Ein paar sonnige und sommerlich warme Tage erlebte Mitteleuropa in
dieser zweiten Septemberwoche 2009. Selbst im hohen Norden Deutschlands
erreichten die Temperaturen am Dienstag und Mittwoch verbreitet Werte
über +25 Grad (z. B. Fehmarn +25,4 °C am Dienstag), örtlich wurden sogar
nochmals über +30 Grad gemessen (z. B. Lüchow +30,3 °C am Mittwoch). Ein
Kontrastprogramm bietet da zur Zeit der Blick in die Türkei. In
sämtlichen Medien präsent sind die teilweise spektakulären Bilder
reißender Flutwellen, die sich ihren Weg durch die Millionenmetropole
Istanbul bahnten. Kräftige Schauer und Gewitter hinterließen im
Nordwesten des Landes örtlich große Regenmengen, den Spitzenwert
verbuchte die Hafenstadt Bandirma, am südlichen Rand des Marmarameeres
gelegen, mit 183 mm innerhalb von 24 Stunden für sich. Ähnlich hohe
Summen wurden auch im Großraum Istanbul registriert; am internationalen
Flughafen der Stadt, Atatürk, waren es immerhin noch 57 mm.
Unwetterartige Regenfälle und Gewitter treten im Spätjahr im
Mittelmeerraum bevorzugt dann auf, wenn hochreichend kalte Luft weit
nach Süden vorstößt und die vertikale Luftschichtung über dem zu dieser
Jahreszeit sehr warmen Meerwasser labilisiert. Ein solcher südwärts
gerichteter Kaltluftvorstoß erfolgte Anfang der Woche über Osteuropa,
das aus dem zugehörigen Langwellentrog hervorgegangene Höhentief liegt
noch immer über großen Teilen des zentralen und östlichen
Mittelmeerraumes. Derweil hat sich über den Britischen Inseln ein
kräftiges und umfangreiches Hochdruckgebiet etabliert, das sich bis
Freitag Abend in der mittleren und oberen Troposphäre weiter festigt. An
der Ostflanke dieses Hochs befindet sich Mitteleuropa respektive
Deutschland in einer nördlichen bis nordöstlichen Strömung, mit der nun
Schritt für Schritt kühlere Luft einfließt. Den Übergang zwischen der
wärmeren Luft im Süden und der kühleren - und trockeneren - Luft im
Norden markiert eine Kaltfront, die am Donnerstag Abend entlang einer
Linie vom Niederrhein nach Berlin analysiert werden kann. Auf den
Satellitenbildern lässt sich in ihrem Bereich ein schmales Wolkenband
erkennen, aus dem örtlich etwas Regen fällt. Unter
Auflösungserscheinungen kommt die Front am Freitag etwa bis zur
Mainlinie südwärts voran und macht sich dort am ehesten noch durch einen
moderaten Temperaturrückgang bemerkbar. Im Süden Bayerns wirkt sich der
weit nach Norden ausgreifende Einfluss des südosteuropäischen Höhentiefs
aus, wobei in der leicht instabilen Warmluft einzelne Schauer oder
Gewitter entstehen können. Am Abend und in der Nacht zum Samstag
schwenkt am Rande des britischen Hochs ein Kurzwellentrog von Nord nach
Süd über Mitteleuropa hinweg, viel mehr als einige kompaktere hohe und
mittelhohe Wolken sowie ein paar Spritzer Regen hat aber auch dieser
nicht im Gepäck.
Am Samstag ändert sich an der großräumigen Situation nur wenig. Am
Sonntag jedoch tropft aus der weit im Norden über den Norden
Skandinaviens hinweg verlaufenden Frontalzone ein Höhentief ab und nimmt
über Osteuropa Kurs nach Süden, später Südwesten. Die Kaltfront des
korrespondierenden Bodentiefs überquert Deutschland bis Montag früh von
Nord nach Süd und führt nochmals spürbar kühlere Luft heran. Das genaue
Verhalten des kleinen, hochreichenden Tiefs zu Beginn der neuen Woche
ist noch unsicher; wahrscheinlich erscheint eine Zugbahn über die Mitte
Deutschlands hinweg nach Frankreich. So oder so aber geht die Tendenz zu
insgesamt kühlem und unbeständigem Wetter.
|