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Samstag, 21. August 2010, 22:45 MESZ


Starkregen, Gewitter

Mittel-, Osteuropa
12.-17.08.2010


Satellitenbild: 14.08.2010, 04:31 UTC, NOAA-15 IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern

Rund eine Woche nach der Hochwasserkatastrophe in Sachsen, Tschechien und Polen (siehe Artikel) traten Mitte August 2010 in Mittel- und Teilen Osteuropas erneut gebietsweise kräftige Regenfälle und Gewitter auf. Innerhalb von drei Tagen kamen dabei regional Niederschlagssummen von 50 bis 80 mm zusammen, örtlich gab es Überschwemmungen. Größere Schäden blieben jedoch aus.


Wetterlage und Entwicklung

Der regenreiche Witterungsabschnitt wurde durch die Kaltfront von Tief "Xenia" eingeleitet, das als hochreichendes Gebilde am 12. August 2010 mit seinem Zentrum über der westlichen Nordsee lag. Die Front passierte an diesem Tag weite Teile Mitteleuropas langsam von West nach Ost und führte nach einem kurzen sommerlichen Intermezzo kühlere Meeresluft heran. In ihrem Vor- und Umfeld kam es zu teilweise kräftigen Regenfällen, Schauern und Gewittern.

Bodendruckanalysen vom 12. bis 14.08.2010 | Quelle: FU Berlin / DWD
12.08.2010, 00 UTC 13.08.2010, 00 UTC 14.08.2010, 00 UTC
500-hPa-Geopotential und -Bodendruck vom 12. bis 14.08.2010 | Quelle: Wetterzentrale
12.08.2010, 00 UTC 13.08.2010, 00 UTC 14.08.2010, 00 UTC

Während das zu "Xenia" korrespondierende Höhentief seine Position zunächst nur unwesentlich änderte, weitete sich der übergeordnete Langwellentrog am 13. nach Süden aus. Ein um ihn herumlaufender kurzwelliger Anteil ließ an der nur zögerlich nach Osten vorankommenden Front über dem österreichisch-tschechischen Raum ein Teiltief ("Yvette") entstehen, das in der Nacht zum und am 14. über den Westen Polens zur Ostsee zog. An seiner Westflanke traten vor allem in Teilen Österreichs und von Bayern über Thüringen bis nach Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein kräftige Regenfälle auf (z. B. Düben/SA 44 mm in 24 Stunden bis zum 14., 6 UTC). In Eisenstadt (Burgenland/A) wurden während eines Gewitters 64 mm binnen einer Stunde gemessen. Der Kurzwellentrog spaltete sich derweil in einen vorauseilenden westlichen und einen etwas zurückhängenden östlichen Part auf, wobei in Verbindung mit Letzterem am Morgen und Vormittag des 14. auch von der Slowakei über Tschechien, den Westen Polens und den äußersten Nordosten Deutschlands verbreitet kräftige Regenfälle niedergingen. Aufgrund der im präfrontalen Bereich noch lagernden sehr warmen Luft waren diese teilweise von Gewittern begleitet (z. B. Liberec/CZ 51 mm in sechs Stunden bis 6 UTC).

Niederschlagsradarbilder vom 13./14.08.2010 | Quelle: DWD
13.08.2010, 18:00 MESZ 14.08.2010, 01:00 MESZ 14.08.2010, 08:00 MESZ 14.08.2010, 15:00 MESZ

Die für den weiteren Verlauf entscheidende Entwicklung spielte sich derweil südlich der Alpen ab. Dort formierte sich vor einem weiteren markanten Kurzwellentrog über Sardinien und Korsika ein neues Tief ("Yvette II") das sich unter Intensivierung bis zum Morgen des 15. nach Süddeutschland bewegte. Es bezog potentiell instabil geschichtete Warmluft in seine Zirkulation ein, sodass die verbreitet von Nordwestitalien über die Schweiz und den Südwesten Deutschlands bis nach Nordostfrankreich fallenden Niederschläge teilweise gewittrig durchsetzt waren. In der Schweizer Hauptstadt Bern fielen 75 mm innerhalb von zwölf Stunden bis 6 UTC, rund zwei Drittel der nach dem klimatologischen Mittel sonst im August zu erwartenden Menge; auf dem Feldberg im Schwarzwald waren es im selben Zeitraum 43 mm. Aus dem Südwesten Deutschlands wurden denn auch lokale Überflutungen gemeldet. Im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald mussten Feuerwehren zu mehr als 120 Einsätzen ausrücken. Zahlreiche Keller wurden überschwemmt, in der Sporthalle eines Gymnasiums bei Schwenningen stand das Wasser 40 cm hoch. Bei Bötzingen am Kaiserstuhl kam es zu einem Erdrutsch.

Niederschlagsradarbilder vom 14./15.08.2010 | Quelle: DWD
14.08.2010, 18:00 MESZ 15.08.2010, 00:00 MESZ 15.08.2010, 06:00 MESZ 15.08.2010, 12:00 MESZ



Bodendruckanalysen vom 15. bis 17.08.2010 | Quelle: FU Berlin / DWD
15.08.2010, 00 UTC 16.08.2010, 00 UTC 17.08.2010, 00 UTC
500-hPa-Geopotential und -Bodendruck vom 15. bis 17.08.2010 | Quelle: Wetterzentrale
15.08.2010, 00 UTC 16.08.2010, 00 UTC 17.08.2010, 00 UTC

Inzwischen hatte sich der Langwellentrog endgültig von der nordatlantischen Frontalzone losgelöst, das Höhentief lag am Mittag des 15. mit seinem Zentrum über der südlichen Mitte Frankreichs. Ein weiterer Kurzwellentrog stellte großräumige Hebungsantriebe bereit und ließ trotz gleichzeitig wirksamer Kaltluftadvektion die Niederschlagstätigkeit im Tagesverlauf an dem okkludierenden Frontensystem von "Yvette II" über der Mitte Deutschlands wieder aufleben. Während sich der bisherige Tiefkern über Tschechien abschwächte, bildete sich über dem Westen Deutschlands ein neues Zentrum aus. An diesem Sonntag kristallisierten sich über Deutschland zwei Niederschlagsschwerpunkte heraus. Zum einen kamen durch die anhaltenden Regenfälle vor allem in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gebietsweise zwölfstündige Niederschlagsmengen im hohen zweistelligen Bereich zusammen (z. B. Bendorf 42 mm). Andererseits wurden an der Ostflanke von "Yvette II" warme und feuchte Luftmassen aus dem osteuropäischen Raum nord- und später um das Tiefzentrum herum wieder westwärts gelenkt. Der sich auflösende Kern trat dabei über Nordtschechien und Sachsen zunächst noch als bodennahe Tiefdruckrinne in Erscheinung, in der durch Zusammenströmen der Luft ein initialisierender Hebungsantrieb und damit nahezu sämtliche Voraussetzung für die Entwicklung schwerer Gewitter gegeben waren. In Pirna (Sachsen) fielen innerhalb einer Stunde 57 mm Regen, am Flughafen Berlin-Schönefeld gab es schwere Sturmböen bis 90 km/h. In manchen Hanglagen kam es zu kleineren Erdrutschen, im Flachland lokal zu Überschwemmungen.

Niederschlagsradarbilder vom 15.08.2010 | Quelle: DWD
15.08.2010, 15:00 MESZ 15.08.2010, 18:00 MESZ 15.08.2010, 21:00 MESZ 15.08.2010, 23:45 MESZ

Am 16. und 17. wanderte das Höhentief unter nur allmählicher Abschwächung mit seinem Zentrum über Deutschland hinweg nordostwärts. Das nun als "Yvette" ohne numerische Zusätze bezeichnete Bodentief nistete sich an der westdeutschen Grenze ein, wobei die ehemals sehr warme und labil geschichtete Luftmasse im Gegenuhrzeigersinn um den Tiefkern geführt wurde und die Okklusion markierte. Die auf diese Weise in den unteren Schichten wirksame Warmluftadvektion hatte insbesondere in Belgien und im Nordosten Frankreichs weitere ergiebige Regenfälle zur Folge. Gent verzeichnete in der Nacht zum 16. 61 mm, Semmerzake im Süden Belgiens 53 mm.

Niederschlagsradarbilder vom 16.08.2010 | Quelle: DWD
16.08.2010, 06:00 MESZ 16.08.2010, 12:00 MESZ 16.08.2010, 18:00 MESZ 16.08.2010, 23:45 MESZ
Niederschlagsradarbilder vom 17./18.08.2010 | Quelle: DWD
17.08.2010, 06:00 MESZ 17.08.2010, 12:00 MESZ 17.08.2010, 18:00 MESZ 18.08.2010, 00:00 MESZ

Zum Abend und in der Nacht zum 17. kamen auch im Süden Deutschlands wieder vermehrt Regenfälle auf - dabei handelte es sich um die in Verbindung mit dem allmählich nordostwärts abziehenden Tief nun wieder nach Osten gesteuerte Okklusion. Innerhalb von 24 Stunden bis zum Morgen des 17. fielen beispielsweise in Todtmoos (Baden-Württemberg) 53 mm. Indes fand ein letztes Randtief einhergehend mit gewittrigen Regenfällen den Weg über Osteuropa nach Norden. In Toruń (Polen) wurden 39 mm innerhalb von sechs Stunden bis zum 17., 0 UTC gemessen.

Satellitenbilder (NOAA-15 VIS/IR) vom 13.-17.08.2010 | Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
13.08.2010, 16:18 UTC 14.08.2010, 15:54 UTC 15.08.2010, 15:30 UTC 16.08.2010, 15:06 UTC 17.08.2010, 14:42 UTC



Wetterwerte

Nachstehend links eine Auswahl gemessener 72-stündiger Niederschlagsmengen in Deutschland vom 14. bis zum 17.08.2010, jeweils 8 Uhr bis 8 Uhr (MESZ). Rechts daneben eine Auswahl gemessenener 48-stündiger Niederschlagsmengen in Belgien vom 15. (8 Uhr MESZ) bis zum 17.08.2010 (8 Uhr MESZ).
Quellen: DWD, WetterOnline


Ort 14./15. 15./16. 16./17. Summe
Feldberg/Schw. (BW)
Saarbrücken/Flgh. (SL)
Lindenberg (BB)
Leck (SH)
Grünow (BB)
Rheinstetten (BW)
43 mm
7 mm
37 mm
-
45 mm
16 mm
14 mm
25 mm
23 mm
15 mm
4 mm
<1 mm
51 mm
30 mm
1 mm
45 mm
10 mm
9 mm
108 mm
62 mm
61 mm
60 mm
59 mm
25 mm
Orte Belgien 15.-17.
Gent
Ukkel
St. Hubert/Ardennen
Semmerzake
Charleroi/Gosselies
105 mm
100 mm
88 mm
84 mm
83 mm


Text: CE



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