Wettergefahren - Frühwarnung - Rückblick Juli 2009
Wettergefahren-Frühwarnung - Übersicht

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Montag, 3. August 2009, 17:30 MESZ


Rückblick Juli 2009


Satellitenbild: 27.07.2009, 08:55-12:15 UTC, TERRA VIS
Quelle: NASA Earth Laboratory


Wetterlage und Entwicklung

Häufige Wechsel zwischen einzelnen hochsommerlichen Tagen und kühleren Phasen waren das wetterspezifische Hauptmerkmal des Julis 2009 in Mitteleuropa. Der Übergang von Warm bzw. Heiß zu Kühl vollzog sich nicht selten mit heftigen Gewittern und Unwettern. So verwundert es nicht, dass der Monat in vielen Regionen Deutschlands gegenüber dem Mittel der Jahre 1961 bis 1990 zu nass ausfiel. In Freudenstadt im Schwarzwald summierten sich beispielsweise 225 mm, das ist fast das Doppelte des sonst im Juli zu erwartenden Niederschlages. Zwei der wenigen zu trockenen Orte waren Nürburg (62 mm / 76 Prozent) und Kempten (106 mm / 75 Prozent). Einigermaßen ausgeglichen stellte sich die Temperaturbilanz dar. Die Abweichungen gegenüber dem langjährigen Mittel betrugen nur wenige Zehntel (z. B. Nürnberg +18,5 °C / +0,2 K) bis maximal 2,1 Kelvin in Nürburg. Die Sonne schien in etwa dem Julimittel entsprechend lange, im Norden (z. B. Bremen 232,0 Stunden / 121 Prozent) oft einige Stunden länger als im Süden (z. B. Stuttgart 217,0 Stunden / 91 Prozent).

Weitgehend innerhalb der Norm bewegte sich der Juli 2009 in Rheinstetten hinsichtlich Temperatur, Niederschlag und Sonnenscheindauer. Mit einer mittleren Temperatur von +19,7 °C verlief der Monat geringfügig zu warm (+0,6 K); 100,4 mm Niederschlag bedeuteten 130 Prozent der üblichen Menge im Juli. Wie schon in den Monaten Mai und Juni schien die Sonne nahezu so lange wie im Mittel zu erwarten (223,8 Stunden / 94 Prozent). Eine ausführlichere Betrachtung mit sämtlichen Tageswerten der Station gibt es hier.


01.07., 12:31 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
In den ersten Julitagen 2009 dominierte schwülwarme Luft unter schwachen Luftdruckgegensätzen das Wettergeschehen in Mitteleuropa. Dabei entwickelten sich trotz eines von Nordafrika über West- und Mitteleuropa bis zum Nordmeer reichenden Hochdruckrückens in der Südhälfte Deutschlands am 1. und 2. mit dem Tagesgang verbreitet kräftige Schauer und Gewitter, die aufgrund ihrer geringen Verlagerungsgeschwindigkeit lokal hohe Regensummen lieferten. Innerhalb von 24 Stunden bis zum 2., 06 UTC fielen beispielsweise in Sohland/Spree in Sachsen 66 mm; bis zum 3., 06 UTC im bayerischen Bad Kohlgrub sogar 95 mm. Der Bezugszeitraum darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich diese Summen nicht über einen ganzen Tag verteilt, sondern innerhalb von Minuten bis wenigen Stunden addierten.

04.07., 11:49 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR
Zum 3. und 4. begann eine allmähliche Umstellung der Großwetterlage. Hoch "Diana" über Nordeuropa schwächte sich ab, vom Atlantik her näherte sich ein umfangreicher Höhentrog langsam dem europäischen Festland an. Ein erster, aus diesem Trog herauslaufender kurzwelliger Anteil erreichte am 3. den Westen Deutschlands. Parallel dazu schob sich am Boden eine flache Tiefdruckrinne nordostwärts vor und verlief zur Mittagszeit von Nordwest nach Südost quer über Deutschland hinweg. Großräumige Hebungsantriebe gepaart mit bodennaher Konfluenz konzentrierte die Gewittertätigkeit am Nachmittag auf einen Streifen von Nordrhein-Westfalen über Rheinland-Pfalz, später auch Hessen hinweg nach Baden-Württemberg und Bayern. Die größten Regenmengen wurden in Baden-Württemberg gemessen; in Sigmaringen-Laiz fielen 70 mm binnen zwei Stunden, in Backnang 40 mm innerhalb einer Stunde. Verbreitet kam es zu Überschwemmungen, zwei Menschen starben infolge der Unwetter.
In der Nacht zum und am 4. schwenkte ein weiterer Randtrog über Deutschland hinweg ostwärts. Während sich dahinter der Rücken über Ostfrankreich und Westdeutschland regenerierte und für Stabilisierung sorgte, gab es die kräftigsten Gewitter an diesem Tag - wiederum im Zusammenspiel mit der tagesgangbedingten Überhitzung - im Süden, hauptsächlich aber im Osten des Landes. In Frankfurt (Oder) konnten 96 mm gemessen werden, in Feldberg (Mecklenburg-Vorpommern) 93 mm innerhalb von 24 Stunden bis zum 5., 06 UTC.
Hinter dem zweiten Randtrog setzte sich am 5. bereits geringfügig kühlere und stabiler geschichtete Luft durch, gleichzeitig herrschte unter dem noch einmal nordwärts vorstoßenden Rücken vielfach sonniges und warmes Wetter. Schauer und Gewitter blieben auf die Gebiete am Rhein sowie auf Baden-Württemberg und Bayern beschränkt, fielen dort zum Teil aber wieder heftig aus. In Albstadt-Lautlingen (Baden-Württemberg) wurden 50 mm innerhalb von 24 Stunden bis 06 UTC am 6. registriert.
Zum 6. positionierte sich das hochreichende Tiefdruckgebiet "Rainer" über den Britischen Inseln. Zusammen mit einem weiteren, markanten Randtrog überquerte die Kaltfront von "Rainer" im Tagesverlauf Deutschland von West nach Ost und beendete die seit dem 25. Juni andauernde, schwülwarme Witterungsepisode. Die Kaltfrontpassage selbst ging vergleichsweise unspektakulär mit länger anhaltendem und teilweise schauerartig verstärktem, selten auch gewittrigem Regen einher. Präfrontal entwickelten sich am späten Vormittag lediglich über dem Bayerischen Wald nochmals einige kräftigere Gewitter. Hinter der Front strömte mäßig warme Meeresluft ein, in der am Abend - getriggert durch einen nordostwärts ziehenden Randtrog - auch im Westen wieder Schauer und Gewitter entstanden. Aufgrund der ungleich höheren Strömungsgeschwindigkeit brachten diese zwar keine exorbitant großen Niederschlagsmengen mehr, dafür örtlich starke bis stürmische Böen (z. B. Düsseldorf/Flgh. 64 km/h). Ausführliche Informationen zu der Gewitterlage in großen Teilen Europas vom 25.06. bis zum 06.07.2009 liefert ein separater Artikel.
Am 7. verlagerte sich Tief "Rainer" zusammen mit dem Höhentief zur Nordsee, wobei sich das Höhentief einem nordeuropäischen Langwellentrog anschloss. Dabei wurde mit einer lebhaften nordwestlichen Strömung noch etwas kühlere Luft nach Mitteleuropa gelenkt, in der verbreitet kurze Schauer und Gewitter aktiv waren. Die Temperaturen erreichten nur in Ostdeutschland, wo Reste der alten Warmluft lagerten, Höchstwerte über +25 °C (z. B. Cottbus +26,0 °C), sonst wurden in der kühleren Meeresluft meist nur noch +20 bis +25 °C gemessen.

Bodendruckanalysen | Quelle: FU Berlin / DWD
01.07.2009, 00 UTC 04.07.2009, 00 UTC 08.07.2009, 00 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur | Quelle: Wetterzentrale
01.07.2009, 00 UTC 04.07.2009, 00 UTC 08.07.2009, 00 UTC

08.07., 15:02 UTC, NOAA-15 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
In der Folge bildete ein aus dem nordeuropäischen Trog hervorgehendes Höhentief zusammen mit dem südskandinavischen einen gemeinsamen Schwerpunkt aus. An der Kaltfront von "Rainer" formierte sich über Osteuropa Tief "Steffen", das über Polen und die Ostsee nordwärts zog und vor allem dem Baltikum und Schweden kräftigen Regen brachte (siehe Artikel). Bis zum 10. schwenkten am Südrand des Höhentiefsystems immer wieder Randtröge über Deutschland hinweg, die den Wetterablauf unbeständig gestalteten. Wiederholt traten Schauer und Gewitter auf, die am 8. bei Wörth in Rheinland-Pfalz und am 10. in Mecklenburg-Vorpommern sogar einzelne Tornados hervorbrachten. Warmluftadvektion von der Tiefrückseite her erzeugte am 10. zudem ein großflächiges Regengebiet, das den Norden Deutschlands ostwärts passierte. Dabei kamen zum Teil beträchtliche Regenmengen zusammen, in Ahaus (westliches Münsterland) beispielsweise 23 mm in zwölf Stunden bis 18 UTC. Neben dem Regen spielte der Wind eine bedeutsame Rolle an diesem Tag, am Leuchtturm Alte Weser wurden schwere Sturmböen verzeichnet. Über bis zu zehn Sonnenstunden durfte sich dagegen die Südwestecke der Bundesrepublik freuen.
Ein letzter Randtrog des skandinavischen Höhentiefsystems brachte dem Norden und der Mitte Deutschlands am 11. nochmals Schauer und Gewitter, nach Süden hin überwog Hochdruckeinfluss ("Edda") und damit heiteres Wetter. In der kühlen Meeresluft schafften es die Temperaturen aber selbst am Oberrhein nicht auf sommerliche Werte (z. B. Rheinstetten +22,8 °C).

12.07., 13:35 UTC, NOAA-19 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
Derweil hatte sich vor den Britischen Inseln ein neues, hochreichendes Tief ("Tommy") etabliert. Seine Warmfront streifte am 12. mit vielen Wolken und etwas Regen über Deutschland hinweg; die Kaltfront respektive die später resultierende Okklusion folgte in der Nacht zum 13. nach. Diese kam in ihrem Nordteil rasch ostwärts voran, hing nach Süden aber weit zurück und wandelte sich in eine quer über Europa verlaufende quasistationäre Luftmassengrenze um. Eingebettet in eine kräftige südwestliche Höhenströmung vor dem neuen Höhentief bei den Britischen Inseln liefen an ihr Wellen und kleine Tiefs ("Uwe") nordostwärts ab. In deren Bereich regnete es in den Nächten zum 14. und 15. vom Oberrhein bis nach Ostbayern kräftig und teilweise von Gewittern begleitet. Im rheinland-pfälzischen Germersheim fielen zwischen 0 und 9 Uhr MESZ am 14. 52 mm, in Wutöschingen-Ofteringen im Landkreis Waldshut (Baden-Württemberg) innerhalb von 24 Stunden bis zum 15., 06 UTC 59 mm. In der Nähe von Gewittern traten örtlich schwere Sturmböen auf (z. B. Öhringen 90 km/h). Vielerorts kam es zu Schäden durch Überschwemmungen, zahlreiche Straßen und Keller standen unter Wasser. Mehr dazu hier.

16.07., 13:18 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
Zum 16. rückte die Luftmassengrenze etwas nach Süden vor, erreichte die Alpen jedoch nicht. Rückseitig davon floss kühlere und trockenere Luft ein; dank eines Zwischenhochs ("Fee") und eines in die südwestliche Höhenströmung eingestreuten flachen Hochdruckrückens gab es am Nachmittag nur noch direkt am Alpenrand ein einzelnes Gewitter. Sonst schien verbreitet die Sonne, die Temperaturen kletterten auf hochsommerliche Werte (z. B. Mannheim +30,2 °C).
Ein markanter Kaltfrontdurchgang stand dann zum 17. und 18. an. Vor dem nächsten, scharfen Höhentrog über Westeuropa nahm am Boden Tief "Volkrat" eine äußerst entwicklungsgünstige Position ein und intensivierte sich auf seinem Weg über Südengland zur Nordsee erheblich. Innerhalb von 24 Stunden fiel der Luftdruck in seinem Zentrum um mehr als 15 hPa; mit einem Kerndruck von weniger als 1000 hPa fand es sich zur Mittagszeit am 17. über der westlichen Nordsee ein. In der Nacht zum 17. griff eine vorlaufende Konvergenzlinie mit Gewittern auf den Westen Deutschlands über; die Kaltfront erreichte am Abend die Oder. Äußerst ausgeprägt waren die thermischen Gegensätze, was anhand der Höchsttemperaturen des Tages deutlich wird. Im Osten lagen diese nochmals deutlich über der +30-Grad-Marke (z. B. Lindenberg +31,3 °C), im Westen teilweise mehr als 10 Kelvin tiefer (z. B. Frankfurt/Main +23,1 °C). Die Gewitter an der vorlaufenden Konvergenzlinie nahmen vor allem im Nordosten unwetterartige Ausmaße an, im brandenburgischen Kyritz gingen innerhalb einer Stunde zwischen 15 und 16 Uhr MESZ 41 mm Regen nieder. Zugleich wurde dort eine 101-km/h-Böe notiert, am Flughafen Leipzig/Schkeuditz blies der Wind gar in orkanartiger Stärke (115 km/h). Ein sich aus dem westeuropäischen Trog über Nordostitalien abspaltendes kleines Höhentief zog als spitzer Randtrog bis zum 19. über die Alpen nach Bayern, auf seiner Vorderseite entwickelte sich südlich der Alpen ein kräftiges Bodentief. Die Folge waren intensive Hebungsprozesse und daraus resultierend kräftige Niederschläge besonders in der Schweiz, in Teilen Österreichs sowie im Süden Baden-Württembergs und Bayerns. Die Spitzenwerte der 24-stündigen Niederschlagsmengen reichten bis 75 mm in Jachenau-Tannern in Oberbayern. Massive Verdunstungsabkühlung drückte die Schneefallgrenze in einigen Tälern der Nordalpen bis etwa 1500 Meter herab; auf der Zugspitze fielen vom 18. auf den 19. 45 cm Neuschnee und damit so viel wie in einem Juli seit 1981 nicht mehr. Ein gesonderter Artikel zu dieser bemerkenswerten Wetterentwicklung und einer ebenso bemerkenswerten Himmelserscheinung, der Münchner "Morning Glory" am Morgen des 17., kann unter folgendem Link abgerufen werden.
Auf der Rückseite des nach Nordeuropa abtrünnigen Tiefs "Volkrat" schwenkte am 19. ein Kurzwellentrog über Deutschland ostwärts. In seinem Umfeld traten Regenschauer und einzelne Gewitter auf, im Norden zahlreicher und stärker als im Süden. Bei einem mäßigen bis frischen, in Böen starken bis steifen Westwind blieb es mit Höchstwerten zwischen +20 und +23 °C für Mitte Juli doch ziemlich frisch.

Bodendruckanalysen | Quelle: FU Berlin / DWD
12.07.2009, 00 UTC 16.07.2009, 00 UTC 20.07.2009, 00 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur | Quelle: Wetterzentrale
12.07.2009, 00 UTC 16.07.2009, 00 UTC 20.07.2009, 00 UTC

20.07., 05:31 UTC, NOAA-15 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
Zu Beginn der letzten Monatsdekade hatte sich eine Westwetterlage eingestellt, wie man sie üblicherweise eher aus den Herbstmonaten kennt. Eine für die Jahreszeit ungewöhnlich kräftige Frontalzone verlief von Neufundland über den Nordatlantik hinweg nach West- und Mitteleuropa, ein eingelagerter Kurzwellentrog fachte am 20. die Schauertätigkeit nochmals an. Im Norden waren auch wieder Gewitter dabei. Im Laufe des Nachmittags setzte vor einem sich über Frankreich aufwölbenden Hochdruckrücken großräumiges Absinken ein, im Süden schien immer öfter die Sonne.
Am 21. kam vor Tief "Wolfgang" bei den Britischen Inseln wieder eine südwestliche Strömung in Gang, mit der zunehmend schwülheiße Luft subtropischen Ursprungs nach Mitteleuropa transportiert wurde. Der sich dadurch aufwölbende Rücken bewegte sich bis zum 22. allerdings rasch über Deutschland hinweg ostwärts. Bei viel Sonne konnte im Süden verbreitet ein heißer Tag mit Temperaturen über +30 °C verbucht werden (z. B. Lahr +32,2 °C). Mit Annäherung eines ersten Randtroges des zu "Wolfgang" korrespondierenden Langwellentroges über dem Ostatlantik kamen am Abend jedoch von Ostfrankreich und Benelux im Westen Deutschlands bereits kräftige Gewitter auf. Diese zogen in der Nacht zum 22. über die Norddeutsche Tiefebene, Sachsen-Anhalt und Südbrandenburg ostwärts. Im Bereich einer Konvergenzlinie gab es auch von Rheinland-Pfalz über Hessen bis zur Mitte Deutschlands in der Nacht Gewitter. Zwischen 20 Uhr MESZ am Abend des 21. und 8 Uhr MESZ am Morgen des 22. fielen hauptsächlich in Westfalen mehr als 20 mm Regen (z. B. Bad Lippspringe 27 mm). Vielerorts liefen Keller voll Wasser, Blitzeinschläge führten zu Bränden und erheblichen Schäden an Häusern.

24.07., 09:49 UTC, NOAA-17 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
Die stramme südwestliche Höhenströmung auf der Trogvorderseite blieb über West- und Mitteleuropa bis zum 24. erhalten und schuf die Voraussetzungen für eine der prägnantesten Unwetterlagen des Jahres. Ähnlich wie zuvor bei "Tommy" erstreckte sich die Kaltfront von "Wolfgang" nahezu höhenströmungsparallel quer über halb Europa hinweg bis zur Iberischen Halbinsel und neigte dadurch zur Wellenbildung (z. B. "Xystus"). Auf der Vorderseite einer solchen Welle verstärkte sich am 23. nochmals die Warmluftzufuhr nach Mitteleuropa, mit Föhnunterstützung konnten im 850-hPa-Niveau über dem Osten Österreichs sogar extrem heiße +26 °C analysiert werden. Entsprechend heiß wurde es dann an diesem Tag dort sowie im Südosten Bayerns, neue Rekorde der Höchsttemperatur für den Monat Juli mit eingeschlossen (München/Flgh. +34,7 °C). Gleichzeitig kamen im Südwesten am Morgen im Bereich einer Konvergenzlinie die ersten Gewitter auf, am Nachmittag gewitterte es an einer weiteren Konvergenz in Baden-Württemberg und Bayern verbreitet und kräftig. Schwere Sturmböen (z. B. Lahr 86 km/h) richteten Schäden an; die weitere Entwicklung dieser Gewitter zu einer "squall line" mit Orkanböen forderte am Abend und in der Nacht zum 24. im Süden Polens und in Tschechien acht Menschenleben. Die Luftmassengrenze rückte im Laufe des Abends und in der Nacht nach Südosten vor; auch an ihr formierten sich nochmals einige Gewitter, die Unwettergefahr war aber gebannt. Mehr zu den Unwetterereignissen in Verbindung mit Tief "Wolfgang" gibt es hier.
Gegen Ende des Monats setzte sich das Wechselspiel aus kurzen heißen Einschüben und mit teilweise kräftigen Gewittern verbundenen Kaltfrontpassagen sowie nachfolgend kühleren Phasen munter fort. Wechselhaftes und windiges Schauerwetter mit kurzen Gewittern und einzelnen Sturmböen (z. B. Hannover/Flgh. 76 km/h) dominierte am 24. in der Nordhälfte Deutschlands; im Süden zog am Abend mit Passage eines Kurzwellentroges aus den Alpen heraus kräftiger und gewittriger Regen auf (z. B. Mühldorf am Inn 24 mm in zwölf Stunden bis zum 25., 06 UTC).
Im Umfeld des ausnahmsweise einmal in seinem Nordteil zurückhängenden Höhentroges fielen am 25. in der Nordhälfte des Landes weitere Schauer und Gewitter, im Süden wirkte der Einfluss eines weit nach Osten vorgeschobenen Azorenhochkeils stabilisierend. Dort behauptete sich auf einem allerdings verhaltenen Temperaturniveau (z. B. Regensburg +22,5 °C) im Tagesverlauf die Sonne gegen einzelne Schauer.
Am 26. und 27. verlagerte sich der nächste Rücken über Mitteleuropa ostwärts. Vorderseitig davon ging aus dem Azorenhochkeil die eigenständige Hochdruckzelle "Gisela" hervor, deren Schwerpunkt am 27. um 00 UTC aber bereits über dem südöstlichen Mitteleuropa anzutreffen war. Bei reichlich Sonnenschein erwärmte sich die Luft rasch wieder, am 27. kam zu der einstrahlungsbedingten Erwärmung von Südwesten herangeführte Warmluft subtropischen Ursprungs hinzu. So wurden am 26. lediglich im Westen und Südwesten Deutschlands, am 27. dann verbreitet sommerliche, zum Teil sogar hochsommerliche Temperaturen registriert (z. B. Bamberg +30,2 °C).

28.07., 09:46 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR
31.07., 18:00 UTC, MSG-2 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
Am Abend des 27. und am 28. wiederholte sich in gewisser Weise das Geschehen der vorangegangenen Tage und Wochen. Innerhalb der atlantischen Frontalzone schwenkte ein Kurzwellentrog nordostwärts, ihm vorgelagert zog die Kaltfront von Tief "Yves" mit Zentrum bei den Britischen Inseln samt präfrontaler Konvergenzlinie über Mitteleuropa gen Osten. Zwar blieben Unwetter dieses Mal aus; vor dem markanten südlichen Trogteil erfuhr die Kaltfront über den Alpen und Süddeutschland aber eine Intensivierung, sodass schauerartig verstärkter Regen mit eingelagerten Gewittern auf Württemberg und Bayern übergriff. Die zwölfstündigen Mengen bis zum 28., 06 UTC blieben allerdings meist unter 20 mm (z. B. Laupheim 19 mm). Näheres zu den Wetterereignissen im Zusammenhang mit dieser Kaltfrontpassage hier.
Der Kaltfront, welche die kurzzeitig wirksame subtropische Luftmasse mit kühlerer Meeresluft austauschte, folgte zügig ein neues Zwischenhoch, "Helga", nach. Wie ihre Vorgängerin ging auch "Helga" aus einem weit nach Osten reichenden Azorenhochkeil hervor - und bewegte sich ebenso schnell über Mitteleuropa ostwärts. Somit herrschte am 28. und 29. nach Abzug letzter Schauer im Norden und Osten überaus heiteres bis sonniges Wetter mit rasch ansteigenden Temperaturen, am Oberrhein reichte es am 29. für knapp +30 °C (z. B. Mannheim +29,8 °C). Die nächste Kaltfront ließ aber nicht lange auf sich warten und schritt am 30. ostwärts voran. Sie wurde Tief "Yves II" zugerechnet, das am Rande des ursprünglichen Tiefs "Yves" entstanden war und unter kräftiger Intensivierung vor einem scharfen Randtrog nach Südnorwegen zog. Auch in diesem Fall entwickelten sich erste Schauer und Gewitter an einer vorlaufenden Konvergenzlinie, die Kaltfront selbst machte nur im Nordwesten und Norden Deutschlands mit schauerartig verstärkten Regenfällen und Gewittern auf sich aufmerksam. Im Süden blieb es vielerorts sogar trocken. Am Rande des kräftigen Tiefs über Südnorwegen traten im Nordseeumfeld örtlich schwere Sturmböen auf (z. B. Leuchtturm Alte Weser 97 km/h).
Kräftig blies der Wind im Norden auch noch am 31. (z. B. St. Peter-Ording 72 km/h), sonst kam die postfrontal eingeströmte kühlere Meeresluft bald zur Ruhe. Abgesehen von einigen dichteren Wolkenfeldern im Süden rückseitig der im Alpenraum quasistationär verharrenden Luftmassengrenze schien unter dem Einfluss des neuen Hochs "Irene" meist zwischen 6 und 14 Stunden lang die Sonne.

Bodendruckanalysen | Quelle: FU Berlin / DWD
24.07.2009, 00 UTC 28.07.2009, 00 UTC 31.07.2009, 00 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur | Quelle: Wetterzentrale
24.07.2009, 00 UTC 28.07.2009, 00 UTC 31.07.2009, 00 UTC


Monatswerte

Nachstehend Monatswerte vom Juli 2009 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):

Ort Temp. Vgl. Nds. Vgl. Sonne Vgl.
Fichtelberg (1213 m)
Hohenpeißenberg (977 m)
Rheinstetten
+12,4 °C
+16,3 °C
+19,7 °C
+1,2 K
+1,3 K
+0,6 K
130,4 mm
102,1 mm
100,4 mm
116%
63%
130%
179,9 h
212,1 h
223,8 h
94%
92%
94%


Text und Gestaltung: CE


Forschungszentrum
In Zusammenarbeit mit:
Lacunosa Wetterberatung