Einen äußerst ereignisreichen Witterungsabschnitt erleben Teile Europas
in diesen ersten Oktobertagen 2009. Heftige Gewitter tobten Ende der
vergangenen Woche im Nordwesten Siziliens, in Palermo fielen dabei von
Donnerstag Morgen bis Freitag Abend sage und schreibe 293 mm Regen. Das
ist mal eben das Dreifache der sonst üblichen Monatsmenge innerhalb von
36 Stunden. Am Wochenende hatte es der Norden Deutschlands mit dem -
zumindest kalendarisch betrachtet - ersten Herbststurm der Saison zu
tun, rechnet man "ex-Danny" von Anfang September noch dem Spätsommer zu.
Die höchste Böe im Zuge von Tief "Sören" wurde am späten Samstag Abend
am Leuchtturm Alte Weser in der südlichen Nordsee mit 126 km/h gemessen.
Derweil formierte sich nordöstlich der Azoren ein ganz anderer Sturm,
nämlich ein tropischer (!) Sturm. Er wurde auf den Namen "Grace" getauft
und bildete zwischenzeitlich sogar ein kleines Auge in seinem Zentrum
aus. Im Laufe des Montags schwächte sich der Sturm aber wieder ab.
Ähnlich turbulent geht es beim mitteleuropäischen Wetter in den
kommenden Tagen weiter; ein Vorstoß subtropischer Warmluft lässt
kurzzeitig sogar noch einmal sommerliche Gefühle aufkommen.
Am Montag Abend liegt Sturmtief "Sören" mit seinem Zentrum bereits über
dem Nordwesten Russlands und spielt für das Wetter in Deutschland keine
Rolle mehr. Die auf seiner Rückseite eingeflossene Meereskaltluft macht
sich aber noch im Nordosten des Landes mit rasch sinkenden Temperaturen
und niedrigen Taupunkten im tief einstelligen Bereich bemerkbar.
Währenddessen hat sich nördlich der Azoren ein hochreichender
Tiefdruckkomplex eingenistet, auf dessen Vorderseite mit einer
südwestlichen Strömung allmählich bedeutend wärmere Luft nordostwärts
transportiert wird. Dabei zog am Montag ein kleines Tief über den
Ärmelkanal nach Benelux, dessen Warmfront den Warmluftvorstoß
letztendlich einleitet. Die massive Warmluftadvektion einerseits und ein
vor allem in der oberen Troposphäre prägnanter Kurzwellentrog zum
anderen sorgten jedoch auch für großräumige Hebungsvorgänge und damit
verbundene, teilweise kräftige Regenfälle. Innerhalb von sechs Stunden
bis 20 Uhr fielen in Rheinland-Pfalz und in Hessen stellenweise mehr als
10 mm. Zudem wirken an der Südflanke des kleinen und sich allmählich
auflösenden Tiefs vergleichsweise große Luftdruckunterschiede auf engem
Raum, die im Hochschwarzwald Sturmböen hervorgebracht haben. Am Dienstag
löst sich aus dem ostatlantischen Tiefdruckkomplex ein weiteres Randtief
ab, das über die Britischen Inseln zur Nordsee zieht und sich dort einem
Sturmtief bei den Färöern angliedert. Die kaum ausgebildete Kaltfront
des kleinen Tiefs vom Montag geht in die ausgeprägte Warmfront dieses
neuen Randtiefs über; sie überquert Deutschland nordostwärts und
erreicht am Abend die Oder. Mit ihr gelangt ein weiterer Schub warmer,
aber auch feuchter Luft nach Mitteleuropa. Schließlich verlagert sich
das eigentliche ostatlantische Tief am Mittwoch Richtung Nordosten. Es
schlägt einen Kurs durch den Ärmelkanal über Benelux und Norddeutschland
hinweg Richtung Nordpolen ein, quasi entlang der markanten Kaltfront des
sich von den Färöern zur Mitte Skandinaviens bewegenden Sturmtiefs.
Damit einhergehend findet noch wärmere Luft den Weg in den Süden und die
Mitte Deutschlands, die sowohl hinsichtlich Temperatur als auch
Feuchtegehalt ohne weiteres sommerliche Eigenschaften aufweist. In ihr
können einige kräftige Regenschauer und Gewitter auftreten. Die
Kaltfront des Tiefs passiert bis Donnerstag Mittag die Mitte und den
Süden der Bundesrepublik von Nordwest nach Südost, wobei noch einmal
starke Regenfälle und Gewitter möglich sind. Unterdessen rückt im
Tagesverlauf auch die Kaltfront des skandinavischen Tiefs nach Süden vor
und ersetzt die feuchtwarme Subtropikluft durch deutlich kältere und
trockenere Meeresluft.
Am Freitag beruhigt ein über Deutschland ostwärts wanderndes
Zwischenhoch das Wettergeschehen. Lediglich südlich des Mains halten
sich möglicherweise noch Reste der feuchtwarmen Luft mit vielen Wolken
und etwas Regen. Doch bereits zum Samstag kündigt ein neues
Frontensystem das nächste kräftige Tief an.
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