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Mittwoch, 10. März 2010, 19:45 MEZ


Schnee, Kälte

Mitteleuropa
05.-09.03.2010


Satellitenbild: 06.03.2010, 10:55-12:40 UTC, AQUA VIS
Quelle: NASA Earth Observatory

Nach den ersten vorfrühlingshaften Tagen Ende Februar kehrte Anfang März der Winter mit Macht nach Mitteleuropa zurück. Auf kräftige Schneefälle folgte dabei für Anfang März ungewöhnliche Kälte. In Deutschland wurden vereinzelt neue Rekorde der Tiefsttemperatur für die erste Märzdekade erreicht.


Wetterlage und Entwicklung

Hinter Orkantief "Xynthia" (siehe Artikel) gelangte mit einer nordwestlichen Strömung bereits am 1. März 2010 wieder polare Kaltluft in den Norden, später auch in den Süden Deutschlands und beendete die kurze vorfrühlingshafte Witterungsphase Ende Februar mit Temperaturen zum Teil weit jenseits der +15-Grad-Marke. "Xynthia" manifestierte sich als steuerndes Tief über Nordosteuropa; zwischen diesem und einem ausgedehnten Gebiet hohen Luftdruckes über dem nördlichen Nordatlantik ("Isidor" und "Harro I") machte sich zum 3. und 4. arktische Kaltluft über Skandinavien auf den Weg nach Süden. Auf der Rückseite eines über den nördlichen Mittelmeerraum ostwärts ziehenden Tiefs ("Zana") konnte diese sehr kalte und zugleich trockene Luftmasse zum 5. auch Mitteleuropa erreichen. Die Höchsttemperaturen lagen in der Nordwesthälfte Deutschlands nur wenige Grade über dem Gefrierpunkt, nach Südosten hin herrschte Dauerfrost. Bei viel Sonne wurden verbreitet Taupunkte zwischen -10 und -15 °C registriert.
Zur selben Zeit schlug - vom Eismeer her kommend - das kleine Tief "Yve" einen südlichen Kurs ein. Gekoppelt an einen markanten kurzwelligen Höhentrog verlagerte es sich zunächst vor die Westküste Norwegens; durch Lee-Effekte am südnorwegischen Gebirge bildete sich an der Südspitze Norwegens am 5. ein neuer Tiefkern aus. Dieser erreichte in den Abendstunden des 5. die deutsche Nordseeküste und überquerte das Land innerhalb von 18 Stunden südwärts. Über Österreich löste sich "Yve" am Abend des 6. schließlich auf. An seiner Westflanke bezog das Tief vorübergehend mildere Meeresluft ein, ehe auf seiner Rückseite die arktische Kaltluft erneut angezapft und am Rande des mit seinem Schwerpunkt zur Nordsee wandernden Hochs "Isidor" bis zur Biskaya geführt wurde.

Bodendruckanalysen vom 05. bis 09.03.2010, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
05.03.2010, 00 UTC 06.03.2010, 00 UTC 07.03.2010, 00 UTC 08.03.2010, 00 UTC 09.03.2010, 00 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur vom 05. bis 09.03.2010, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
05.03.2010, 00 UTC 06.03.2010, 00 UTC 07.03.2010, 00 UTC 08.03.2010, 00 UTC 09.03.2010, 00 UTC

Am frühen Nachmittag des 5. machte sich "Yve" zunächst durch einen mächtigen, von Nordwesten aufziehenden Wolkenschirm bemerkbar. Um 15 Uhr MEZ meldeten die ersten Stationen an der Nordseeküste Schneefall bzw. Schneeregen (Emden, Wittmund/Flugplatz). Im weiteren Verlauf breitete sich das kompakte Niederschlagsgebiet nach Südosten aus und erfasste zum Morgen des 6. auch die südlichen Teile Deutschlands. Verbreitet fiel Schnee, lediglich im Westen Nordrhein-Westfalens auch Schneeregen und Regen. In den Niederschlagsradarbildern (siehe Animation) schön zu erkennen ist die Struktur des Tiefs mit einem großflächigen Niederschlagsgebiet im Bereich der Warmfront, höheren Reflektivitäten an der nachfolgenden Kaltfront sowie die rückwärtig um das Tiefzentrum gewundene Okklusion, die den erneuten Vorstoß der arktischen Kaltluft markierte. Innerhalb von zwölf Stunden bis 7 Uhr MEZ am Morgen des 6. fielen verbreitet zwischen 5 und 10 mm Niederschlag, gänzlich trocken blieb es nur nordöstlich der Elbe. Beachtlich waren die Neuschneemengen: Am Hamburger Flughafen Fuhlsbüttel wurden am Morgen 17 cm gemessen, ebenso in Hohn (Schleswig-Holstein). Im Süden kam Freudenstadt auf 15 cm, doch im Schwarzwald sowie generell in den Mittelgebirgen fiel zum Teil noch deutlich mehr. Auch das Flachland wurde verbreitet mit einer 5 bis 10 cm hohen Schneedecke überzogen (z. B. Kassel 10 cm, Rheinstetten 6 cm). Im Laufe des Tages verlagerten sich die Schneefälle, die mehr und mehr schauerartigen Charakter annahmen, in den Süden Deutschlands und zu den Alpen und waren dort teilweise intensiv. Durch Nordstau begünstigt kam zum Beispiel Oberstdorf auf 28 cm Neuschnee innerhalb von zwölf Stunden.
Auch in Teilen der Schweiz und in Österreich schneite es am 6. kräftig. In der Schweiz wurden die größten Neuschneemengen im Flachland mit 10 bis 20 cm in der Region Aargau-Zürich beobachtet, in Österreich konzentrierten sich die Schneefälle auf die Gebiete Bregenzer Wald, Kleinwalsertal und Arlberg. In Mittelberg (Kleinwalsertal) häufte sich binnen 24 Stunden bis zum Morgen des 7. ein knapper halber Meter an. In Österreich wurden die Schneefälle von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien als zehnjähriges Ereignis für Anfang März eingestuft. Die kräftigen Schneefälle machten vielen Autofahrern erneut zu schaffen. Vielerorts waren Straßen blockiert oder gesperrt, darunter auch die Autobahn 8 bei Aichelberg. Es kam zu zahlreichen Unfällen mit mehreren Schwerverletzten. Auch in der Schweiz brach der Verkehr vielerorts zusammen. Da der 6. März 2010 auf einen Samstag fiel waren jedoch deutlich weniger Berufspendler als sonst unterwegs.

Nach dem Schnee kam die Kälte: Bereits am 6. dominierte vielerorts in Deutschland Dauerfrost, bitterkalt verlief dann besonders die darauffolgende Nacht. Unter klarem Himmel sanken die Temperaturen im Norden Deutschlands örtlich bis auf -20 °C (z. B. Helmstedt-Emmerstadt / Niedersachsen -19,5 °C). Neue Rekorde der Tiefsttemperatur für die erste Märzdekade wurden in Leck (Schleswig-Holstein) mit -14,8 °C sowie in Oschatz (Sachsen) mit -13,0 °C, in der Nacht zum 9. auch in Zinnwald (Sachsen) mit -12,6 °C aufgestellt. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass es sich bei diesen drei Stationen um relativ kurze Zeitreihen seit 1991 bzw. 1974 handelt.



Weitere Fotos

11 cm betrug die Schneehöhe am Morgen des 06.03.2010 in Rheinstetten-Forchheim, ca. 1,5 km von der
DWD-Station 10731 Rheinstetten entfernt. Fotos: Christian Ehmann


Wetterwerte

Nachstehend in der linken Tabelle eine Auswahl gemessener Neuschneehöhen in Deutschland am 06.03.2010 (24-stündig bis 06 UTC, 12-stündig bis 18 UTC) sowie rechts in Österreich am 07.03.2010, 06 UTC (24-stündig). Darunter einige Tiefsttemperaturen vom 07.03.2010, 06 UTC in Deutschland. Quellen: DWD, ZAMG

Ort Neu Termin
Bad Marienberg (RP, 555 m)
Hohn (SH, 18 m)
Hamburg/Flgh. (HH, 11 m)
Freudenstadt (BW, 801 m)
Schleswig (SH, 1 m)
Nürburg-Barweiler (RP, 488 m)
Rheinstetten (BW, 116 m)
Oberstdorf (BY, 812 m)
Meßstetten (BW, 920 m)
Feldberg/Schw. (BW, 1.493 m)
18 cm
17 cm
17 cm
15 cm
14 cm
14 cm
6 cm
28 cm
15 cm
10 cm
06 UTC
06 UTC
06 UTC
06 UTC
06 UTC
06 UTC
06 UTC
18 UTC
18 UTC
18 UTC
Ort Neu
Mittelberg (VBG, 1.200 m)
Mellau (VBG, 688 m)
Sulzberg (VBG, 1.015 m)
Schröcken (VBG, 1.263 m)
Langen (VBG, 1.270 m)
Warth (VBG, 1.495 m)
Reutte (870 m)
Lunz am See (NOE, 601 m)
Mariazell (STM, 875 m)
Bregenz (VBG, 424 m)
Salzburg (SBG, 430 m)
47 cm
35 cm
34 cm
28 cm
27 cm
20 cm
18 cm
17 cm
16 cm
15 cm
15 cm

Ort Tmin
Helmstedt-Emmerstadt (NDS, 140 m)
Gardelegen (SA, 47 m)
Quickborn (SH, 13 m)
Faßberg (NDS, 74 m)
Hamburg/Flgh. (HH, 11 m)
Rheinstetten (BW, 116 m)
-19,5 °C
-18,7 °C
-18,4 °C
-15,5 °C
-14,0 °C
-6,2 °C


Niederschlag

Radaranimation vom 05., 12:00 MEZ bis 07.03.2010, 00:00 MEZ
in 15-min-Schritten / Größe ca. 5 MB
| Quelle der Bilder: DWD


Temperaturen

Temperaturmittel vom 01. bis 09.03.2010 und Abweichung
zum Märzmittel 1961 bis 1990. Quelle: IMK, KIT
Temperaturverlauf vom 04. bis 10.03.2010 an der ehemaligen
DWD-Station 10727 Karlsruhe. Quelle: IMK, KIT


Satellitenbilder

Satbildanimation vom 06.03.2010, 11:00 bis 13:00 MEZ
in 15-min-Schritten / Größe ca. 2 MB
| Bildquelle: EUMETSAT


05.03., 15:47 UTC, N-15 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
06.03., 02:38 UTC, N-18 IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
06.03., 12:28 UTC, N-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
07.03., 05:14 UTC, N-15 IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern


Text: CE



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