Eher untypisches Aprilwetter aus Nordost bis Ost - statt wie üblich aus
Nordwest bis Nord - beschert seit dem vergangenen Wochenende ein
ausgeprägtes Höhentief mit Zentrum über den Alpen dem
mitteleuropäischen Raum. Der meiste Regen fiel von Samstag- bis
Montagfrüh dabei rund um Erz- und Fichtelgebirge; beispielsweise kam
der im Erzgebirge gelegene Fichtelberg auf 30 mm. Bei Temperaturen um
den Gefrierpunkt handelte es sich hier allerdings um nassen Schnee,
sodass die Schneedecke in diesem Zeitraum von 15 auf 40 cm wuchs.
Außergewöhnlich sind solche Schneemengen dort zu dieser Jahreszeit
nicht; am 11. April 1970 zum Beispiel wurden über 3 Meter gemessen und
im langjährigen Mittel liegt an fast 22 Tagen im April eine
geschlossene Schneedecke mit mehr als 10 cm Mächtigkeit. Flocken
rieselten am Sonntagmorgen auch in deutlich tieferen Lagen, selbst die
Münchner Innenstadt präsentierte sich leicht angezuckert.
Am Montagabend hat das Höhentief seine mutmaßlich westlichste Position
erreicht und liegt mit seinem Zentrum über dem Grenzgebiet
Frankreich/Schweiz. Von dort aus nach Südwesten blickend schließt sich
diesem ein hochreichendes Tief bei den Azoren an, sodass das
Gesamtgebilde - ausgehend von einem Höhentrog über dem mittleren
Russland - auch als riesiger Höhentrogkomplex oder als eine
umfangreiche Rinne tiefen Geopotentials angesehen werden kann.
Demgegenüber steht im Norden ein Hochdruckrücken, der sich vom
mittleren Nordatlantik über den Norden Großbritanniens und
Südskandinavien bis zur Barentssee und Nowaja Semlja erstreckt und sich
am Boden in Form einer Zone hohen Luftdruckes abbildet. Deren
prägnantestes Feature ist ein Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt zwischen
Island und den Britischen Inseln. Im Gegensatz zu dieser Hochdruckzone
lässt sich im Umfeld des alpinen Höhentiefs kein korrespondierendes
Bodentief erkennen. Ein solches findet sich erst über Nordafrika;
allerdings genügt der Luftdruckunterschied zwischen dem Hoch im Norden
und dem tiefen Luftdruck im Süden, um über Mittel- und Westeuropa eine
recht lebhafte nordöstliche bis östliche Strömung in Gang kommen zu
lassen. Mit dieser gelangte vor allem am Sonntag Kaltluft polaren
Ursprungs nach Deutschland, an der Ostflanke des Höhentiefs wird mit
einer südöstlichen Strömungskomponente nun aber etwas wärmere Luft
einbezogen. Entscheidend für das Wettergeschehen sind um das Höhentief
schwenkende Randtröge, die man sinnbildlich auch als "Unwuchten"
beschreiben könnte und die von Ost nach West über die Mitte und den
Süden Deutschlands gesteuert werden. Mehrere solcher Randtröge
passierten Deutschland am Sonntag und Montag, der bislang letzte am
Montagnachmittag; mit ihm gingen schauerartige Niederschläge in der
Mitte einher. Während sich dieser mit kalter Luft in der Höhe in der
Nacht zum Dienstag über Frankreich westwärts verlagert, wird von Osten
her Warmluftadvektion mit vornehmlich skaligen - länger andauernden und
von der Intensität her gleichbleibenden - Niederschlägen wirksam. Sie
fallen in einem breiten Streifen etwa entlang des Mains und
intensivieren sich nach einer vorübergehenden Pause zum Nachmittag und
Abend im Zusammenhang mit einem zweiten Gebiet maximierter
Warmluftadvektion erneut. Am Mittwoch wandert ein weiteres, kleines
Höhentief von Osteuropa gen Westen und nimmt Kontakt zu dem sich
gleichzeitig allmählich nach Osten bewegenden Höhentief über den Alpen
auf. Schließlich gliedert es sich diesem als markanter Randtrog an, der
im Tagesverlauf wiederum die Mitte und den Süden Deutschlands
überquert. Die damit in Verbindung stehende Höhenkaltluft sorgt für
eine Labilisierung der vertikalen Schichtung und daraus resultierend
für konvektiv geprägte Niederschläge, also Schauer und kurze Gewitter.
In der zweiten Wochenhälfte verweilt das hochreichende Tief vor
Südwesteuropa, während der Rest des Höhentrogkomplexes und mit ihm das
sich auflösende Höhentief langsam nach Osten abziehen. Allerdings
weitet sich aus der recht weit im Norden verlaufenden nordatlantischen
Frontalzone ein Höhentrog nach Südosten aus, wodurch sich in der Folge
ein Übergang zu einer Nordwestlage vollzieht. Das Hoch zwischen Island
und Großbritannien bewegt sich südostwärts und schiebt einen Keil in
die Mitte und den Süden Deutschlands vor. Somit dominiert in weiten
Landesteilen - wiederum etwas untypisch für eine solche Wetterlage im
April - recht freundliches, wenngleich kühles Wetter. Wechselhafter
geht es in der Nähe der über den skandinavischen Raum ostwärts
ziehenden Tiefs im Norden und Nordosten zu.
|