Eine auf den ersten Blick etwas undurchsichtige Situation ergibt sich
beim Betrachten der Wetterkarten von Donnerstag Abend. Das dominante
Druckgebilde in Bodennähe ist ein Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt über
Südfinnland, das sich in den kommenden Stunden weiter kräftigt und
Richtung Westrussland wandert. Nur geringe Luftdruckgegensätze blieben
dagegen von einem Tiefdruckgebiet übrig, das am Dienstag und Mittwoch
vom westlichen Mittelmeer nach Frankreich zog und auf seiner Vorderseite
feuchte und warme Luft nach Norden gegen die Alpen lenkte. Daraus
resultierten zum Teil intensive Niederschläge; in Locarno-Monti im
schweizer Kanton Tessin fielen innerhalb eines Tages bis Mittwoch Morgen
80 mm Regen. Im Lee der Alpen - in diesem Fall also in Bayern - stellte
sich ausgeprägter Föhn ein. Dabei wurden am Mittwoch an vier Stationen
neue Rekordtemperaturen für November gemessen; beispielsweise überbot
Mühldorf am Inn mit einer Höchsttemperatur von +22,6 °C seinen alten
Rekord aus dem Jahre 1970 gleich um 1,3 K.
Der zu Beginn der Woche noch hochreichende südwesteuropäische
Tiefdruckkomplex wurde mittlerweile wieder der atlantischen Frontalzone
angegliedert und erstreckt sich nunmehr als langwelliger Höhentrog von
den Britischen Inseln bis nach Nordafrika. An seiner Ostflanke laufen
auch am Freitag noch kurzwellige Troganteile über die Adria und das
östliche Mitteleuropa nach Norden ab. Sie sorgen im Übergangsbereich
zwischen warmer Luft in Osteuropa und kühlerer Luft in West- und
Mitteleuropa für eine zeitweise Aktivierung der über den äußersten Osten
Deutschlands verlaufenden Luftmassengrenze. Diese wird erst am Samstag
endgültig nach Osten abgedrängt. Über dem Nordatlantik weitet sich indes
ein mächtiger Langwellentrog nach Süden aus, wobei ein erster Randtrog
ebenfalls am Samstag über Mitteleuropa nordostwärts schwenkt. Zu diesem
korreliert die in Abschwächung begriffene Kaltfront eines kleinen Tiefs
bei Schottland. Die Abschwächung erfolgt deshalb, weil im Umfeld eines
nordatlantischen Tiefdruckkomplexes weitere Randtiefs mit zugehörigen
Frontensystemen entstehen. So entwickelt sich vor Irland zum Samstag
Abend ein neues kräftiges Tief, das bereits am Sonntag einen Kerndruck
von unter 965 hPa aufweisen soll und fortan die Rolle des steuernden
Zentraltiefs übernimmt. Die Warmfront dieses Tiefs nähert sich noch am
Samstag dem Westen Deutschlands an und macht die Temperaturgegensätze,
durch die sich die vorlaufende Kaltfront auszeichnete, zunichte.
Die nachrückende Kaltfront überquert am Sonntag den Norden des Landes,
ehe die Strömung vor einem weiteren Randtief über Mitteleuropa wieder
auf Südwest zurückdreht und zu Beginn der neuen Woche vorübergehend
wärmere Luft heranführt. Eine weitere Kaltfrontpassage - die des
Zentraltiefs, wenn man so will - steht dann für Dienstag auf dem
Programm. Dahinter gelangt zur Mitte kommender Woche in mehreren
Schritten Meereskaltluft nach Mitteleuropa. |