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Donnerstag, 31. Januar 2008, 01:00 MEZ


Sturm

Österreich
27.01.2008


Satellitenbild: 27.01.2008, 11:21 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern


Wetterlage und Entwicklung

Schwere Sturm- und Orkanböen fegten am 27. Januar 2008 über weite Teile Österreichs hinweg. Davon weniger betroffen war lediglich der äußerste Westen, sonst richteten die Böen teilweise große Schäden an.

Ihren Anfang nahm die Sturmlage mit dem Tiefdruckgebiet "Paula", das am 24. und 25.01. über den Nordatlantik ostwärts zog und am 26. um 00 UTC mit seinem Zentrum über dem Westen Finnlands lag. Zu diesem Zeitpunkt erstreckte sich die langgezogene und verwellte Kaltfront des Tiefs vom Baltikum über die südliche Ostsee, Dänemark und die Nordsee hinweg bis weit hinaus auf den Atlantik. Eine dieser Wellen entwickelte sich am Abend des 26. über dem Baltikum zu einem Randtief, das sich in den darauffolgenden 24 Stunden über Osteuropa nach Westrussland verlagerte. Auf der Rückseite des Randtiefs kam die Kaltfront von "Paula" nach Süden voran und erreichte in der Nacht zum 27. den Alpenostrand. Zwischen dem Randtief über Osteuropa und dem kräftigen Hoch "Bernd" mit Schwerpunkt über Frankreich verschärften sich die Luftdruckgegensätze, sodass am Nachmittag des 26. aus dem Osten Österreichs erste kräftigere Böen gemeldet wurden (z.B. Wien/Hohe Warte 94 km/h um 15 Uhr MEZ). Am Abend legte der Wind noch etwas zu, über den 1621 Meter hohen Feuerkogel in Oberösterreich wehte der Wind um 23 Uhr MEZ in Böen mit Orkanstärke (119 km/h).
Unterdessen hing die Kaltfront in ihrem Westteil weit zurück und wurde als Warmfront eines kräftigen Tiefs bei Island rückläufig. Am 27. um 00 UTC verlief der Frontenzug von der Nordsee quer über Deutschland hinweg nach Südosten. Ein in die stramme nordwestliche Höhenströmung eingelagerter, zunächst kaum erkennbarer Kurzwellentrog ließ an der Front über der Nordsee eine Warmfrontwelle entstehen, die sich mit ihrem Scheitel am 27. rasch über den äußersten Nordosten Deutschlands, Polen und Tschechien nach Südosten bewegte. Eine deutliche Intensivierung erfuhr diese erst am 28. über Rumänien. In Verbindung mit der Welle lebte der Wind erneut auf. Verbreitet wurden schwere Sturm-, örtlich auch im Tiefland Orkanböen verzeichnet (z.B. Graz/Flgh. 119 km/h). Die Wetterstation auf dem 2076 Meter hohen Schneeberg in Niederösterreich registrierte gar 230 km/h in Böen! Die hohen Windgeschwindigkeiten hatten im Wesentlichen zweierlei Ursachen. Einerseits wurden im Bereich der Welle die ohnehin schon gut ausgeprägten Luftdruckgegensätze noch größer, zum anderen spielte der Föhn eine wichtige Rolle und trug hauptsächlich in Kärnten, der Steiermark sowie in Teilen Tirols und Niederösterreichs zu den hohen Windspitzen in erheblichem Maße bei. Als Beleg dafür können die Höchsttemperaturen von diesem Tag dienen. Diese stiegen verbreitet auf zweistellige Werte, südlich des Alpenhauptkammes zum Teil bis auf +16 °C (Lienz, Klagenfurt/Flgh.).

In nahezu ganz Österreich kam es zu teilweise erheblichen Schäden, die nach ersten Schätzungen in die Millionen gingen. Mehrere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Der Sturm deckte etliche Dächer ab, Straßen und Tunnels mussten gesperrt werden, Skilifte stellten ihren Betrieb ein. In der Steiermark waren 80.000, im Burgenland knapp 15.000 und in Kärnten 12.000 Haushalte zeitweise ohne Strom. Meist waren es Bäume, die auf Stromleitungen stürzten und zu den Stromausfällen führten.

Text: CE

Bodendruckanalysen vom 25. bis 28.01.2008, jeweils 00, 06, 12 und 18 UTC
Quellen: FU Berlin / DWD / wetter3.de
25.01.2008, 00 UTC 25.01.2008, 06 UTC 25.01.2008, 12 UTC 25.01.2008, 18 UTC
26.01.2008, 00 UTC 26.01.2008, 06 UTC 26.01.2008, 12 UTC 26.01.2008, 18 UTC
27.01.2008, 00 UTC 27.01.2008, 06 UTC 27.01.2008, 12 UTC 27.01.2008, 18 UTC
28.01.2008, 00 UTC 28.01.2008, 06 UTC 28.01.2008, 12 UTC 28.01.2008, 18 UTC
500 hPa-Geopotential und Bodendruck vom 25. bis 28.01.2008, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
25.01.2008, 00 UTC 26.01.2008, 00 UTC 27.01.2008, 00 UTC 28.01.2008, 00 UTC


Wetterwerte

Nachstehend eine Auswahl gemessener Spitzenböen vom 27.01.2008 in Österreich (Quellen: DWD, WetterOnline, ORF):

Ort 27.01.
Schneeberg (2076 m, NÖ)
Hochschwab (2277 m, STM)
Tamischbachturm (1985 m, STM)
Feuerkogel (1621 m, OÖ)
Mariazell (868 m, STM)
Rudolfshütte (2310 m, SBG)
Bad Vöslau (276 m, NÖ)
Hirschenkogel (1340 m, NÖ)
Hahnenkamm (1712 m, TIR)
Wolfsegg (638 m, OÖ)
Sonnblick (3105 m, SBG)
Zeltweg (659 m, STM)
Graz/Flgh. (353 m, STM)
Aigen/Ennstal (652 m, STM)
Wien/Hohe Warte (202 m, W)
Lienz/Flgh. (673 m, TIR)
230 km/h
185 km/h
180 km/h
166 km/h
138 km/h
133 km/h
130 km/h
130 km/h
130 km/h
129 km/h
126 km/h
122 km/h
119 km/h
119 km/h
104 km/h
100 km/h


Fotos

Satellitenbilder

25.01., 11:45 UTC, Meteosat VIS
Quelle: EUMETSAT
26.01., 11:45 UTC, Meteosat VIS
Quelle: EUMETSAT
27.01., 11:45 UTC, Meteosat VIS
Quelle: EUMETSAT
28.01., 11:45 UTC, Meteosat VIS
Quelle: EUMETSAT



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