Wettergefahren - Frühwarnung - Rückblick Januar 2010
Wettergefahren-Frühwarnung - Übersicht

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Donnerstag, 11. Februar 2010, 17:30 MEZ


Rückblick Januar 2010


Grafiken:
Interpolierte mittlere Temperatur (links) und
Abweichung vom Mittel der Jahre 1961 bis 1990
(rechts) im Januar 2010 in Deutschland.
Quelle: Deutscher Wetterdienst (DWD)


Wetterlage und Entwicklung

Schneereich und sehr kalt verlief der erste Monat des Jahres 2010 in Deutschland. Mit einer flächengemittelten Durchschnittstemperatur von -3,6 °C fiel der Januar 3,1 K kälter aus als im langjährigen Mittel der Jahre 1961 bis 1990 und war damit der kälteste seit 1987. Besonders im Nordosten, wo die Temperaturen gegen Monatsende auch tagsüber kaum über -10 °C hinauskamen, standen Abweichungen bis knapp -5 K (z. B. Angermünde -5,8 °C / -4,6 K) zu Buche; im Süden und Südwesten, wo sich zwischendurch auch mal mildere Atlantikluft durchsetzen konnte, war es nicht ganz so eisig (z. B. Stuttgart/Flgh. -2,1 °C / -1,7 K). Zur Kälte kam flächendeckend Schnee, im Norden Deutschlands mehr als im Süden. Hauptsächlich im Nordosten sorgten die Tiefdruckgebiete "Daisy" am Monatsanfang und "Keziban" am Monatsende zudem für meterhohe Schneeverwehungen. Trotz des vielen Schnees schloss der Monat insgesamt mit einem Niederschlagsdefizit ab. Lediglich Richtung Nordosten wurde das Soll (über-)erfüllt (z. B. Rostock 47 mm / 102 Prozent), sonst fiel meist nur die Hälfte bis Dreiviertel der sonst üblichen Menge (z. B. Saarbrücken 52,5 mm / 77 Prozent). Besonders rar machte sich landesweit die Sonne. Nur die Januarmonate der Jahre 1977 und 1953 waren seit 1951 noch sonnenscheinärmer. Im Norden Bayerns bekam man die Sonne weniger als zehn Stunden zu Gesicht (z. B. Hof 6,8 Stunden / 15 Prozent), länger vor allem nach Süden hin (z. B. Kempten 64,2 Stunden / 78 Prozent).

In Rheinstetten fiel der Januar 2010 im Vergleich zu vielen anderen Stationen nur moderat kalt aus. Unter dem Strich blieb eine Monatsmitteltemperatur von -0,9 °C, was eine negative Abweichung von 1,8 K bedeutete. Mit nur 42,5 mm Niederschlag erfüllte der Monat sein Niederschlagssoll lediglich zu 70 Prozent, und mit 23,5 Stunden schien die Sonne nur etwas mehr als halb so lang wie im Durchschnitt zu erwarten (62 Prozent). Eine ausführlichere Betrachtung mit sämtlichen Tageswerten der Station gibt es hier.


01.01., 12:30 UTC, NOAA-19 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
Das Jahr 2010 startete in Mitteleuropa mit einem hochwinterlichen Witterungsabschnitt. Zu kräftigen Schneefällen kam es dabei vor allem im Norden und in der Mitte Deutschlands entlang einer Luftmassengrenze, die am 1. quer über das Land hinweg polare Kaltluft im Norden von deutlich milderer Luft im Süden trennte. Sie wurde dem Tiefdruckkomplex "Angelos" zugeteilt, der Zentren vor der Nordwestspitze der Iberischen Halbinsel und über der Mitte Deutschlands aufwies. Nördlich und südlich davon waren zudem die Tiefs "Annette" und "Boy" in diesen Komplex integriert, der sich als Gesamtes allmählich zum südöstlichen Europa verlagerte. Bis 19 Uhr MEZ wurden in einem breiten Streifen über der Mitte Deutschland vielerorts ein paar Zentimeter Neuschnee registriert (z. B. Erfurt/Flgh. 4 cm). Im Süden fiel etwas Regen, der gegen Abend - auf der Rückseite der südwärts vorankommenden Luftmassengrenze - in Schneeregen und Schnee überging. Zuvor wurden dort Höchsttemperaturen um +5 °C erreicht, im Norden herrschte meist leichter Dauerfrost.
Aus dem ganz Nord- und große Teile Mitteleuropas überdeckenden Trogsystem schnürte sich am 2. ein kleines Höhentief ab, das im Bereich sehr kalter Luft in der mittleren und oberen Troposphäre (zum Teil unter -40 °C im 500-hPa-Niveau, in diesem Fall etwa 5300 Meter Höhe entsprechend) über den Nordosten von Deutschland nach Südosten wanderte. Westlich davon abgesetzt verlagerte sich "Annette" von Südwestnorwegen über Westengland nach Benelux. Während das Höhentief nordöstlich der Weser teils für länger andauernde, teils - besonders an der Ostsee - auch für schauerartig verstärkte Schneefälle sorgte, kamen in Verbindung mit "Annette" in der zweiten Tageshälfte im Westen Deutschlands ebenfalls leichte bis mäßige Schneefälle auf. Auf Fehmarn fielen bis zum Abend 28 cm; am Morgen des 3. wurden gar 30 cm und damit die höchste Schneedecke dort seit dem Winter 1978/79 gemessen. Reichlich Sonnenschein gab es am Oberrhein, in Lahr sieben Stunden. Dort wurden landesweit auch die höchsten Temperaturen mit Werten um +2 °C gemessen.
Am 3. zog "Annette" mir ihrem Zentrum über die Mitte Deutschlands hinweg und löste sich allmählich auf. In der Spur ihrer Zugbahn fiel erneut verbreitet Schnee, weniger dagegen im Norden und Süden Deutschlands. Vielerorts kamen nochmals um 5 cm Neuschnee hinzu (z. B. Artern/Thüringen). Am Morgen des 4. lagen vom Emsland bis nach Brandenburg verbreitet um 20 cm Schnee (z. B. Hannover/Flgh. 23 cm, siehe Artikel).

04.01., 11:59 UTC, NOAA-19 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
In der Zwischenzeit hatte polare Kaltluft große Gebiete Europas - mit Ausnahme des Südens - fest im Griff. Ein breiter und langwelliger Höhentrog, angefüllt mit hochreichend kalter Luft, hatte sich über Nordeuropa etabliert, die Frontalzone verlief weit im Süden über den mittleren Nordatlantik und das Mittelmeer ostwärts. Am Boden ließen sich am 4. Tiefdruckgebiete über dem skandinavischen Raum ("Barbara") und unmittelbar vor der Iberischen Halbinsel ("Christa") ausmachen, denen Hochs mit Schwerpunkten über dem Schwarzen Meer ("Arthur") und über dem isländisch-grönländischen Raum gegenüberstanden. Insbesondere Letzteres war für die weitere Entwicklung von entscheidender Bedeutung, wurde es doch durch hohes Geopotential in der Höhe gestützt und blockierte die über den Nordatlantik ostwärts ziehenden Tiefdruckgebiete. Zunächst aber ließen die Schneefälle allmählich nach, lediglich an Nord- und Ostsee schneite es mit Annäherung der Fronten von Tief "Barbara" noch etwas mehr (z. B. Jagel 5 cm Neuschnee in zwölf Stunden).
Tief "Christa" verlagerte sich am 5. zum nördlichen Tyrrhenischen Meer, während "Barbara" - inzwischen in drei separate Kerne zerfallen - eher in Form einer von Nordfrankreich bis zur nördlichen Ostsee reichenden Tiefdruckrinne in Erscheinung trat. Dabei fiel im Norden Deutschlands noch etwas Schnee; auch der Süden lag unter einer kompakten, hochnebelartigen Wolkendecke, aus der örtlich einige Flocken ausfielen. Viel Sonnenschein gab es in einem Streifen vom Saarland über die Mitte bis ins südliche Brandenburg. Lediglich auf den Nordseeinseln wurden leicht positive Temperaturen gemessen, sonst war Dauerfrost angesagt.
Dies galt auch für den 6. Tag des Monats. Unverändert herrschte über West- und Mitteleuropa tiefer Luftdruck mit mehreren eingelagerten Minima - sprich Tiefzentren - vor; die Achse des noch immer ganz Nordeuropa überspannenden und weit nach Süden ausgreifenden Höhentroges war derweil nach Südwesten zu den Britischen Inseln und zur Biskaya gerichtet. Vorderseitig eines an dessen Westflanke nach Süden ablaufenden Randtroges entstand vor dem europäischen Festland Tief "Daisy", das sich bereits an diesem Tag rapide vertiefte und am späten Abend mit einem gut ausgebildeten Kern vor der Straße von Gibraltar analysiert werden konnte. Unabhängig davon lieferten auf der Vorderseite des Langwellentroges über Mitteleuropa nordostwärts schwenkende Kurzwellentröge zeit- und gebietsweise schwache Hebungsantriebe und daraus resultierend etwas Schnee.
Am 7. intensivierte sich "Daisy" weiter und verkam endgültig zum prägendsten Gebilde auf den Wetterkarten. Mit einem Kerndruck von unter 995 hPa zog das Tief weiter zu den Balearen, gleichzeitig löste sich das Tiefdrucksystem "Barbara" auf. Etwas Schnee fiel weiterhin vor allem von Rheinland-Pfalz bis nach Niedersachsen - am Abend auch in Baden-Württemberg - nennenswerte Neuschneezuwächse waren jedoch nicht zu verzeichnen. An der Ostsee sorgten dagegen kräftige Schneeschauer für zum Teil üppigen Neuschnee (z. B. Kap Arkona 29 cm in 24 Stunden).

Bodendruckanalysen | Quelle: FU Berlin / DWD
01.01.2010, 00 UTC 04.01.2010, 00 UTC 08.01.2010, 00 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur | Quelle: Wetterzentrale
01.01.2010, 00 UTC 04.01.2010, 00 UTC 08.01.2010, 00 UTC

08.01., 09:36 UTC, NOAA-17 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
Der Südteil des mit seiner Achse diagonal über weite Teile Europas reichenden Langwellentroges schnürte sich am 8. und 9. ab und führte zunehmend ein Eigenleben. Auf der Vorderseite dieses dann umfangreichen Höhentiefs gelegen fand "Daisy" weiterhin günstige Entwicklungsbedingungen vor und erreichte mit ihrem Zentrum Korsika. Das vom isländisch-grönländischen Raum südwärts gewanderte Hoch wandelte sich zusammen mit einem weiteren Hoch über Südskandinavien ("Bob") zu einer breiten Zone hohen Luftdrucks um, die von den Britischen Inseln bis nach Osteuropa reichte. So kam bodennah eine kräftige nordöstliche Strömung in Gang, in höheren Luftschichten wurde dagegen Warmluft von Süden her über die Alpen nordwärts gelenkt. Die dadurch hervorgerufenen großräumigen Hebungsprozesse ließen ausgedehnte Niederschlagsgebiete entstehen, die am 8. vor allem dem Süden, am 9. dann hauptsächlich dem Norden Deutschlands kräftige Schneefälle brachten. Vielfach fielen 5 bis 10 cm Neuschnee, zum Teil auch mehr (z. B. Stuttgart/Flgh. 13 cm). Insgesamt jedoch blieben die Neuschneemengen hinter den Vorhersagen zurück; auch der Wind blies mit Spitzenböen der Stärke 6 im Tiefland in weiten Teilen Deutschlands schwächer als angenommen. Anders stellte sich die Situation in den ostdeutschen Mittelgebirgen und an der Ostseeküste dar, wo Böen bis Orkanstärke (z. B. Kap Arkona 122 km/h am 10.) den frischen Schnee verbliesen und zu meterhohen Verwehungen auftürmten. Einige Ortschaften in Schleswig-Holstein und auf Fehmarn waren daraufhin von der Außenwelt abgeschnitten; in Ostvorpommern wurde Katastrophenalarm ausgelöst. Unterdessen induzierte ein um das Höhentief mit Zentrum über dem Löwengolf schwenkender Randtrog am Abend des 9. weitere Hebungsvorgänge und aus den Alpen heraus auf Süddeutschland übergreifende, meist leichte Schneefälle. Auch am 10. fiel im Bereich der rückwärtig umgebogenen Okklusion von "Daisy" in erster Linie im Osten Deutschlands noch etwas Schnee. Betrachtet man die 72-stündigen Niederschlagsmengen bis zum 11., 7 Uhr MEZ, so lässt sich ein klares Maximum in den südlichen neuen Bundesländern erkennen mit Mengen um 15 mm. Summen um 10 mm kamen im nördlichen Baden-Württemberg zustande. Nur wenig Schnee fiel im Westen und Nordwesten Deutschlands. Eine ausführliche Nachbetrachtung zu Tief "Daisy" und dessen Auswirkungen auch im übrigen Europa gibt es hier.
Am 11. lag "Daisy" mit ihrem Zentrum bereits über dem nördlichen Rumänien, das zugehörige Höhentief allerdings noch einige hundert Kilometer westlich dazu verschoben über dem südöstlichen Mitteleuropa. Besonders im Süden fiel noch einmal Schnee, in Augsburg beispielsweise 6 cm innerhalb von zwölf Stunden bis 19 Uhr MEZ. Auch im Norden rieselten noch Flocken, dort aber nicht mehr in der Anzahl wie an den beiden Tagen zuvor.

12.01., 13:27 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
Letzte unergiebige Schneefälle auf der Rückseite des nach Osten abziehenden Höhentiefs gab es am 12. im Bereich des Mains, sonst blieb es unter dem zunehmenden Einfluss von Hoch "Bob" mit Schwerpunkt über Südskandinavien trocken. Vor allem in Sachsen zeigte sich sogar längere Zeit die Sonne. Die Höchsttemperaturen verweilten noch immer bundesweit im Minus, Maxima knapp über dem Gefrierpunkt konnten örtlich am Bodensee und an der Nordsee verzeichnet werden.
Zur Monatsmitte stellte sich die Großwetterlage um. Über dem Nordatlantik gewannen Tiefdruckgebiete an Kraft, gleichzeitig schwächte sich "Bob" im Norden etwas ab. Bereits am Vormittag des 13. kamen im Südwesten Deutschlands leichte bis mäßige Schneefälle auf, die mit Warmluftadvektion in der mittleren Troposphäre erklärt werden konnten. Innerhalb von 24 Stunden stiegen die Temperaturen im 850-hPa-Niveau um rund 10 K auf Werte um 0 °C an. Am Abend näherte sich dann die Okklusion von Tief "Ela", die sich mit ihrem Zentrum westlich von Island platziert hatte. Der Schneefall ging in den tiefen Lagen am Oberrhein mehr und mehr in Regen über, zum Teil gefror dieser am Boden (z. B. Mühlacker).
Die hinter der Okklusion herangeführte mildere Atlantikluft kam jedoch nicht gegen den mächtigen Kaltluftkörper im Nordosten an. Hoch "Bob", dessen Schwerpunkt sich mittlerweile über dem Baltikum befand, wirkte wie ein Bollwerk gegen die von Westen anlaufenden Fronten. Nur im Westen und Südwesten Deutschlands konnte sich die mildere Luft vorübergehend durchsetzen, im Nordosten blieb es meist bei Dauerfrost. Dies belegen auch die Höchsttemperaturen vom 14.: Während in Aachen +5,1 °C erreicht wurden, kam das Quecksilber nordöstlich der Elbe häufig nicht über -2 °C hinaus. Auch Bayern taute kaum auf.

16.01., 09:36 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR
Am 15. dehnte "Bob" seinen Einfluss gar wieder etwas nach Südwesten aus. Warmluftadvektion auf der Vorderseite atlantischer Tiefdruckgebiete ließ über Südwesteuropa einen Hochdruckrücken aufwölben, am Boden weitete sich ein Hoch mit Schwerpunkt bei den Azoren keilförmig nach Nordosten aus. Die Aufwölbung des Rückens stützte das hohe Geopotential über Nordosteuropa und damit indirekt auch Hoch "Bob", das am 16. wieder einen Luftdruck von mehr als 1040 hPa in seinem Kernbereich aufwies. Wie häufig bei antizyklonal geprägten Wetterlagen im Winter hielt sich über großen Teilen Deutschlands eine hochnebelartige Wolkendecke, aus der örtlich ein paar Schneeflocken ausfielen. Mit längeren sonnigen Abschnitten konnten vor allem die alpennahen Gebiete glänzen. Zum Abend des 16. versuchte das Frontensystem eines weiteren Tiefs mit Zentrum über Island gegen Hoch "Bob" anzukommen. Am Okklusionspunkt über der Nordsee entstand dabei ein Randtief ("Gesa"), das sich am 17. über den Norden Deutschlands zur südlichen Ostsee verlagerte. Von den späten Abendstunden an breiteten sich in den Tieflagen des Westens zügig in Regen übergehende Niederschläge nordostwärts über Deutschland aus, dabei fielen zum Teil beachtliche Mengen (z. B. Tholey/Saarland 19 mm in zwölf Stunden bis zum 17., 7 Uhr MEZ). Gepaart mit deutlichen Plusgraden (z. B. Lahr +8,1 °C) taute der Schnee dort rasch ab. Im Übergangsbereich zwischen Schnee und Regen trat regional jedoch gefrierender Regen mit gefährlicher Glätte auf (siehe Artikel). Nordöstlich der Elbe konnte sich die milde Luft erneut nicht durchsetzen. Dort schneite es auch am 17. bei meist noch leichtem Dauerfrost, sodass die Schneedecke sogar Zuwachs bekam.
Zum 18. und 19. wölbte sich über Westeuropa ein weiterer Rücken auf; am Boden stand damit der Aufbau von Hoch "Christian" in Verbindung, das sich über Mitteleuropa ostwärts bewegte. Unmittelbar vor dem Rücken löste sich aus der Frontalzone im Norden jedoch ein kleines Höhentief ab, das mit vielen Wolken, Regen und Schnee die Nordosthälfte Deutschlands beeinflusste. Sonst stellte sich eine Mischung aus Nebel, Hochnebel und Sonne ein, wobei der Süden Baden-Württembergs am meisten von sonnigen Abschnitten profitierte. Dort, wo die Sonne zum Vorschein kam, erreichten die Temperaturen fast zweistellige Werte (z. B. Lahr +8,3 °C), bei Nebel sowie generell im Nordosten Deutschlands blieb es meist frostig. Daran änderte sich auch am 20.
nur wenig.

Bodendruckanalysen | Quelle: FU Berlin / DWD
12.01.2010, 00 UTC 16.01.2010, 00 UTC 20.01.2010, 00 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur | Quelle: Wetterzentrale
12.01.2010, 00 UTC 16.01.2010, 00 UTC 20.01.2010, 00 UTC

20.01., 12:40 UTC, NOAA-10 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
Weit im Nordosten Europas trat anstelle von "Bob" ein neues Hochdruckgebiet, "Dirk". Es reichte bis weit nach Asien hinein und kam zu Beginn der letzten Januardekade sogar in die Nähe des Luftdruck-Weltrekords. Mit 1086,6 hPa an einer Station in der Mongolei wurde der gültige Rekord von 1083,8 hPa sogar überboten; da dieser Wert jedoch auf einer Höhe von knapp 2000 Meter gemessen und auf Meereshöhe reduziert wurde, fand er keine Anerkennung. "Dirk" dehnte seinen Einflussbereich allmählich nach Südwesten aus erwies sich wie sein Vorgänger als unüberwindbares Hindernis für atlantische Tiefausläufer. So kam auch am 21. der Ausläufer eines Tiefs mit Zentrum vor der Südküste Grönlands vorerst nur bis zur Mitte Frankreichs ostwärts voran, wo sich ein Teiltief ("Heike") bildete. Dieses wurde Bestandteil einer zwischen "Dirk" im Nordosten und dem Azorenhoch im Südwesten von Nordwest nach Südost über Mitteleuropa verlaufenden, seichten Tiefdruckrinne. Während es im Nordosten Deutschlands an der Grenze zur Kaltluft leicht schneite, fiel im Umfeld der Rinne etwas Regen und Schnee.
Am 22. und 23. arbeitete sich "Dirk" weiter nach Südwesten vor und etablierte sich über dem äußersten Nordwesten Russlands. Die Tiefdruckrinne über Mitteleuropa füllte sich auf; somit herrschte winterlich-ruhiges, durch die feuchte Luft stark zu Nebel und Hochnebel neigendes Wetter. Viel Sonne hatten einmal mehr der Alpenrand sowie am 23. auch der Nordosten Deutschlands zu bieten.

24.01., 10:04 UTC, NOAA-17 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
Die Situation am 24. und 25. ähnelte in gewissen Zügen der vom Anfang der letzten Monatsdekade. An einem zögernd ostwärts vorankommenden Tiefausläufer entstand wiederum ein kleines Teiltief, "Ina". Zwischen einem erstarkenden Ableger des Azorenhochs im Südwesten ("Eberhard") und Hoch "Dirk" im Nordosten nahm auch dieses eine rinnenförmige Struktur an. Vor allem in der Südwesthälfte fiel zeitweilig Schnee, anfangs in tiefen Lagen auch Regen. Dabei kamen einige Millimeter Niederschlag und Zentimeter Neuschnee zusammen (z. B. Saarbrücken/Flgh. 10 mm in 24 Stunden bis zum 25., 7 Uhr MEZ, was 10 cm Neuschnee entsprach). Viel Sonne - allerdings bei Tageshöchsttemperaturen von um -10 °C (z. B. Angermünde/Uckermark -9,6 °C) - gab es am 25. im Bereich der bodennah einfließenden, trockenen Arktikluft im Nordosten Deutschlands.
Klare Nächte ermöglichten in der Zeit vom 23. bis zum 27. an einigen Orten Tiefsttemperaturen um -20 °C, was zu einigen neuen Dekadenrekorden führte. Besonders für Stationen im Nordosten, örtlich auch im Nordwesten Deutschlands (Münster/Osnabrück Flgh. -15,8 °C) mussten die Rekordlisten aktualisiert werden. Zwei Stationen mit kürzeren Zeitreihen seit 1991 respektive 1993 (Neubrandenburg/Trollenhagen -19,4 °C und Manschnow -22,8 °C) verbuchten gar neue absolute Rekorde der Tiefsttemperatur.
Während der 26. im Norden erneut sonnig, im Nordosten aber trotzdem örtlich streng dauerfrostig verlief (z. B. Angermünde -12,1 °C), rieselten im Süden noch einige Flocken. Neuschneemengen in der Größenordnung von 5 cm (z. B. Altenstadt) wurden allerdings nur noch südlich der Donau beobachtet.

28.01., 12:54 UTC, NOAA-19 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
31.01., 08:46 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR
Zum Monatsende hin stellte sich die Großwetterlage grundlegend um. Hoch "Eberhard" zog sich auf den mittleren Nordatlantik zurück, "Dirk" wanderte unter Abschwächung zum südöstlichen Europa. Von Nordwesten her stieß am 27. und 28. hochreichend kalte Luft arktischen Ursprungs nach Süden vor, was mit der Ausweitung eines Langwellentroges über Mittel- und Osteuropa einherging. Am Boden stand damit zunächst das kräftige Tief "Jennifer" in Verbindung, das sich vom Eismeer zur südlichen Ostsee verlagerte. Bereits vor dem sich annähernden okkludierenden Frontensystem setzte mit einem auffrischendem und in Böen an den Küsten Sturmstärke erreichenden Wind im Laufe des 27. im Norden Deutschlands Schneefall ein. Bis zum Abend intensivierte sich dieser und erfasste den gesamten Norden - bis zum Morgen des 28. auch den Süden -, ging im Nordwesten zum Teil aber in Regen über. Innerhalb von 24 Stunden fielen dabei vielerorts um 10 cm Neuschnee (z. B. Potsdam 9 cm). Am 28. selbst ließen die Schneefälle nur zögernd nach, hauptsächlich in der Mitte und im Süden der Bundesrepublik schneite es noch länger anhaltend.
Am 29. zog "Jennifer" ostwärts ab, von Nordwesten her war aber bereits ein neues Tief ("Keziban") im Anmarsch. "Keziban" wählte eine Zugbahn genau über den Norden Deutschlands hinweg und brachte erneut reichlich Schnee, vor allem entlang des Rheins zunehmend aber auch Regen. Niederschlagsmengen um 10 mm binnen zwölf Stunden summierten sich vor allem in der Mitte (z. B. Kahler Asten, Bad Lippspringe). Die höheren Lagen durften sich über üppige Neuschneezuwächse freuen, zum Beispiel betrug die Gesamtschneehöhe in Freudenstadt im Schwarzwald am Morgen des 30. 53 cm (siehe Artikel).
Am 30. und 31. dauerte die winterliche Troglage über Mitteleuropa an. Tiefes Geopotential und Temperaturen von teilweise unter -40 °C in 500 hPa sorgten in ganz Deutschland für mitunter schauerartig verstärkte Schneefälle. Am Boden wurde "Keziban" von einem neuen Tief ("Lali") abgelöst. Am meisten Schnee bekamen neben den Mittelgebirgen einmal mehr der Nordosten des Landes - in Greifswald lagen am Morgen des 31. 49, in Potsdam 35 cm - aber nun auch insbesondere das Allgäu ab, wo sich ebenfalls etwa 30 bis 40 cm Neuschnee anhäuften. Während nachts überall leichter bis mäßiger Frost herrschte, taute es tagsüber besonders in den Niederungen leicht.

Bodendruckanalysen | Quelle: FU Berlin / DWD
24.01.2010, 00 UTC 28.01.2010, 00 UTC 31.01.2010, 00 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur | Quelle: Wetterzentrale
24.01.2010, 00 UTC 28.01.2010, 00 UTC 31.01.2010, 00 UTC


Monatswerte

Nachstehend Monatswerte vom Januar 2010 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):

Ort Temp. Vgl. Nds. Vgl. Sonne Vgl.
Potsdam
Konstanz
Rheinstetten
-5,0 °C
-1,3 °C
-0,9 °C
-4,1 K
-1,3 K
-1,8 K
39,3 mm
39,5 mm
42,5 mm
89%
77%
70%
24,9 h
35,3 h
23,5 h
53%
82%
62%


Text und Gestaltung: CE


In Zusammenarbeit mit:
Lacunosa Wetterberatung