Schon wenige Tage vor dem offiziellen meteorologischen Herbstbeginn am
Dienstag konnte man am vergangenen Wochenende in Deutschland spüren,
dass die dritte Jahreszeit in nicht mehr allzu ferner Zukunft liegt. Der
massivste Kaltluftvorstoß seit Mitte Juli ließ die Temperaturen in den
Nächten verbreitet auf einstellige Werte sinken, örtlich legte sich der
erste zarte Reifansatz über Wiesen und Felder. In Freiburg wurde es mit
einem Tiefstwert von +4,5 Grad in der Nacht zum Sonntag so kalt wie in
der letzten Augustdekade zuletzt vor über 40 Jahren - allerdings muss
hierbei die Verlegung der Station im Jahre 2006 vom Stadtzentrum zum
Flugplatz außerhalb davon bedacht werden, die diese klimatologische
Reihe vor allem hinsichtlich nächtlicher Tiefsttemperaturen doch arg
verzerrt.
Ehe der Frühherbst in der zweiten Wochenhälfte eine erste
ernstzunehmende Duftmarke hinterlässt, steht am Dienstag zunächst noch
einmal ein hochsommerlicher Tag bevor. Das Strickmuster ähnelt dabei
vielen vergleichbaren Lagen der letzten Wochen: Zwischen einem
Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt über Osteuropa und einem umfangreichen
Tiefdrucksystem mit Zentrum zwischen Island und den Britischen Inseln
wird mit einer südwestlichen Strömung ein Schub sehr warmer, zugleich
aber auch immer feuchterer Luft nach Frankreich und Deutschland geführt.
Zu Hoch und Tief am Boden korrespondieren in der mittleren und oberen
Troposphäre ein von Algerien über das zentrale Mittelmeer und das
östliche Mitteleuropa bis nach Finnland reichender Hochdruckrücken sowie
ein gut definierter ostatlantischer Langwellentrog. Im Vorfeld der sich
am Montag Abend noch außerhalb des Kontinents befindlichen Kaltfront des
Tiefdrucksystems formiert sich am Dienstag über Frankreich eine
Konvergenzlinie, die im Laufe des Nachmittags den Westen Deutschlands
erreicht und an der - jedoch örtlich begrenzt - erste Schauer und
Gewitter auftreten. Die Kaltfront selbst folgt wenig später zusammen mit
der scharfen Hauptachse des Höhentroges nach und überquert den Norden
der Republik bis Mittwoch früh ostwärts. Nach Süden hin - auch diese
Entwicklung kann in Anbetracht der zahlreichen ähnlichen Lagen in der
jüngeren Vergangenheit nicht wirklich überraschen - hängt die Front nach
Westen zurück und kommt nur mit Mühe in die Gebiete südlich der Donau
voran. Der äußerste Süden und Südosten verbleibt voraussichtlich in
recht warmer Luft, während in den Rest des Landes deutlich kühlere
Meeresluft einströmt.
Derweil zieht innerhalb der ausgeprägten atlantischen Frontalzone ein
kleinräumiges Tief ostwärts, das am Donnerstag zusammen mit einem
scharfen Höhentrog über den Britischen Inseln erwartet wird und sich bis
Samstag - in Verbindung mit einem weiteren, rasch nachfolgenden und weit
nach Süden bis ins zentrale Mittelmeer vorstoßenden Trog - über die
Nordsee gen Südskandinavien verlagert. Dabei intensiviert es sich zum
quasi ersten herbstlichen Sturmtief des Jahres. Sein okkludierendes
Frontensystem passiert den größten Teil Deutschlands am Donnerstag zügig
von West nach Ost; ob an der zurückhängenden Luftmassengrenze am Freitag
eine hinsichtlich der Windentwicklung gefährliche Randwelle ostwärts
abläuft, ist noch unsicher. Gesichert dagegen erscheint, dass von
Donnerstag bis Samstag in Mitteleuropa ein wechselhafter, kühler und
zumindest zeit- und gebietsweise windiger Witterungsabschnitt bevorsteht.
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