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Donnerstag, 20. Mai 2010, 15:00 MESZ


Starkregen, Hochwasser

Südost-, Osteuropa
15.-19.05.2010


Pegelentwicklung in Kraków-Bielany,
13.-20.05.2010
Quelle: Polnisches Institut für
Meteorologie und Wasserwirtschaft

Mindestens sieben Menschen kamen Mitte Mai 2010 bei großflächigen Überschwemmungen und Hochwasser infolge intensiver Regenfälle in Südost- und Osteuropa ums Leben. Örtlich fielen mehr als 150 mm Regen innerhalb eines Tages. Binnen drei Tagen kamen zum Teil mehr als 300 mm zusammen.


Wetterlage und Entwicklung

Am 13. und 14. Mai 2010 erstreckte sich ein langwelliges Höhentrogsystem von Island über die Britischen Inseln bis nach Südwesteuropa und Nordafrika. Besonders markant ausgeprägt war dessen Südteil mit einem abgeschlossenen kleinen Höhentief über Frankreich. Zum 15. schwenkte die Hauptachse des Troges ostwärts zum westlichen Mittelmeerraum und interagierte dort mit einem sich von Algerien und Tunesien aus nordostwärts verlagernden, zunächst flachen Tiefdruckgebiet. Es wurde auf den Namen "Yolanda" getauft. Unter moderater Vertiefung um etwa 10 hPa zog es über die Mitte Italiens und die Adria hinweg nordostwärts und verweilte vom 16. bis zum 19. quasistationär unter einem umfangreichen und aus dem Südteil des Troges hervorgegangenen Höhentief über dem ukrainisch-rumänischen Grenzgebiet. An seiner Ostflanke lenkte "Yolanda" warme und über dem östlichen Mittelmeer und Schwarzen Meer mit reichlich Feuchtigkeit angereicherte Luft in einem großen Bogen nach Norden und Nordwesten. Kräftige und anhaltende Niederschläge fielen im Übergangsbereich zu der auf der Südwestseite des Tiefs von Nordwesten her einströmenden kühlen Meeresluft, wo sich die Warmluftadvektion konzentrierte und einen maximalen Beitrag zu großräumigen Hebungsvorgängen leistete.

Bodendruckanalysen vom 15. bis 19.05.2010 | Quelle: FU Berlin / DWD
15.05.2010, 00 UTC 16.05.2010, 00 UTC 17.05.2010, 00 UTC 18.05.2010, 00 UTC 19.05.2010, 00 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur vom 15. bis 19.05.2010 | Quelle: Wetterzentrale
15.05.2010, 00 UTC 16.05.2010, 00 UTC 17.05.2010, 00 UTC 18.05.2010, 00 UTC 19.05.2010, 00 UTC

Besonders betroffen von den Regenfällen war ein Streifen von Kroatien über Slowenien, den Westen Ungarns, die Slowakei und Tschechien bis nach Südpolen. Hohe Niederschlagssummen in Zusammenhang mit "Yolanda" wurden am 16. zunächst aus Kroatien gemeldet. In Daruvar, einer Kleinstadt im kroatischen Slawonien, fielen innerhalb von 24 Stunden bis zum 16., 06 UTC 82 mm. Im Verlauf verlagerte sich der Schwerpunkt der Niederschlagsaktivität nach Norden. Die größten Mengen wurden dabei in den Beskiden im Süden Polens und in der Slowakei gemessen. In Bogdanówka gingen laut dem polnischen Institut für Meteorologie und Wasserwirtschaft 186 mm binnen 24 Stunden zwischen dem 16., 06 UTC und dem 17., 06 UTC nieder. Der Ort liegt etwa 50 Kilometer östlich der 175.000-Einwohner-Stadt Bielsko-Biała, wo sich innerhalb von knapp drei Tagen 286 mm summierten. Auf dem Lysá hora, 1.325 Meter hoch und etwa vier Kilometer östlich von Ostravice im Osten Tschechiens gelegen, konnten zwischen dem 16., 06 UTC und dem 19., 06 UTC 314 mm verzeichnet werden - teilweise in Form von Schnee (insgesamt 50 cm Neuschnee). Verbreitet fielen zwischen 50 und 100 mm innerhalb eines Tages; das entspricht in etwa dessen, was in diesen Regionen sonst im gesamten Monat Mai an Niederschlag zu erwarten ist. Bei Überschwemmungen und Hochwasser an den Flüssen Oder und Weichsel starben mindestens sieben Menschen. In Kleinpolen erreichte die Weichsel örtlich noch nie da gewesene Rekordstände. Aus Kraków (Krakau) wurde der höchste Pegel seit 40 Jahren gemeldet. Sandomierz, etwa 200 Kilometer nordöstlich von Krakau gelegen, wurde weitgehend überflutet. Knapp 3.000 Menschen mussten ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Ähnliche Berichte lagen aus Tschechien, der Slowakei und Ungarn vor, wo es ebenfalls zu großflächigen Überschwemmungen und Hochwasser an mehreren, zumeist kleineren Flüssen kam. Der Gesamtschaden belief sich ersten Schätzungen zufolge auf mehrere Milliarden Euro.

Ein Teiltief von "Yolanda" führte vom 18. bis zum 20. unterdessen auch in Deutschland von Nordost nach Südwest fortschreitend zu kräftigen Regenfällen. In Teilen Brandenburgs (z. B. Angermünde 42 mm), Thüringens (z. B. Geisa 53 mm) und im Norden Baden-Württembergs (z. B. Ladenburg 39 mm) kamen innerhalb von jeweils 24 Stunden beachtenswerte Mengen zusammen. Einem Vergleich mit den osteuropäischen Summen hielten diese aber nicht stand, auch wurde über Schäden nichts bekannt.



Wetterwerte

Nachstehend eine Auswahl gemessener Niederschlagsmengen in Südost-/Osteuropa vom 15. bis 19.05.2010, jeweils bis 6 UTC. Quelle: DWD

Ort 16. 17. 18. 19. Summe
Lysá hora (CZ)
Kraków (PL)
Lomnický (SK)
Daruvar (HR)
Pécs (H)
16 mm
44 mm
9 mm
82 mm
47 mm
164 mm
54 mm
66 mm
30 mm
59 mm
100 mm
28 mm
25 mm
7 mm
12 mm
50 mm
14 mm
23 mm
2 mm
2 mm
330 mm
140 mm
123 mm
121 mm
120 mm


Pegelentwicklungen/Wasserabläufe
Quelle: Polnisches Institut für Meteorologie und Wasserwirtschaft

Sandomierz, 13.-20.05.2010 Kraków-Bielany, 13.-20.05.2010


Satellitenbilder
... von jeweils 12 UTC

15.05., MS-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk
16.05., MS-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk
17.05., MS-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk
18.05., MS-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk
19.05., MS-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk


Text: CE



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