Samstag, 12. September 2015, 12:45 MESZ heftige Gewitter, Starkregen zentraler Mittelmeerraum 08.09.-10.09.2015 Folgen der Überschwemmungen in Taormina (Sizilien) am 09.09.2015 Quelle: youreporter.it |
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Vom 08. bis 10. September bildeten sich im vorderseitig eines Höhentroges von Algerien über den Süden Italiens bis zum Balkan zum Teil heftige Gewitter mit starken Niederschlägen. Das mit Werten um 27 °C außergewöhnlich warme Mittelmeer stellte für die Ausbildung von Konvektion zusätzliche Energie bereit und im Bereich von Sizilien entwickelte sich ein mesoskaliges konvektives System (MCS), wo heftige Gewitter lokal für Überschwemmungen sorgten. Zahlreiche Autos wurden von den Wassermassen weggeschwemmt.
Wetterlage und Entwicklung Die Großwetterlage über Europa war am 08. September 2015 bestimmt von einem mächtigen Höhenrücken, der sich über Westeuropa nordwärts über die Nordsee bis ins Nordmeer erstreckte und von zwei Höhentrögen, einem über dem Atlantik und einem über Osteuropa eingeschlossen wurde. Zweitgenannter Trog erstreckte sich mit seiner Achse nach Südwesten bis in den Westlichen Mittelmeerraum und Nordwestafrika. Algerien und Tunesien lagen dabei noch im Bereich feuchtwarmer Luft tropischen Ursprungs. Kühlere Luft, die in höheren Luftschichten mit Annäherung des Höhentroges einsickerte, führte zu einer Labilisierung der Atmosphäre und zusammen mit großräumigen Hebungsantrieben, die vorderseitig des Höhentroges bereitgestellt wurden bildete sich am 08. September über Algerien und Tunesien bereits hochreichende Konvektion mit heftigen Gewittern.
Diese Faktoren mündeten in der Entstehung eines mesoskaligen konvektiven Systems (MCS). Damit verbundene heftige Gewitter mit Starkniederschlägen wüteten zunächst vor allem über Sizilien, später auch über Kalabrien. Dort kam es zu Überschwemmungen und Ausuferungen. Viele Straßen und Unterführungen standen unter Wasser und waren von Schlamm blockiert. Etliche Autos wurden von den Fluten mitgerissen. Auf den Satellitenbildern ist eindrucksvoll der Wolkenschirm dieses Systems zu sehen, der sich bis in die Mitte Italiens sowie bis nach Bulgarien erstreckte. Darüber hinaus sind über dem Südosten Siziliens einzelne Wolkentürme zu erkennen, die über den Wolkenschirm hinausschießen (sogenannte Overshooting Tops). Hier ist die Vertikalbewegung so stark, dass die Konvektion bis in die untere Stratosphäre reicht, wo eine starke Temperaturinversion ein weiteres Aufsteigen der Luft in der Regel verhindert.
Das Tiefdruckgebiet zog mitsamt dem Gewitterkomplex am 10. September in die südliche Balkanregion wo es sich mehr und mehr abschwächte. Zu heftigen Gewittern mit Starkniederschlägen kam es vor allem noch vom nordwestlichen Griechenland bis ins südliche Albanien. Aber auch weiter im Landesinneren, wie etwa im Serbischen Negotin (91,4 mm/24 h bis 11.09., 06UTC) kamen lokal noch große Regenmengen zusammen.
Text: MB 12. September 2015 |