hPa und Bodendruck vom 12. bis 14.11.2010
Quelle: wetter3.de
12.11.2010, 00 UTC 13.11.2010, 00 UTC 14.11.2010, 00 UTC

In einem Zeitraum von 72 Stunden (11., 6 UTC bis 14., 6 UTC) wurden von Nordrhein-Westfalen über den Süden Niedersachsens bis nach Sachsen-Anhalt und Brandenburg verbreitet Regenmengen um 50 mm gemessen, örtlich fielen sogar über 100 mm. Beispielsweise kam Essen auf 97 mm - davon 82 mm innerhalb von 48 Stunden -, das ist mehr als die dort normalerweise im gesamten November übliche Menge. 96 mm konnten auf dem Brocken im Harz registriert werden, 93 mm summierten sich in Lüdenscheid.

Niederschlagsradarbilder vom 12. bis 14.11.2010 | Quelle: DWD
12.11.2010, 00:00 MEZ 12.11.2010, 12:00 MEZ 13.11.2010, 00:15 MEZ
13.11.2010, 12:00 MEZ 14.11.2010, 00:00 MEZ 14.11.2010, 12:00 MEZ

Die andauernden und kräftigen Regenfälle lösten vor allem in den nordrhein-westfälischen Mittelgebirgen vielerorts Überschwemmungen und an vornehmlich kleineren Flüssen Hochwasser aus. Insbesondere im Sauer- und Siegerland waren tausende Einsatzkräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk damit beschäftigt, vollgelaufene Keller leerzupumpen und überflutete Straßen zu sperren. Auch einige Autobahnabschnitte wie die A 40 zwischen Dortmund und Duisburg sowie die A 33 bei Paderborn waren zeitweilig überschwemmt und unpassierbar. In der Nähe von Iserlohn drohte ein Haus einzustürzen, nachdem der darunter befindliche Hang weggerutscht war. Ein zusätzliches Problem stellte das nach dem Sturm "Carmen" auf Straßen und Wegen liegende Herbstlaub dar, das Gullys verstopfte und ein Abfließen der Wassermassen verhinderte.


Große Regenmengen wurden auch aus dem Norden Frankreichs und Teilen von Benelux gemeldet. In Caen fielen bis zum 14., 6 UTC innerhalb von 48 Stunden 53 mm, am Flughafen in Maastricht innerhalb von 72 Stunden bis zum selben Termin 95 mm. In Belgien kam es durch Überschwemmungen verbreitet zu Verkehrsbehinderungen; dort ertranken zudem ein Mann und eine Frau in den Fluten.

Bereits Ende August war es bei einer in ihren Grundzügen vergleichbaren Großwetterlage im Münsterland und im Süden Niedersachsens zu enormen Regenmengen gekommen (siehe Artikel).



Wetterwerte

Nachstehend die größten gemessenen 48-stündigen Niederschlagsmengen im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 12., 6 UTC bis zum 14., 6 UTC (links) sowie eine Auswahl der höchsten 48-stündigen Niederschlagsmengen in Westeuropa, jeweils 24-stündig von 6 bis 6 UTC (rechts). Quelle: DWD

Ort 12.-14.
Meinerzhagen-Redlendorf (NRW)
Monschau-Kalterherberg (NRW)
Attendorn-Neulisternohl (NRW)
Essen (NRW)
Brocken (SA)
Stiege (SA)
93 mm
91 mm
82 mm
82 mm
81 mm
79 mm
Ort 11./12. 12./13. Summe
Zuid Limburg (NL)
Uccle (B)
Beauvechain (B)
Deauville (F)
La Hève (F)
Gilze-Rijen (NL)
19 mm
19 mm
14 mm
5 mm
5 mm
40 mm
69 mm
46 mm
51 mm
58 mm
51 mm
7 mm
88 mm
65 mm
65 mm
63 mm
56 mm
47 mm


Satellitenbilder

12.11.2010, 13:11 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
13.11.2010, 13:00 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
14.11.2010, 12:49 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern


Text: CE



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