Wettergefahren - Frühwarnung - Rückblick Januar 2008
Wettergefahren-Frühwarnung - Übersicht

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Donnerstag, 7. Februar 2008, 01:00 MEZ


Rückblick Januar 2008


Satellitenbild: 31.01.2008, 10:19 UTC, NOAA-17 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern


Wetterlage und Entwicklung

Nach dem äußerst milden Januar des Vorjahres stieß auch der erste Monat des Jahres 2008 in ähnliche Dimensionen vor und fiel ebenfalls in ganz Deutschland mehrere Grad Kelvin zu mild aus. Die positiven Abweichungen gegenüber dem Mittel der Jahre 1961 bis 1990 reichten dabei von 2,9 K auf Helgoland bis 5,1 K in Magdeburg. Häufige Westwetterlagen, oder zu Beginn des Monats auch "Winkelwestlagen", führten atlantische Luftmassen heran und trugen einen maßgeblichen Teil zu der milden Witterung bei. Die Niederschlagsbilanz zeigte sich im Westen ausgeglichen. Viel zu nass war es in einem Streifen von der Nordsee bis nach Brandenburg und Sachsen, dort ging teilweise über das Doppelte der durchschnittlichen Menge nieder. Dass es gerade in diesem Streifen soviel regnete, lässt sich auf eine über diesem Raum mehrere Tage quasistationäre Luftmassengrenze um den 20. zurückführen. Nur rund die Hälfte der sonst üblichen Niederschlagssumme, verglichen mit dem langjährigen Mittel, bekamen Teile Niederbayerns ab (z.B. Straubing 29,2 mm, das entspricht 51 Prozent). Die Sonne schien am längsten im Süden und Osten der Bundesrepublik, der Norden sah sie dagegen weniger oft als gewohnt. Exemplarisch dafür steht Emden mit nur 14,2 Sonnenstunden im gesamten Monat, das sind - wiederum bezogen auf das klimatologische Mittel von 1961 bis 1990 - nur 33 Prozent.

Die Serie von vier Monaten in Folge, die zu kalt oder mindestens nicht zu warm verliefen, riss in Karlsruhe mit dem Januar 2008. Mit 5,0 °C lag die Monatsmitteltemperatur 3,8 K bzw. 3,1 K über dem Mittel der Jahre 1961 bis 1990 bzw. 1971 bis 2000. Mit 50,8 mm wurde das Niederschlagssoll wie schon im Vormonat zu 90 Prozent erfüllt. Die Sonne erledigte ihren Job mehr als ordentlich und schien 74,1 Stunden lang, das sind 158 Prozent im Vergleich zum langjährigen Mittel.

Am Monatsanfang setzte sich die recht kalte Witterung von Ende Dezember 2007 fort. An der Südflanke des kräftigen Hochdruckgebietes "Evi" mit Schwerpunkt über dem Nordwesten Russlands gelangte mit einer östlichen Strömung kontinentale Kaltluft nach Mitteleuropa. In der Nähe eines kleinen Tiefs über Ostdeutschland ("Lukas"), das sich am 2. vor allem noch in höheren Schichten abbildete, schneite es etwas. Sonst schien neben einigen Wolken die Sonne.
Vom 3. an stellte sich die großräumige Wetterlage komplett um. Vom Atlantik her zog ein Tief mit seinem Zentrum über die Biskaya und Südfrankreich bis zum 5. zum westlichen Mittelmeerraum. Zwischen diesem und dem unverändert über Nordwestrussland liegenden Hoch "Evi" baute sich zwischenzeitlich ein Luftdruckgradient von über 80 hPa auf. Somit kam über Mitteleuropa eine kräftige Südost-, später Südströmung in Gang, mit der verstärkt Warmluft aus südlichen Breiten herantransportiert wurde. Erste schwache Niederschlagsgebiete erreichten Westdeutschland bereits am 3., in Teilen Nordrhein-Westfalens, des Saarlands und Rheinland-Pfalz fiel etwas gefrierender Regen.
Unterdessen verlagerte sich ein weiteres Tiefdruckgebiet ("Birgitta") vom Nordatlantik bis zum 5. zu den Britischen Inseln. Über Europa etablierte sich die schon zu Beginn dieses Artikels angesprochene "Winkelwestlage". Ihre wesentlichen Merkmale sind eine gut ausgeprägte Westströmung über West- und Mitteleuropa, die über Osteuropa nach Nordosten abbiegt. Der Grund für dieses ‚Abbiegen' ist ein Hochdruckgebiet über Russland, in diesem Fall war das "Evi". Die Okklusion von "Birgitta" überquerte Deutschland am 5. von West nach Ost mit Regen. Im Nordosten waren bodennah noch Reste der Kaltluft vorhanden, dort fiel gefrierender Regen.
Am 6. um 00 UTC hatte die Front in ihrem Nordteil die Oder erreicht, Richtung Süden hing sie allerdings weit zurück und ging in die Warmfront eines neuen Tiefs über dem Ostatlantik über. Am Vormittag des 6. regnete es im Nordosten im Bereich eines Höhentroges noch, teilweise immer noch gefrierend und mit allmählich wieder unter 0 °C sinkenden 850 hPa-Temperaturen ging der Regen mancherorts sogar wieder in Schnee über. In den übrigen Gebieten setzte sich vorübergehend Zwischenhocheinfluss mit einem Wechsel von Sonne und Wolken durch; vereinzelt gingen letzte Regenschauer nieder.
Das ebenfalls okkludierende Frontensystem des angesprochenen neuen Tiefs - "Christine", so sein Name - griff am Morgen des 7. auf den Westen Deutschlands über und schwenkte rasch nach Osten. Auch an dieses Frontensystem war ein Niederschlagsband geknüpft; während im Westen Temperaturen von über +10 °C gemessen werden konnten, handelte es sich im Osten stellenweise wieder um gefrierenden Regen und Schnee.
Indes wölbte sich über Westeuropa ein flacher Hochdruckrücken auf, der sich am 8. über das Bundesgebiet hinweg nach Osten bewegte. Großräumiges Absinken ließ, mit Ausnahme des äußersten Nordens, die Wolkendecke auflockern und bescherte weiten Teilen Deutschlands einen sonnigen und milden Tag.
Doch auch diese Phase war nur von kurzer Dauer. Tiefdruckgebiet "Eliane" lag am 9. um 00 UTC mit seinem Kern unweit der nordschottischen Küste und brachte den nördlichen Gebieten Großbritanniens und Irlands Orkanböen bis 173 km/h (siehe Artikel). Die Warmfront von "Eliane" streifte in der Nacht zum 9. nur den äußersten Nordwesten, die Kaltfront passierte am 9. tagsüber das Bundesgebiet von Nordwesten her mit leichtem Regen. Der Sprung über die Alpen gelang jedoch nicht; über Süddeutschland nahm die Front eine Lage parallel zur Höhenströmung ein, verharrte dort bis zum 10. und löste sich schließlich auf. Hinter ihr gelangte für wenige Stunden erwärmte Meereskaltluft etwa bis zur Donau, die aber noch am 10. überall wieder durch milde Luft aus Südwesten ersetzt wurde. Über dem Ostatlantik weitete sich ein umfangreicher Höhentrog nach Süden aus, was über West- und Mitteleuropa eine sowohl in höheren Troposphärenschichten als auch - an der Südostflanke eines Tiefdrucksystems bei den Britischen Inseln - bodennah eine kräftige Südwestströmung implizierte. Im 850 hPa-Niveau stiegen die Temperaturen über Deutschland verbreitet auf über +5 °C, und diese Warmluft konnte sich vor allem im Westen auch teilweise bis zum Boden durchsetzen. Im Saarland, genauer in Saarbrücken und Tholey, wurden neue Rekorde für die Höchsttemperatur in der zweiten Januardekade aufgestellt. In Baden-Baden kletterte das Quecksilber auf +15,1 °C (siehe Artikel).
Die Kaltfront eines über den Süden Großbritanniens bis zum 13. nach Ostschweden ziehenden Tiefs ("Gisela") drängte die milde Luftmasse über Deutschland in der Nacht zum 12. nach Osten ab. Am 12. regnete es im Umfeld der Front verbreitet etwas, am 13. dominierte, abgesehen von lokalen Nebelfeldern, sonniges Wetter.
Doch einmal ‚eingefahren', hatte die Westwetterlage auch zur Monatsmitte und darüber hinaus Bestand. Die Abläufe wiederholten sich: Am 14. um 00 UTC hatte sich das nächste Tiefdruckgebiet ("Ilse") bei den Britischen Inseln eingefunden und lenkte von Südwesten her erneut milde Luft nach Deutschland. Die Kaltfront zog in der Nacht zum 15. mit etwas Regen nach Osten. Derweil hatte ein weiteres Tiefdruckgebiet die Britischen Inseln erreicht, auf dessen Südseite sich ein Randtief formierte. Dieses erhielt den Namen "Jette" und legte bis zum 16. einen Weg über die Nordsee nach Südwestnorwegen zurück. In Westeuropa wurden zum Teil schwere Sturmböen beobachtet, in Deutschland beschränkten sich derartig kräftige Böen meist auf hohe Lagen der Mittelgebirge (siehe Artikel).
Auf "Jette" folgte zunächst "Karin". Dieses Tief wählte zwar eine vergleichsweise nördliche Zugbahn, unterstützt von einem scharfen Höhentrog erwies sich das okkludierende Frontensystem über Deutschland am Abend des 17. aber doch als recht wetteraktiv. In alphabetischer Reihenfolge ging es weiter und nach "Karin" kam "Louisa". "Louisa" verlagerte sich knapp nördlich an Schottland vorbei, über die Nordsee hinweg und bis zum 19. vor die Südwestküste Norwegens. Das Tief sorgte am 18. in Großbritannien für schwere Sturm-, am 19. in Norwegen verbreitet für Orkanböen (siehe Artikel).
Anders als bei den vorangegangenen Tiefs kam die Kaltfront von "Louisa" aber nur etwa bis zur Mitte Deutschlands voran und wurde dann wieder als Warmfront nach Norden rückläufig. Grund hierfür war ein Vorstoß warmer Luft subtropischen Ursprungs zwischen einem Tief über dem mittleren Atlantik und einem Hoch mit Schwerpunkt über Südfrankreich. Der Frontenzug lag ‚schleifend' vom 19. an quer über Norddeutschland, am 20. und 22. liefen an diesem zudem zwei Randtiefs ("Margret" und "Nicole") nach Osten ab. Innerhalb von 72 Stunden bis zum 22., 06 UTC fielen z.B. in Braunlage im Harz 161 mm Regen, sonst in einem Streifen von Niedersachsen bis nach Brandenburg verbreitet um 50 mm.
Dass es sich in der Tat um sehr milde Luft handelte, bewies der 19. mit großflächig zweistelligen Tageshöchsttemperaturen und einem neuen Dekadenrekord in Artern (Thüringen). Endgültig wurde die Luftmassengrenze über Norddeutschland - und mit ihr die Warmluft südlich davon - erst am 22. nach Süden abgedrängt. Auf der Rückseite von "Nicole" setzte sich polare Kaltluft südwärts in Bewegung. Im Norden ging der abziehende Niederschlag gegen Ende in Schnee über, sodass dort am Morgen des 22. gebietsweise einige Zentimeter Schnee lagen. Im Tagesverlauf machte sich von Südwesten her Hochdruckeinfluss bemerkbar und die Niederschläge ließen rasch nach.
Nach einem - mit Ausnahme des Nordens, wo eine Warmfront dichte Wolken und etwas Regen brachte - recht sonnigen 23. schwenkte am Abend des 24. und in der Nacht zum 25. ein kurzwelliger Höhentrog über Mitteleuropa ostwärts und lieferte etwas Regen. In diesen eingelagert war die Kaltfront eines Tiefs über dem Nordosten Schwedens.
Am 25. schob sich das Hochdruckgebiet "Bernd" vom Atlantik Richtung Frankreich vor. Bei milden Temperaturen zwischen +5 und +10 °C schien neben einigen Wolken häufig die Sonne. Dies traf für die Südhälfte auch noch am 26. zu, während den Norden die Kaltfront eines Tiefs über dem Baltikum überquerte. An der Südwestflanke dieses Tiefs verschärften sich die Luftdruckgegensätze, sodass in der Nordosthälfte an vielen Stationen schwere Sturmböen gemessen werden konnten. Grünow, im Osten Mecklenburg-Vorpommerns gelegen, verzeichnete mit 119 km/h gar eine Orkanböe.
Am 27. erstreckte sich ein langgezogener Frontenzug, ausgehend von Tiefdruckgebiet "Quitta" bei Island, quer über Mitteleuropa hinweg bis nach Osteuropa. An diesem lief eine Warmfrontwelle nach Südosten ab. Während in der Osthälfte Deutschlands erneut Sturmböen und Regen auftraten, überwog im Südwesten ein freundlicher und trockener Wettercharakter. In Verbindung mit Föhn kam es derweil in Österreich zu Orkanböen (siehe Artikel).
Am 28. regnete es im Norden, in der Mitte und im Osten entlang der unverändert dort verweilenden Front noch etwas, die Mengen hielten sich jedoch in engen Grenzen und lagen im 12-stündigen Zeitraum bis 19 Uhr MEZ meist unter 1 mm. Im Süden ergriff dagegen Hoch "Bernd" die Initiative und bescherte weiten Teilen Baden-Württembergs und dem Süden Bayerns einen sonnenscheinreichen Tag. Einen Tag später hatte sich der Frontenzug endgültig nach Osten verabschiedet, dennoch hielt sich im Norden und in der Mitte eine kompakte, hochnebelartige Wolkendecke. Im Süden stellte sich eine Inversionswetterlage ein mit Nebelfeldern entlang von Neckar und Donau, sehr milden Temperaturen auf den Bergen (z.B. Klippeneck (975 Meter) +11,3 °C) und teilweise kalten Niederungen (z.B. Ulm +2,3 °C).
Zum Monatsende zog sich "Bernd" nach Südosten zurück und schwächte sich ab. Eine neuerliche Kaltfrontpassage stand am 30., wiederum Zwischenhocheinfluss am 31. auf dem Programm. Ein weiteres, imposantes Sturmtief mit dem Namen "Resi" und Zentrum bei Großbritannien sollte erst Anfang Februar entscheidend das Wettergeschehen in Deutschland bestimmen.

Text: CE

Bodendruckanalysen, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
01.01.2008, 00 UTC 04.01.2008, 00 UTC 08.01.2008, 00 UTC
12.01.2008, 00 UTC 16.01.2008, 00 UTC 20.01.2008, 00 UTC
24.01.2008, 00 UTC 28.01.2008, 00 UTC 31.01.2008, 00 UTC
850 hPa-Geopotential und -Temperatur, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
01.01.2008, 00 UTC 04.01.2008, 00 UTC 08.01.2008, 00 UTC
12.01.2008, 00 UTC 16.01.2008, 00 UTC 20.01.2008, 00 UTC
24.01.2008, 00 UTC 28.01.2008, 00 UTC 31.01.2008, 00 UTC


Monatswerte

Nachstehend Monatswerte vom Januar 2008 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):

Ort Temp. Vgl. Nds. Vgl. Sonne Vgl.
Hannover
Straubing
Karlsruhe
+5,3 °C
+1,1 °C
+5,0 °C
+4,7 K
+3,8 K
+3,8 K
108,2 mm
29,2 mm
50,8 mm
207%
51%
90%
32,5 h
58,4 h
74,1 h
78%
142%
158%


Satellitenbilder

01.01., 11:45 UTC, Meteosat VIS
Quelle: EUMETSAT
04.01., 11:57 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
08.01., 12:55 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
12.01., 10:50 UTC, TERRA VIS
Quelle: NASA Earth Laboratory
16.01., 12:10 UTC, AQUA VIS
Quelle: NASA Earth Laboratory
20.01., 12:32 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
24.01., 11:50 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
28.01., 12:35 UTC, AQUA VIS
Quelle: NASA Earth Laboratory
31.01., 12:06 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR



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