Graue, trübe und nasse Stunden erzeugten an den beiden vergangenen
Tagen beinahe schon novemberliche Stimmungen - wären da nicht die trotz
Regens noch vergleichsweise hohen Temperaturen zwischen +15 und +20
Grad gewesen. Zumindest gilt dies für den Südwesten Deutschlands, im
Nordosten schien am Dienstag und Mittwoch noch häufig die Sonne. Quasi
als "Ausgleich", den es in dieser Form beim Wetter natürlich nicht
gibt, regnete es dort am heutigen Donnerstag längere Zeit, während in
den übrigen Gebieten wechselhaftes Schauerwetter dominierte. Eine
hinreichend labil geschichtete und feuchte Luftmasse sowie eine
schwache Strömung trugen dazu bei, dass örtlich kräftige Regengüsse und
Gewitter niedergehen konnten. Ein privater Wetterdienstleister konnte
in Breisach am Rhein am Nachmittag eine Niederschlagsmenge von 41 mm
binnen einer Stunde messen - ein Wert, den man normalerweise eher bei
hochsommerlichen Gewitterlagen erwarten würde.
Stück für Stück hat sich im Laufe der Woche eine Tiefdruckrinne samt
darin eingelagerter Luftmassengrenze über Mitteleuropa nordostwärts
vorgearbeitet und verläuft am Donnerstagabend ausgehend von einem Tief
bei Island über den Norden Schottlands, die Nordsee und Norddeutschland
hinweg nach Südosteuropa. Die Luftmassengrenze stellt dabei die
Okklusion dieses Tiefs dar. In der mittleren und oberen Troposphäre
bildet sich die Rinne in einer einigermaßen komplexen Trogstruktur ab,
die über Nordwest- und Mitteleuropa zum westlichen Mittelmeer weist.
Sie verschiebt sich am Freitag etwas weiter nach Osten und wird in
ihrem Erscheinungsbild durch zwei Abschnürungsvorgänge über dem
Ligurischen Meer und der Ostsee modifiziert. Zusammen mit der
Trogstruktur verlagert sich auch die Tiefdruckrinne am Boden nach
Norden und füllt sich allmählich auf. Von Westen her gewinnt
stattdessen ein sich über Westeuropa aufwölbender Hochdruckrücken an
Einfluss, der durch großräumiges Absinken auf seiner Vorderseite
bodennah den Luftdruck steigen lässt. Daraus resultiert letztendlich
eine brückenartige Verbindung zwischen dem Azorenhoch im Südwesten und
- der ein oder andere mag sich vielleicht erinnern - dem Hoch, das am
vergangenen Wochenende Bestandteil einer Omega-Wetterlage war und nun
mit seinem Schwerpunkt über dem Westen Russlands anzutreffen ist. Die
Relikte des überlagerten Höhentroges zum einen sowie eine nördliche
Komponente der Grundströmung und damit zusätzliche Hebungs- und
Staueffekte der noch feuchten Luft an den Nordrändern der Mittelgebirge
und Alpen andererseits verhindern jedoch einen nahtlosen Übergang zu
sonnigem und strahlungsreichem Wetter.
Dieses stellt sich am Wochenende ein, wenn der Rücken langsam über
Mitteleuropa hinweg ostwärts wandert. Mit einer auf Südwest drehenden
Strömung setzt dann auch eine advektive Erwärmung ein, die in weiten
Landesteilen nachmittägliche Höchsttemperaturen auf Spätsommerniveau
möglich macht. Außen vor bleiben der Nordwesten und Norden
Deutschlands, wo die den Warmluftvorstoß einleitende Warmfront eines
über die Britischen Inseln nordostwärts ziehenden Tiefs dichte
Wolkenfelder und örtlich etwas Regen bringt. Verbreitet Regen, meist in
schauerartiger und zum Teil auch gewittriger Form, ist in Verbindung
mit der nachfolgenden Kaltfront von Nordwest nach Südost
voranschreitend von Sonntagnachmittag bis Montagvormittag zu erwarten.
Dahinter fließt deutlich kühlere Meeresluft ein, die zu Beginn der
neuen Woche aber rasch wieder unter Hochdruckeinfluss gerät und sich
erwärmt.
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