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Mittwoch, 3. Dezember 2008, 20:15 MEZ
Rückblick November 2008 Satellitenbild: 24.11.2008, 12:10 UTC, NOAA VIS Quelle: DLR |
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Wetterlage und Entwicklung Nach einer überaus milden, teilweise sogar ungewöhnlich warmen ersten Monatshälfte mit neuen Rekordtemperaturen gingen die Temperaturen in der zweiten Hälfte des Novembers 2008 deutschlandweit deutlich zurück. Verbunden mit einem ersten Vorstoß von Kaltluft arktischen Ursprungs kehrte in der letzten Dekade sogar erstmals in dieser Saison bis in tiefe Lagen der Winter ein. Trotz der kalten Phase konnte der Wärmeüberschuss vom Monatsanfang nicht mehr abgebaut werden. Die bundesweit flächengemittelte Temperatur lag bei +4,8 °C, was gegenüber dem Mittel der Jahre 1961 bis 1990 eine positive Abweichung von 1,0 K bedeutet. Relativ gesehen am wärmsten war es dabei im Nordosten (z.B. Rostock +6,9 °C / +1,6 K) sowie im Rhein-Main-Gebiet (z.B. Frankfurt/Main +6,4 °C / +1,7 K). Mit einem Flächenmittel von 46,3 mm Niederschlag verlief der Monat deutlich zu trocken (61 Prozent des langjährigen Mittels). Besonders niederschlagsarm war es in Teilen Baden-Württembergs; beispielsweise fielen in Öhringen nur 9,7 mm, was gerade einmal 14 Prozent der sonst üblichen Monatssumme entspricht. Etwas mehr Niederschlag als normal verbuchte dagegen der Nordwesten mit zum Beispiel 88,7 mm in Emden (112 Prozent des Mittels). In weiten Teilen Deutschlands schien die Sonne deutlich weniger als im November zu erwarten, vor allem im Norden (z.B. Rostock 29,0 Stunden / 55 Prozent). Positive Abweichungen von wenigen Stunden gab es besonders in Bayern (z.B. Straubing 62,5 Stunden / 132 Prozent) und Thüringen, was auf häufige auftretende Föhneffekte zurückgeführt werden kann. In Rheinstetten bei Karlsruhe lag die Monatsmitteltemperatur bei +6,2 °C; im Vergleich zur Zeitreihe 1961 bis 1990 stellt dies eine positive Abweichung von 1,3 K dar. Im gesamten Monat fielen lediglich 20,4 mm Niederschlag, das ist noch nicht einmal ein Drittel der sonst üblichen Summe (28 Prozent). Die Sonne schien knapp 64 Stunden - etwas länger als im langjährigen Mittel (127 Prozent).
In der Gefolgschaft von "Zinnia" hatte sich noch am 1. über dem Südosten Spaniens ein weiteres Tief gebildet, "Angelika". Es nistete sich bis zum 4. über der Biskaya ein. Auf der Vorderseite des Tiefs dominierte über Mitteleuropa in allen Höhenschichten der Troposphäre nach wie vor eine südliche Strömung, mit der weiterhin sehr milde Luft herangeführt wurde. Am 2. und 3. überwog in der Nordhälfte Deutschlands im Bereich der dort verlaufenden Luftmassengrenze starke Bewölkung, Regen fiel allerdings kaum. Nach Süden hin zeigte sich ab und an auch die Sonne. Unmittelbar am Alpenrand herrschte weiterhin Föhn, wenngleich die Temperaturen nicht mehr ganz so hoch wie am 1. kletterten. Doch auch im Schwäbischen wurde es am 3. sehr mild (z.B. Stuttgart/Flgh. +17,6 °C).
Im weiteren Verlauf wurde das Höhentiefgebilde wieder der nordatlantischen Frontalzone angegliedert und erstreckte sich am 7. als langwelliger Höhentrog von den Britischen Inseln bis nach Nordafrika. Im Übergangsbereich zwischen der zuvor nordwärts geführten sehr milden Luft, die am 6. und 7. über dem östlichen Mitteleuropa lag, und kühlerer Atlantikluft im Westen etablierte sich eine Luftmassengrenze, entlang derer es vor allem am 6. in der Osthälfte Deutschlands etwas regnete. Westlich davon hielt sich großflächig dichter Hochnebel, der am 6. nur im Süden Bayerns und im Westen, am 7. in der kompletten Westhälfte größere Lücken zeigte.
Zum 10. entstand über der Nordsee am Frontenzug von "Chanel" ein Randtief, das im Tagesverlauf zur norwegischen Küste zog. Diesem Randtief folgte auf etwas südlicherer Zugbahn rasch ein weiteres nach. Die über dem Süden Deutschlands angekommene Kaltfront von "Chanel" wurde somit wieder als Warmfront nach Norden rückläufig. Während der Süden von schwachem Hochdruckeinfluss profitierte, präsentierte sich der Tag in der Mitte und im Norden stark bewölkt bis bedeckt mit zeitweiligem Regen. An der Südostflanke der Randtiefs herrschte zudem ein veritabler Luftdruckgradient, der an der Nord- und Ostseeküste schwere Sturmböen aus Südwest ermöglichte (z.B. Helgoland 101 km/h). Mit der südwestlichen Strömung gelangte einmal mehr sehr milde Luft nach Deutschland, sodass am Rhein und in Brandenburg Tageshöchsttemperaturen über +15 °C registriert werden konnten. In Lahr am Oberrhein wurden sogar +18,0 °C gemessen. Für einen neuen Dekadenrekord war das zwar zu wenig; diese sollte es tatsächlich jedoch einen Tag später im Norden geben, und zwar gleich sieben an der Zahl. Im Schlepptau von Randtief Nummer zwei huschte nämlich noch ein drittes Randtief nach Nordosten, vor dem die Strömung über Deutschland noch einmal gen Süd drehte und niedertroposphärisch sehr milde Luft einbezogen wurde. Dabei schien an diesem 11. im Norden nicht mal die Sonne, zeitweise regnete es sogar. Trotzdem gelang es beispielsweise Arkona auf Rügen mit einem Maximum von +14,1 °C seinen 22 Jahre alten Rekord gleich um mehr als 1 K zu überbieten.
Am 13. ließ eine Zyklongenese im Golf von Genua die Luftmassengrenze weiterhin nur zögerlich südostwärts vorankommen. Im Süden Bayerns fiel weiterer Regen, teilweise mischten sich bis in tiefere Lagen einige Schneeflocken unter die Tropfen. In der Nähe zur höhenkältesten Luft ganz im Norden gab es einzelne Regenschauer; dazwischen sorgte ein weit nach Osten vorgeschobener Keil des Azorenhochs für ruhiges, aber häufig stark bewölktes Herbstwetter.
Der zu "Doreen" korrespondierende Höhentrog zog am 17. ostwärts ab. Dahinter folgte ein sich abschwächender Rücken nach, der den mitteleuropäischen Raum aber zügig südostwärts passierte und sich hauptsächlich am 17. für verbreitet heiteres Wetter verantwortlich zeigte. Etwas Regen im Bereich der Kaltfront von "Doreen" gab es am Vormittag noch ganz im Süden Deutschlands, letzte Regenschauer auf der Rückseite des Troges im Westen und Nordwesten. Eine weitere Trogpassage stand am 18. an. An den kurzwelligen, aber langgezogenen und vom Eismeer bis ins Mittelmeer reichenden Trog war am Boden Tief "Frauke" über dem Norden Skandinaviens gekoppelt. Auch im Zusammenhang mit "Frauke" handelte es sich um ein bereits okkludiertes Frontensystem, das von Nordwest nach Südost über Deutschland hinweg schritt. Vor allem im Norden und in der Mitte fielen einige Millimeter Regen, im Süden blieb es an manchen Orten sogar trocken. Zwischen dem 17. und dem 19. hatte sich über dem mittleren Nordatlantik - fernab vom mitteleuropäischen Wettergeschehen - eine hochreichende Antizyklone aufgebaut. Gestützt durch hohes Geopotential wies der Kern des Hochs am 18. und 19. einen Luftdruck von über 1040 hPa auf. An der Nord- und Nordostabdachung dieses Hochs etablierte sich eine lebhafte west- bis nordwestliche Strömung, mit der am 19. und 20. Tief "Gabrijela" über den Süden Skandinaviens südostwärts gesteuert wurde. Aus kompakter Warmfrontbewölkung regnete es am 19. im Norden Deutschlands gebietsweise etwas, im Süden lockerten die Wolken ab und zu auf.
In der Kaltluft gingen die Niederschläge noch am Abend des 21. zunehmend bis in tiefe Lagen in Schnee über. So konnte sich bis zum Morgen des 22. auch im Flachland verbreitet eine dünne Schneedecke ausbilden. Am Bremer Flughafen lagen am Morgen sogar 14 cm der weißen Pracht. Tagsüber traten wiederholt zum Teil kräftige Schneeschauer auf, wobei in Saarbrücken innerhalb weniger Stunden 15 cm Schnee fielen.
"Jenny" wanderte am 24. langsam und unter Abschwächung über das mittlere Deutschland hinweg ostwärts. In ihrer Spur eingebettet lag die Okklusion des Tiefs als für kurze Zeit quasistationäre Luftmassengrenze, welche die mildere Luft südlich der Front von der Kaltluft arktischen Ursprungs nördlich davon trennte. Entlang der Luftmassengrenze gab es bis in tiefe Lagen teilweise kräftigen Schneefall, in Kassel lagen am Abend 12 cm. Im Süden regnete es bis in mittlere Berglagen, erst am Abend, als die Luftmassengrenze - respektive die umgebogene Okklusion von "Jenny" - nach Süden vorankam, war der Regen auch dort wieder vermehrt mit Schnee vermischt. Allerdings ließen die Niederschläge rasch nach. Ganz im Norden merkte man von alldem nur wenig, dort schien bei Temperaturen wenige Grad über dem Gefrierpunkt häufig die Sonne. Einen ausführlichen Artikel zum ersten Wintereinbruch der Saison 2008/09 gibt es hier. Am 25. und 26. kippte der atlantische Rücken nach Osten und nahm eine südwest-nordost-orientierte Ausrichtung ein. Der ehemals so mächtige europäische Trog schwächte sich ab; seine Hauptachse konnte dann etwa von Nordschweden über Osteuropa bis zu den Kanaren identifiziert werden. Viele Wolken, aber auch einige sonnige Abschnitte beherrschten das Bild am 25.; stellenweise schneite oder regnete es noch leicht. Einen Tag später machte sich besonders im Süden Deutschlands ein ausgeprägter Keil des atlantischen Hochs mit sonnigem Wetter bemerkbar, dem Norden näherte sich die Frontalzone an. Die darin eingelagerte Warmfront von Tief "Liane" streifte am 26. und 27. über Norddeutschland, dabei fiel bei deutlich steigenden Temperaturen - auf den Nordseeinseln wurden bis +10 °C gemessen - etwas Regen.
Monatswerte Nachstehend Monatswerte vom November 2008 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):
Monatsmittel Temperatur und Niederschlag
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