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Montag, 27. November 2005, 23:00 MESZ


Sturm, Starkniederschläge


Italien bis Türkei
22.-26.11.2005


Satellitenbild: 23.11.2005, 11:45 UTC, NOAA 18 VIS
Quelle: Geograf. Inst., Uni Bern


Wetterlage und Entwicklung
Auch vom 22. bis zum 26.11.2005 zeigte sich wieder einmal, dass Tiefdrucktätigkeit im Mittelmeerraum immer mit heftigen Wettererscheinungen einhergeht: Von der französischen Mittelmeerküste bis hin zur Westtürkei traten Sturm, Gewitter und intensive Regenfälle auf.
Am 22.11.2005 lag ein umfangreiches Hochdruckgebiet sowohl in der Höhe als auch am Boden ("Xandra" und "Yrsa") über West- und Mitteleuropa, ihm gegenüber ebenso kräftig ausgebildet ein Höhenwirbel über Südosteuropa. Zunächst änderte sich an der dieser Konstellation wenig, der Höhenwirbel wanderte mit seinem Zentrum etwas nach Westen in den zentralen Mittelmeerraum. Ab dem 24.11. wurde das Hochdruckgebiet über Mitteleuropa allerdings rasch abgebaut, so dass von Norden her ein neuer mächtiger Trog nachstoßen konnte und sich mit dem Höhentief im Süden verband.
Bise und Mistral, Bora
Am 22. und 23.11. herrschte an der Südflanke des Hochdruckgebietes ein scharfer Druckgradient. Dieser ruft häufig an der westlichen Alpennordseite einen lokalen Wind oder Sturm hervor, der in der Schweiz als Bise bekannt ist. Dabei wird die kräftige, kalte und trockene Ost- bis Nordostströmung zwischen Alpen und Schweizer Jura eingezwängt und beschleunigt. Nicht selten treten dabei Sturm- oder sogar Orkanböen auf. Die größten Windgeschwindigkeiten werden am Genfer See und auf den Gipfel des Jura erreicht (zb La Dôle 139 km/h, Nyon 93 km/h). In Deutschland gelangt häufig auch der Südschwarzwald in den Einflussbereich der Bise, wo dann bei tiefen Temperaturen und klarem Himmel Orkanböen über den Feldberg fegen können.
Gewissermaßen als Fortsetzung der Bise kann im Rhonetal (zwischen Alpenund Zentralmassiv) und im westlichen Mittelmeer der Mistral angesehen werden. Er weht, wenn die Strömung eine nördliche Komponente erhält. In diesem Fall war der Mistral nicht besonders stark ausgeprägt, immerhin verzeichnete Toulon aber eine orkanartige Böe von 111 km/h, am Cap Corse wurden 126 km/h gemessen!
Mit der Verlagerung des Bodentiefs nach Süditalien kann in zwei weiteren Gebieten des Mittelmeeres Sturm entstehen: Bei einem kräftigen Druckgradienten zwischen dem Hoch im Norden und dem süditalienischen Tief weht im Bereich der nördlichen Adria häufig die Bora, ein kalter, sehr böiger Fallwind aus dem Landesinneren Kroatiens heraus in Richtung Adria; die Böen können mühelos Orkanstärke erreichen.
Das Bodentief zog in der Folge etwas nach Osten, so dass auch in der Ägäis Sturm auftreten konnte: Kithira und Naxos verzeichneten Böen bis 100 km/h. Zur gleichen Zeit wehte auf den über 2000 Meter hohen Bergen des Balkans Orkan mit Böen jenseits der 150 km/h (zB Crni Vrah 161 km/h).

Neben dem Wind sind Starkniederschläge ein weiteres herausragendes Wetterphänomen: Von Süditalien bis an die Westküste der Türkei traten von Gewittern begeleitete intensive Regenfälle auf. In Lecce brachte ein Gewitter 61 mm Regen, in Griechenland und der Türkei wurde binnen dreier Tage teilweise ein Mehrfaches der üblichen November-Monatssumme verzeichnet, zB entsrpechen in Athen die gefallenen 136 mm 267% des Monatssolls von 51 mm, dabei fielen allein vom 22. auf den 23.11. 75 mm!.
Die Kaltluft erfasste auch Nordafrika: auf den Satellitenbildern markiert ein Wolkenband eindrucksvoll die Vorderseite der Kaltluft. Sebst im Landesinneren Algeriens kam es zu Regenfällen.

Bodendruck und 500 hPa-Geopotential vom 22. bis zum 25.11.2005, jeweils 00 UTC:
Quelle: metoffice.com, Wetterzentrale
22.11.2005, 00 UTC 23.11.2005, 00 UTC 24.11.2005, 00 UTC 25.11.2005, 00 UTC
22.11.2005, 00 UTC 23.11.2005, 00 UTC 24.11.2005, 00 UTC 25.11.2005, 00 UTC

Wind

Nachstehend eine Auswahl an gemessenen Spitzenböen vom 22. bis zum 24.11.2005:

Ort
Mourgash (Bulgarien)
Cherni Vrah (Bulgarien)
Mussala (Bulgarien)
Botev Vrah (Bulgarien)
Naxos (Griechenland)
Kithira (Griechenland)
Burgas (Bulgarien)
Crni Vrah (Jugoslawien)
Jungfraujoch (Schweiz)
La Dôle (Schweiz)
Nyon (Schweiz)
Chasseral (Schweiz)
Toulon (Frankreich)
Cap Corse (Frankreich)
Pula (Kroatien)
144 km/h
144 km/h
144 km/h
100 km/h
100 km/h
106 km/h
144 km/h
161 km/h
154 km/h
139 km/h
93 km/h
117 km/h
111 km/h
126 km/h
94 km/h

Niederschlag

Nachstehend eine Auswahl an gemessenen Niederschlagsmengen vom Samstag, 12.11.2005, 06 UTC, bis zum Dienstag, 15.10.2005, 06 UTC, jeweils 24-stündig:

Ort 22./23. 23./24. 24./25. 25./26. Summe Mittel
Athen
Tripolis
Kithira
Milos
Lecce (Italien)
Naxos
Limnos
Canakkale
Alexandroupolis
Mitilini
29 mm
25 mm
43 mm
51 mm
61 mm
48 mm
17 mm
-
-
4 mm
75 mm
48 mm
50 mm
21 mm
-
33 mm
44 mm
62 mm
18 mm
24 mm
32 mm
89 mm
11 mm
-
5 mm
1 mm
34 mm
23 mm
75 mm
56 mm
-
3 mm
15 mm
15 mm
-
4 mm
-
38 mm
24 mm
36 mm
136 mm
165 mm
119 mm
87 mm
66 mm
86 mm
95 mm
123 mm
117 mm
120 mm
51 mm
114 mm
86 mm
61 mm
-
47 mm
75 mm
-
76 mm
94 mm

23.11.05, 13:34 UTC, N18 VIS
Quelle: B. J. Burton
24.11.05, 13:24 UTC, N18 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
24.11.05, 0:15 UTC, N18 IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
25.11.05, 1:34 UTC, N18 IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern



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