Dienstag, 3. Mai 2016, 11:10 MESZ
Schneefall/Sturm Mitteleuropa 25.-27.04.2016 Schnee am Mummelsee am Fuße der Hornisgrinde 27.04.2016, 18:45 MESZ © Sven Baumstark |
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Ende April hat Tief "Uta" in Teilen Mitteleuropas zum Teil nochmals für ein spätwinterliches Comeback gesorgt. Nachts sanken die Temperaturen auch in den Niederungen an etlichen Stationen unter den Gefrierpunkt. Gebietsweise schneite es bis ins Flachland. Im Bergland betrugen die Neuschneemengen mancherorts über 25 cm. Dazu wehte ein kraftiger Wind.
Wetterlage und Entwicklung In der letzten Aprildekade bestimmte ein Langwellenmuster das Wettergeschehen in weiten Teilen Europas. Östlich eines mächtigen Höhenrückens, der sich bis nach Grönland erstreckte, schloss sich ein ausgeprägter Höhentrog von Skandinavien bis in den Mittelmeerraum an. Im Bereich des Troges und rückseitig gelangte hochreichende Kaltluft nach Mitteleuorpa. Im 500-hPa-Niveau lagen die Temperaturen über Norddeutschland bei nur -38 °C. Am Boden machte sich Tiefdruckeinfluss durch die Tiefs "Theres" und "Uta" bemerkbar. "Uta" bildete sich vor einem südwärts schwenkenden Randtrog über der Nordsee und zog mit seinem Zentrum und einem Kerndruck um 990 hPa über Norddeutschland. Dabei verschärfte sich der Druckgradient und der Wind legte vorübergehend deutlich zu. Nachdem das Tief abgezogen war und die Luftdruckgegensätze geringer wurden, flaute der Wind ab. Bei Aufklaren sanken die Temperaturen nachts auch im Flachland gebietsweise unter den Gefrierpunkt.
Schon am 24. April entwickelten sich in der hinter der Kaltfront von Tief "Theres" eingeflossenen Polarluft zahlreiche Schauer, die zum Teil mit Schnee und Graupel einhergingen und lokal gewittrig durchsetzt waren. Am Morgen reichte es im äußersten Norden Deutschlands für eine dünne Schneedecke, gegen Abend auch im Westen, in Alpennähe und in höheren Lagen ab zirka 500 Metern Höhe. Am 25. und 26. April sickerte mit der Passage der Kaltfront von Tief "Uta" postfrontal ein neuer Schwall hochreichend kalter Meeresluft nach Deutschland. Gebietsweise schneite es in der Nacht auf 26. April bis in die Niederungen. Die teilweise okkludierte Kaltfront von "Uta" erstreckte sich am Vormittag des 26. April über den äußersten Osten Deutschlands bis quer über Süddeutschland. Im Osten und Süden fielen die Niederschläge zum Teil bis in die Niederungen als Schnee. Postfrontal entwickeln sich in der eingesickerten labilen Kaltluft Schauer, die lokal gewittrig ausfielen und zum Teil mit Graupel einhergingen. An der Süd- und Westflanke des Tiefs verschärften sich die Luftdruckgegensätze und der Wind legte deutlich zu. In Böen sowie in Schauer- und Gewitternähe traten örtlich Sturmböen auf (z.B. Potsdam am 27. April: 81 km/h). Am 26. April schneite es am Alpenrand und in den höheren Lagen der Mittelgebirge. Im Schwarzwald lag ein halber Meter Schnee. Die 50 cm in Baiersbronn-Ruhestein (Schneehöhenmessungen seit 1979) stellen einen neuen Rekord für die letzte Aprildekade dar. Mehr Schnee lag dort im April nur vom 01.-04.04.2009 mit einem Monatsrekord von 76 cm am Monatsersten. Die Albsteigen im Kreis Esslingen wurden vorübergehend gesperrt. Im Schwarzwald galt für LKW Schneekettenpflicht, nachdem es binnen 24 Stunden 20 cm geschneit hatte. Überfrierende Nässe und Schnee haben außerdem zu einigen glättebedingten Unfällen geführt.
Text: SB 3. Mai 2016 |