Weniger dramatisch als erwartet - und von manchen befürchtet - schwang
am vergangenen Wochenende Tiefdruckgebiet "Daisy" das Zepter über
Mitteleuropa. Zwar fielen großflächig bis ins Flachland nicht gerade
allwinterliche Schneemengen - zum Beispiel wurde in
Rheinstetten/Karlsruhe mit 11 cm am Montagmittag die höchste Schneedecke
seit Januar 2007 gemessen - die ganz großen Katastrophen blieben aber
vielerorts aus. Härter trafen Schnee und Wind vor allem die ostseenahen
Gebiete, wo schwere Sturm- und sogar einzelne Orkanböen, zum Beispiel am
Sonntag am Kap Arkona mit 122 km/h, zu meterhohen Schneeverwehungen mit
den entsprechenden Folgen für Verkehr und öffentliches Leben führten.
"Daisy" hat sich inzwischen abgeschwächt und liegt am Montagabend mit
ihrem Zentrum über der ukrainischen Schwarzmeerküste. Eine lang
gestreckte Hochdruckzone verläuft von Südgrönland über das Nordmeer,
Südskandinavien, die Ostsee und das Baltikum bis weit in den Süden
Russlands hinein. In der mittleren und oberen Troposphäre korrespondiert
dazu ein umfangreiches Höhenhoch mit Schwerpunkt über Südnorwegen und
-schweden. "Daisy" bildet sich in diesen Niveaus noch durch einen
Bereich tiefen Geopotentials ab mit einem darin eingelagerten
Höhentiefzentrum über Ungarn. Im Gegenuhrzeigersinn um dieses
Höhentiefzentrum schwenkende Kurzwellentröge haben am Montag ausgedehnte
Schneefallgebiete entstehen lassen, die sich in der Nacht zum Dienstag
über dem Süden und Südwesten Deutschlands jedoch abschwächen. Auch im
Norden schneit es an der weit zurückhängenden Okklusion von "Daisy" noch
leicht bis mäßig. Nachlassende Warmluftadvektion in deren Umfeld und
damit schwächer werdende Hebungsantriebe lassen die Schneefälle am
Dienstag aber auch dort allmählich abklingen. Im Tagesverlauf zieht sich
das Höhentief ebenfalls nach Osten zurück; vor einem von Westen
nahenden, schwach ausgeprägten Hochdruckrücken setzt Absinken und damit
Wetterberuhigung ein. Dieser Rücken allerdings wandert rasch
südostwärts, sodass sich am Mittwoch zum ersten Mal seit Jahresbeginn
wieder atlantische Einflüsse zumindest in der Südwesthälfte Deutschlands
bemerkbar machen können. Dabei erreicht eine erste Okklusion mit
Niederschlägen und zunächst in höheren Luftschichten deutlich milderer
Luft den Südwesten und Westen Deutschlands. Erfahrungsgemäß - und in
diesem Fall wird dies von den verschiedenen Wettermodellen auch so
simuliert - kann sich eine Milderung nach einer vorangegangenen kalten
Witterungsphase mit Schnee in Mitteleuropa jedoch nicht auf Anhieb
durchsetzen. Über Nordeuropa befindet sich noch immer das kräftige Hoch,
das ein weiteres Vorankommen des Tiefausläufers und damit auch der
milderen Luft nach Nordosten verhindert. Ein nachrückendes Tief wählt am
Donnerstag eine weitaus südlichere Zugbahn über die Iberische Halbinsel
Richtung Mittelmeer und übt keinen Einfluss auf das Wettergeschehen in
Mitteleuropa aus. Derweil aber formiert sich über dem mittleren
Nordatlantik ein ausgedehnter Tiefdruckkomplex, auf dessen Vorderseite
massiv Warmluft nach Nordosten transportiert wird. Dies hat zunächst die
Aufwölbung eines über die Britischen Inseln nach Nordosten weisenden
Rückens zur Folge, der sich über Südskandinavien mit dem dortigen
Höhenhoch verbindet.
Der gesamte Rücken verschiebt sich zum Wochenende samt des Hochs am
Boden gen Osten. Dadurch wird der Weg frei für weitere atlantische
Tiefausläufer, die mit immer milderer Luft und von Schnee in Regen
übergehenden Niederschlägen in zunehmendem Maße dann auch auf die Mitte
und den Osten Deutschlands übergreifen können.
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