Wettergefahren - Frühwarnung - Rückblick März 2010
Wettergefahren-Frühwarnung - Übersicht

Weitere Informationen: Wetterrekorde, Sturmstärken, Klimakarten usw.

Sonntag, 4. April 2010, 16:00 MESZ


Rückblick März 2010


Satellitenbild: 06.03.2010, 12:13 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR


Wetterlage und Entwicklung

Ein rascher Übergang vom Spätwinter in den Frühling vollzog sich im März 2010 in Deutschland. War die erste Monatshälfte noch überall winterlich geprägt mit Schneefällen und frostigen Temperaturen, wurden zum Monatsende hin örtlich schon fast Sommertage mit Höchstwerten um +25 °C erreicht. Lag die mittlere Temperatur an zahlreichen Stationen zum Ende der ersten Dekade noch rund 5 K unter dem klimatologischen Mittel der Jahre 1961 bis 1990, standen am Monatsende dank des warmen Endspurts doch noch meist leicht positive Abweichungen zu Buche. Rund 1 K zu warm schloss der Monat nordöstlich der Elbe ab (z. B. Rostock +4,1 °C / +1,0 K), nur wenige Zehntel über dem Schnitt dagegen im Süden (z. B. Augsburg +3,6 °C / +0,1 K). Das Niederschlagssoll wurde im Nordosten (über-)erfüllt, so fiel beispielsweise in Hamburg (Flughafen Fuhlsbüttel) mit 90,2 mm mehr als anderthalb Mal (160 Prozent) so viel wie sonst im März üblich. Deutlich weniger Schnee und Regen wurde im Süden verzeichnet; besonders trocken blieb es im Südwesten, wo zum Teil weniger als die Hälfte des normalerweise Üblichen zusammenkam (z. B. Freudenstadt 68,8 mm / 46 Prozent). Länger als gewohnt schien in diesem Monat die Sonne fast überall - beispielhaft stehen hierfür 134,9 Sonnenstunden (123 Prozent) in Kassel.

Eine ungewöhnlich kalte erste und eine sehr milde bis warme zweite Monatshälfte ergaben in Rheinstetten am Ende eine mittlere Temperatur, die exakt dem Mittel der Jahre 1961 bis 1990 entspricht (+5,7 °C). Mit nur 26,9 mm Niederschlag (47 Prozent) verlief der Monat ausgesprochen trocken. Überstunden leistete dagegen die Sonne; 147,1 Stunden bedeuteten 129 Prozent des Solls. Eine ausführlichere Betrachtung mit sämtlichen Tageswerten der Station gibt es hier.


01.03., 12:00 UTC, Meteosat-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk
Am 1. lag der Norden Deutschlands noch im Einflussbereich von Orkantief "Xynthia", das Ende Februar in weiten Teilen West- und Mitteleuropas schwere Schäden hinterlassen hatte (siehe Artikel). Es zog unter leichter Abschwächung über die Ostsee hinweg nach Südfinnland, auf seiner Rückseite gelangte polare Meereskaltluft in den Norden und in die Mitte Deutschlands. Vor allem nordöstlich der Elbe fiel noch Regen und Schnee; nach Süden hin setzte sich unter dem Einfluss eines nach Osten gerichteten Keils einer vom Norden Afrikas über Westeuropa bis nach Grönland reichenden Hochdruckzone und einer daraus hervorgehenden, eigenständigen Hochdruckzelle ("Harro") häufig die Sonne durch. Die Temperaturspanne umfasste Werte zwischen +3 °C im Norden und bis +12 °C an Rhein und Bodensee.
"Xynthia" und der zu ihr korrespondierende Langwellentrog zogen am 2. allmählich ostwärts ab. Vor einem sich von Südwesteuropa annähernden Hochdruckrücken kräftigte sich die ebenfalls langsam ostwärts vorankommende Hochdruckzone in ihrem Mittelteil und damit auch Hoch "Harro". Unmittelbar vor dem Rücken liefen an diesem Tag allerdings noch kurzwellige Troganteile über den Süden der Bundesrepublik ostwärts ab, sodass in Baden-Württemberg und Bayern häufig etwas Regen und - in höheren Lagen - Schnee fiel. Viel Sonnenschein gab es in der Nordwesthälfte.
Zum 3. kam die Hochdruckzone am Boden vorübergehend diagonal von Nordwest nach Südost ausgerichtet über Deutschland zum Liegen. In vielen Gegenden schien die Sonne, einige Schauer traten nahe des sich über Nordosteuropa als äußerst zählebig erweisenden Höhentroges im Nordosten und Osten Deutschlands auf. Dort kamen die Temperaturen nach wie vor nicht über die +5-Grad-Marke hinaus, im Südwesten war bei knapp +10 °C (z. B. Lahr +9,8 °C) Schluss.

04.03., 11:59 UTC, NOAA-10 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
Zum 4. und 5. stellte sich die Großwetterlage grundlegend um. Über Nordwesteuropa - Schwerpunkt Britische Inseln - etablierte sich, gestützt durch hohes Geopotential in der mittleren und oberen Troposphäre, Hoch "Isidor". An dessen Ostflanke weitete sich ein Höhentrog über Mitteleuropa nach Süden aus; mit der auf nördliche Richtung drehenden Strömung flutete die über Nordeuropa parat stehende arktische Kaltluft rasch ganz Mitteleuropa. Im Bereich der südostwärts schwenkenden Hauptachse des Troges schneite es zunächst vornehmlich im Osten etwas, während sonst vielerorts die Sonne schien. Geknüpft an einen scharfen, von Nordwesten einlaufenden und den Langwellentrog somit regenerierenden Kurzwellentrog näherte sich zum 6. das kleine Tief "Yve" von der Nordsee her Deutschland. Es zog bis zum Abend zu den Alpen und löste sich dort auf. Bereits am späten Nachmittag des Vortages begann es im Nordwesten kräftig zu schneien, am Abend und in der Nacht weiteten sich die Schneefälle nach Süden aus, nur im äußersten Westen Nordrhein-Westfalens regnete es. Verbreitet fielen selbst im Flachland um 10 cm Neuschnee, in Hamburg (Flughafen Fuhlsbüttel) innerhalb von zwölf Stunden gar 17 cm. Mehr Schnee kam in den Mittelgebirgen und am Alpenrand zusammen, beispielsweise meldete Oberstdorf eine Neuschneemenge von 28 cm binnen eines halben Tages. Trocken blieb es nordöstlich der Elbe, was sich wunderbar anhand von Satellitenaufnahmen nachvollziehen lässt (siehe Titelbild).
Mit dem Schnee kam die Kälte: Bereits am 6. dominierte Dauerfrost, auf der Rückseite von "Yve" stieß die arktische Kaltluft dann erneut nach Südwesten vor und erfasste im Verlauf selbst Südfrankreich und Nordspanien. Über der frischen Schneedecke und bei weitgehend klarem Himmel sanken die Temperaturen in der Nacht zum 7. im Norden und in der Mitte Deutschlands örtlich bis -20 °C (z. B. Helmstedt-Emmerstadt in Niedersachsen -19,5 °C), vereinzelt wurden neue Rekordtiefstwerte registriert (Leck, Oschatz und in der Nacht zum 8. auch Zinnwald). Derweil verlagerte sich Hoch "Isidor" mit seinem Schwerpunkt zum nördlichen Mitteleuropa, während ein weiteres, kräftiges Tief ("Andrea") von der Iberischen Halbinsel über das westliche Mittelmeer zur Mitte Italiens wanderte. Zwischen der lang gestreckten Hochdruckzone im Norden und dem Tief im Süden wurde mit einer vor allem über dem Süden Deutschlands kräftigen östlichen Strömung der Zustrom arktischer Kaltluft aufrechterhalten. Diese kräftige Ostströmung wurde beispielsweise durch die Spitzenböen auf dem Feldberg im Schwarzwald dokumentiert, wo an vier Tagen hintereinander (6. bis 10.) Werte über 100 km/h gemessen werden konnten. Mehr zu Schneetief "Yve" und der Kälte Anfang März in Mitteleuropa findet sich in einem separaten Artikel.

Bodendruckanalysen | Quelle: FU Berlin / DWD
01.03.2010, 00 UTC 04.03.2010, 00 UTC 08.03.2010, 00 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur | Quelle: Wetterzentrale
01.03.2010, 00 UTC 04.03.2010, 00 UTC 08.03.2010, 00 UTC

Zum 10. splittete sich die Hochdruckzone über dem nördlichen Mitteleuropa, bestehend aus "Isidor I" und "Isidor II", allmählich auf. Der östliche Teil, "Isidor I", wanderte Richtung Schwarzes Meer ab, "Isidor II" zog sich etwas nach Westen zurück. In die Schwachstelle dazwischen drang bereits am Abend des 9. eine erste Kaltfront mit dichten Wolken vor. Dahinter sickerte in tiefen Schichten sehr feuchte Luft in den Norden Deutschlands ein, in der sich eine geschlossene Hochnebeldecke ausbilden konnte. Vereinzelt fiel etwas gefrierender Sprühregen (z. B. Laage) und Schneegriesel (z. B. Hamburg, Rostock). In der Mitte schien die Sonne, in den Süden schob Tief "Andrea" dichtere Wolken vor.

08.03., 12:55 UTC, NOAA-19 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
Unter dem Einfluss von Hoch "Isidor" herrschte zum Ende des ersten Monatsdrittels vielfach heiteres, aber kaltes Spätwinterwetter. Kompaktere Wolken mit ein paar Schneeschauern hielten sich am 8. vor allem im Norden und in der Mitte, am 9. im Umfeld eines aus dem Langwellentrog austropfenden und über die Alpen westwärts ziehenden Höhentiefs im Süden. Die Temperaturen überschritten an beiden Tagen lediglich im Norden und in den großen Flussniederungen des Westens und Südens knapp den Gefrierpunkt, sonst herrschte Dauerfrost. In den Nächten wurden weiterhin vielfach Werte um -10 °C gemessen.
Aus diesen fielen am 11. südlich des Mains verbreitet einige Zentimeter Schnee (z. B. Lahr 8 cm), im Norden weiteten sich die Hochnebelfelder etwa bis zum Mittelgebirgsraum südwärts aus; der sonnige Bereich in der Mitte wurde somit immer schmäler. Schritt für Schritt stiegen die Temperaturen vor allem im Westen und Nordwesten etwas an (z. B. Mannheim +6,4 °C), speziell im Süden sowie in einem Streifen nördlich der Mittelgebirge blieb es jedoch bei Dauerfrost. Nicht mehr ganz so kalt verliefen aufgrund der Mehrzahl an Wolken die Nächte.

12.03., 12:13 UTC, NOAA-19 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
Am 12. löste sich "Andrea" über der Adria auf, übrig blieb ein großräumiger Bereich tiefen Luftdrucks über dem östlichen und südöstlichen Europa. Der östliche Part von Hoch "Isidor" verschwand von den Wetterkarten, somit wurde von Norden her der Weg frei für zwar noch immer kalte, im Vergleich zu den Vortagen aber mildere Meeresluft polaren Ursprungs. Verbreitete Hochnebelfelder zeugten davon, dass diese Luft in den unteren Schichten mit reichlich Feuchtigkeit angereichert war. Immerhin wurde im Norden nun doch schon verbreitet die +5-Grad-Hürde überwunden und die Schneedecke taute zögernd ab.
Am 13. stand Hoch "Isidor" mit Schwerpunkt knapp südwestlich von Irland einem ausgeprägten nordosteuropäischen Tiefdruckkomplex gegenüber, dazwischen erstreckte sich die Frontalzone diagonal über die Nordosthälfte Deutschlands. In Bodennähe liefen an dem Frontenzug im Abstand von etwa 18 Stunden zwei Frontalwellen südostwärts ab. Erstere brachte am Abend des 13. dem Norden verbreitet Regen und starke bis stürmische Böen; als deutlich wetteraktiver entpuppte sich aber die zweite Welle respektive deren Kaltfront am Abend des 14. im Osten des Bundesgebietes. Dynamisch unterstützt durch einen markanten Kurzwellentrog in der Höhe traten starke Schnee- und Graupelschauer, einzelne Wintergewitter und Sturmböen (z. B. Leipzig/Flgh. 83 km/h) auf; in Görlitz fielen innerhalb von sechs Stunden 12 cm Neuschnee. Vergleichsweise ruhig verlief dieses Wochenende in der Südwesthälfte Deutschlands mit zwar vielen Wolken, aber nur wenig Regen und Schnee.
War der März im Vergleich zum langjährigen Mittel bis dahin deutlich zu kalt, wurden zur Monatsmitte die Weichen Richtung Frühling gestellt. Der über dem Ostatlantik/Westeuropa liegende Hochdruckrücken und mit ihm "Isidor" rückten allmählich südostwärts vor, am 15. lag der Schwerpunkt des Bodenhochs bereits über Westfrankreich. Im Umfeld der nach wie vor diagonal über Mitteleuropa ausgerichteten Luftmassengrenze fiel weiterhin etwas Regen, nach Osten hin und in höheren Lagen Schnee. Zum Abend hin näherte sich ein letztes, über Deutschland nach Südosten ablaufendes Randtief ("Dagmar") mit sich intensivierenden Niederschlägen von Nordwesten her. Verbreitet fielen zwischen 5 und 10 mm zwischen innerhalb von sechs Stunden bis 19 Uhr MEZ.

16.03., 16:22 UTC, NOAA-15 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
In der Nacht zum 16. zog "Dagmar" über den Osten Deutschlands und Tschechien nach Südosten ab; auf ihrer Rückseite gelangte noch einmal ein Schwung der ursprünglich arktischen Kaltluft nach Südwesten, erreichte die westlichen und südlichen Teile des Landes aber nicht. Trotz meist starker Bewölkung stiegen die Temperaturen dort auf zweistellige Werte (z. B. Lahr +10,9 °C), deutlich kälter blieb es im Osten und Nordosten (z. B. Görlitz +1,6 °C). In der Umgebung der quasistationär über Deutschland liegenden Bodenfront prägten viele Wolken das Himmelsbild, gebietsweise regnete oder schneite es noch etwas.
Am 17. hatte sich Hoch "Isidor", welches das Wettergeschehen in Mitteleuropa nun seit rund zwei Wochen maßgeblich mitbestimmte, zu den Alpen verschoben und zog sich im Tagesverlauf noch weiter nach Süden zum zentralen Mittelmeer zurück. Somit stellte sich in Bodennähe eine südwestliche Strömung ein, mit der zunehmend milde Luft nach Deutschland geführt wurde. In der mittleren und oberen Troposphäre wurde der Rücken über Westeuropa zunächst regeneriert. In der Westhälfte der Bundesrepublik schien vielfach die Sonne, die Temperaturen erreichten bereits häufig Werte zwischen +10 und +15 °C. Viele Wolken hielten sich noch nach Osten hin, aber auch dort fasste die milde Luft allmählich Fuß (z. B. Cottbus +9,4 °C).
Am 18. machte die Erwärmung weitere Fortschritte. Der regenerierte und dadurch breite Rücken verschob sich bis zum Tagesende über Mitteleuropa ostwärts, wodurch auch in größeren Höhen allmählich eine weit im Südwesten ansetzende südwestliche Strömung in Gang kam. Auf der Vorderseite zweier umfangreicher atlantischen Tiefdruckgebiete ("Felicitas" und "Gisela") intensivierte sich der Zustrom warmer Luft. So wurden bei reichlich Sonnenschein im Westen zum ersten Mal verbreitet Werte nahe +20 °C gemessen, örtlich auch wenige Zehntel darüber (z. B. Bendorf +20,3 °C).
Mit dem fast ungetrübten Sonnenschein war es am 19. im Norden Deutschlands allerdings schon wieder vorbei, als dort die Kaltfront von Tief "Felicitas" mit kompakter Bewölkung und etwas Regen übergriff. In der Südwesthälfte schien dagegen bei ähnlichen Höchstwerten wie am Vortag erneut vielmals die Sonne.

20.03., 16:25 UTC, NOAA-15 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
Auf der Rückseite eines weiteren, sich rasch ostwärts verlagernden Rückens überquerte in der Nacht zum 20. ein kurzwelliger Höhentrog das Bundesgebiet von Südwesten her mit verbreitetem Regen. An diesen war die Kaltfront von Tief "Gisela" gekoppelt, das sich mit seinem Zentrum bei den Britischen Inseln positionierte. Dem markanten Kurzwellentrog folgte in den Abendstunden in der strammen Südwestströmung ein weiterer kurzwelliger Anteil nach, sodass es nach einem zumindest im Süden teilweise noch mit etwas Sonne ausgeschmückten Tag auch dort wieder zu regnen begann.
Am 21. passierten weitere Kurzwellentröge sowie am Abend die Kaltfront des sich zur Ostsee bewegenden Tiefs "Gisela" Deutschland. Dabei blieb der wechselhafte Witterungscharakter mit schauerartigen Regenfällen erhalten, größere Auflockerungen gab es am Nachmittag und Abend postfrontal im Norden. Die sehr milde Luftmasse wurde nach Südosten abgedrängt und durch kühlere Meeresluft ersetzt (z. B. Regensburg +17,3 °C, Cuxhaven +7,9 °C).

Bodendruckanalysen | Quelle: FU Berlin / DWD
12.03.2010, 00 UTC 16.03.2010, 00 UTC 20.03.2010, 00 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur | Quelle: Wetterzentrale
12.03.2010, 00 UTC 16.03.2010, 00 UTC 20.03.2010, 00 UTC

In der Kalenderwoche 12 - also ab dem 22. - unternahm der Frühling einen neuen Anlauf in Mitteleuropa. Die eingeflossene kühlere Meeresluft geriet zunächst unter den Einfluss eines weit nach Osten reichenden Azorenhochkeils. Kompaktere Wolkenfelder hielten sich im Bereich der zurückhängenden Kaltfront von "Gisela", die mittlerweile über dem Nordwesten Russlands angelangt war, in einem Streifen über der Mitte Deutschlands, sonst schien oft die Sonne. Die Temperaturen übersprangen am Oberrhein bereits wieder die +15-Grad-Marke (z. B. Rheinstetten +16,0 °C).
Am 23. beeinflusste das Frontensystem eines über den Süden Skandinaviens ostwärts ziehenden Tiefs ("Helene") den Norden und die Mitte Deutschlands. Regen fiel aber in nur unbedeutenden Mengen (z. B. Itzehoe 1 mm), sonst versperrten meist viele Wolken den Blick zum Himmel. Bis zu elf Sonnenstunden gab es im Nordwesten und in Baden-Württemberg; im Süden bei Temperaturen bis +18 °C (z. B. Lahr +17,9 °C).

24.03., 12:00 UTC, Meteosat-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk
Am 24. und 25. weiteten sich ein atlantisches Tiefdrucksystem ("Ingeborg") und mit diesem ein langwelliger Höhentrog bis vor Südwesteuropa nach Süden aus. Zwischen diesem und Hoch "Jochen" mit Schwerpunkt über Osteuropa drehte die Strömung auf südliche Richtung, womit mediterrane Warmluft nach Mitteleuropa gepumpt wurde. Im Lee der Alpen konnten zeitweise 850-hPa-Temperaturen über +10 °C analysiert werden, bei viel Sonnenschein an beiden Tagen stiegen die Temperaturen nun verbreitet auf +20 °C und mehr. Am 25. wurden an 118 Stationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) fünf neue Rekorde für die letzte Märzdekade aufgestellt. Erste Schauer traten am Nachmittag dieses Tages über der Mitte auf; in den Südwesten zogen im Tagesverlauf dichte Wolkenfelder, am Abend regnete es hier und da ein wenig.
Am 26. ereignete sich ein für Ende März ungewöhnlich markanter und schon fast typisch sommerlicher Kaltfrontdurchgang. Dabei handelte es sich um die Kaltfront von Tief "Ingeborg", das inzwischen bei den Britischen Inseln Stellung bezogen hatte. Auf der Vorderseite des Langwellentroges lief ein scharfer Kurzwellentrog nordostwärts ab und initiierte an der Front über Nordostfrankreich eine Randtiefentwicklung ("Judy"). Dieses Tief zog im Tagesverlauf über Baden-Württemberg und Nordbayern hinweg und drehte dann nach Norden ein. Während im Westen Deutschlands bereits am späten Vormittag kräftiger Regen aufkam, erwärmte die Sonne die Luft nach Osten hin nochmals auf Werte zum Teil deutlich über +20 °C. Weitere sechs Dekaden- und gleichzeitig neue Märzrekorde wurden dort verzeichnet, unter anderem am Münchner Flughafen mit +24,0 °C. Zum Mittag formierte sich eine ausgeprägte Gewitterlinie über Hessen und Württemberg, die bis zum Abend bis nach Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern vorankam. Dabei traten starke Regenfälle (z. B. Kassel 18 mm) und Sturm-, örtlich auch Orkanböen auf (z. B. Gießen 122 km/h). Mit Passage der Kaltfront gingen die Temperaturen innerhalb kürzester Zeit um mehrere Grad zurück, zum Teil gab es regelrechte Temperaturstürze (z. B. Bamberg +23 °C auf +12 °C zwischen 15 und 16 Uhr MEZ). Besonders imposant verlief der Tag in Balderschwang im Allgäu, wo zur Mittagszeit Sonnenschein und +18 °C noch Frühlingsstimmung verbreiteten und vier Stunden später etwa 10 cm Neuschnee lagen.
Am 27. verlagerte sich der Langwellentrog, angefüllt mit höhenkalter und damit labil geschichteter Meeresluft, zusammen mit dem ursprünglichen Kern von Tief "Ingeborg" über Mitteleuropa ostwärts. Verbreitet kam es zu Schauern, örtlich auch einzelnen Gewittern.

28.03., 12:50 UTC, NOAA-19 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
31.03., 13:04 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
Wenig Wetteränderung hatte der 28. zu bieten. Zahlreiche Regen-, auf den Mittelgebirgsgipfeln auch wieder Schneeschauer erinnerten daran, dass die Jahreszeit doch noch nicht so weit fortgeschritten war, wie man das wenige Tage zuvor vielleicht vermuten konnte. Neuer Regen kam am Abend in Verbindung mit der Warmfront von Tief "Kerstin" im Südwesten auf.
"Kerstin" etablierte sich wie ihre Vorgängerin zunächst bei den Britischen Inseln und leitete einen neuen Warmluftschub ein. Vor dem Tief und dem zugehörigen Höhentrog drehte die Strömung zum 29. auf Südwest zurück, mit Sonnenunterstützung konnten am Nachmittag im Süden und Südwesten bereits wieder nahe +20 °C erreicht werden (z. B. Lahr +18,7 °C). Reichlich Regen fiel dagegen in der Mitte im Umfeld der dort verharrenden Warmfront von "Kerstin", an der sich eine Welle gebildet hatte. In Leinefelde beispielsweise wurden 17 mm innerhalb von zwölf Stunden bis 19 Uhr MESZ registriert.
Die Kaltfront von "Kerstin" schritt am 30. über Deutschland hinweg ostwärts voran. Ähnlich wie vier Tage zuvor entstand auch dieses Mal ein Randtief und am Nachmittag eine Gewitterlinie; aufgrund der weniger großen Temperaturgegensätze an der Kaltfront - speziell die präfrontale Luftmasse war weniger warm temperiert - fielen die Wettererscheinungen insgesamt aber nicht ganz so heftig aus. Örtlich kamen aber dennoch beachtliche Regenmengen zustande, so meldete etwa der Hamburger Flughafen Fuhlsbüttel am Morgen des 31. eine zwölfstündige Niederschlagsmenge von 21 mm.
Am letzten Tag des Monats intensivierte sich "Kerstin" über den Britischen Inseln gar noch etwas. Die in den Westen und Südwesten Deutschlands einfließende hochreichende Kaltluft sorgte dort verbreitet für Schauer und einzelne Gewitter. Nach Norden hin blieb es bei einer Mischung aus Sonne und Wolken überwiegend trocken. Die Temperaturen lagen tagsüber recht einheitlich bei Werten zwischen +10 und +15 °C.

Bodendruckanalysen | Quelle: FU Berlin / DWD
24.03.2010, 00 UTC 28.03.2010, 00 UTC 31.03.2010, 00 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur | Quelle: Wetterzentrale
24.03.2010, 00 UTC 28.03.2010, 00 UTC 31.03.2010, 00 UTC


Monatswerte

Nachstehend Monatswerte vom März 2010 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):

Ort Temp. Vgl. Nds. Vgl. Sonne Vgl.
Greifswald
Würzburg
Rheinstetten
+3,8 °C
+5,3 °C
+5,7 °C
+1,1 K
+0,7 K
+/-0,0 K
35,0 mm
29,7 mm
26,9 mm
91%
66%
47%
110,1 h
141,5 h
147,1 h
91%
121%
129%


Text und Gestaltung: CE


In Zusammenarbeit mit:
Lacunosa Wetterberatung