Teilen Europas nun bereits an, und noch immer werden nach den Nächten
stets aufs Neue Rekordtiefsttemperaturen vermeldet. Auch in der Nacht
zum Dienstag gab es deutschlandweit - einzelne Stationen im Rheinland
und an beziehungsweise in der Nordsee außen vor gelassen - zweistellige
Minusgrade. Am kältesten war es dabei einmal mehr in Oberstdorf, wo ein
Tiefstwert von -29,4 Grad gemessen werden konnte. Viel fehlt dort nicht
mehr zu einem absoluten Temperaturrekord, den ebenso wie an zahlreichen
anderen Stationen der legendäre Februarmonat des Jahres 1956 hält.
Unterboten wurde ein solcher am Montagmorgen in Ueckermünde in
Vorpommern, wo beachtliche -28,7 Grad verzeichnet wurden. Kälter war es
an dieser Station seit Messbeginn im Jahre 1951 noch nie.
Und ausnahmslos dauerfrostig geht es auch in dieser Woche weiter,
wenngleich sich nach dem wohl vielerorts absoluten Tiefpunkt der
gesamten Kälteperiode in der Nacht zum Dienstag die Temperaturen
vorübergehend auf einen leicht aufsteigenden Ast begeben. An der
großräumigen Wettersituation hat sich seit Ende der vergangenen Woche
kaum etwas geändert; noch immer liegt ein kräftiges Hochdruckgebiet mit
seinem Schwerpunkt und einem darin gemessenen Luftdruck von mehr als
1060 hPa über dem Nordwesten Russlands. Es hält über eine brückenartige
Verbindung den Kontakt zu einem Pendant über Südwesteuropa aufrecht,
auf der Südseite des gesamten Konstrukts kann von Nordosten her
unvermindert sehr kalte Festlandsluft auf weite Teile des Kontinents
vordringen. Über dem zentralen Mittelmeer hat sich dabei ein neues,
kräftiges Tief entwickelt, dessen Kern am späten Montagabend über dem
Süden Griechenlands zu finden ist und das seine Position im Laufe des
Dienstags nur wenig verändert. Diesem überlagert bildet sich ein
mächtiger Höhentrog auf den Wetterkarten ab, der vom Eismeer bis weit
nach Nordafrika hinein reicht und in seiner Breite Raum von der
Iberischen Halbinsel im Westen bis zum Balkan im Osten einnimmt. Die in
den letzten Tagen ohnehin gebietsweise ergiebigen Schneefälle erfahren
in der Mitte und im Süden Italiens sowie auf dem Balkan und im Westen
der Türkei dadurch weiteren Nachschub. Der Höhentrog schnürt sich am
Dienstag über der Ostsee ab, übrig bleibt ein ausgedehnter
Höhentiefkomplex über dem Mittelmeer. An dessen Nordflanke kommt über
Mitteleuropa in höheren Luftschichten eine südliche Windkomponente ins
Spiel, mit der etwas mildere und auch feuchtere Luft in die Zirkulation
einbezogen wird. Während sich auf den Bergen so ein deutlicher
Temperaturanstieg abzeichnet, bleibt es in den Niederungen - trotz
inzwischen fortgeschrittener Winterzeit - noch sehr kalt. Vielmehr
zieht die Advektion der etwas wärmeren und feuchteren Luft großräumige
Hebungsprozesse nach sich, sodass sich von Südosten her im Tagesverlauf
leichte Schneefälle westwärts ausbreiten. Ob sie den äußersten Westen
erreichen, erscheint jedoch zweifelhaft. Bereits in der Nacht zum
Mittwoch schwächt sich die Warmluftadvektion und damit der einzig
vorhandene Hebungsantrieb von Osten her wieder ab, womit die leichten
Schneefälle rasch zum Erliegen kommen. Derweil löst sich aus dem Raum
der Halbinsel Kola einmal mehr ein kleines, aber mit hochreichend
kalter Arktikluft angefülltes Tief ab und wandert in der zweiten
Wochenhälfte mit der nordöstlichen Strömung am Südrand der
Hochdruckzone gen östliches Mitteleuropa und später Österreich. Mit ihm
einher gehen zum einen erneut leichte, vor allem in der Osthälfte
Deutschlands auch mäßige Schneefälle; zum anderen gelangt auf diese
Weise ab Donnerstag noch einmal sehr kalte Luft nach Deutschland.
Zum Wochenende deutet sich eine strukturelle Umstellung der
Großwetterlage an. Das russische Hoch zieht sich unter Abschwächung
nach Nordosten zurück, der mittlere Teil der Hochdruckzone verschiebt
sich nach Süden und kommt vorübergehend über Mitteleuropa zum Liegen.
Am Rande des dann nur noch unscharf definierten ostatlantischen Parts
des antizyklonalen Gebildes fließt im weiteren Verlauf von Nordwesten
her voraussichtlich deutlich mildere - da in den unteren Schichten
durch die Nordsee erwärmte - Luft nach Mitteleuropa ein. Dies würde im
gesamten Norden sowie im Westen die Dauerfrostperiode beenden, im
Südosten bliebe es vorerst noch kalt.
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