Wettergefahren - Frühwarnung - Rückblick April 2008
Wettergefahren-Frühwarnung - Übersicht

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Samstag, 3. Mai 2008, 18:00 MESZ


Rückblick April 2008


Satellitenbild: 21.04.2008, 10:25 UTC, TERRA VIS
Quelle: NASA Earth Laboratory


Wetterlage und Entwicklung

Abwechslungsreich, wie man es von einem April erwarten kann, präsentierte sich der Monat 2008. Die Palette reichte von spätwinterlichen Verhältnissen mit Schnee bis ins Flachland in der ersten Hälfte über ergiebige Regenfälle zu Beginn des letzten Drittels bis hin zu frühlingshaften Tagen am Ende des Monats. Nach kaltem Beginn schafften es die Temperaturen am Schluss doch noch, die Bilanzen mit Blick auf die Zeitreihen 1961 bis 1990 einigermaßen ausgeglichen zu gestalten. Die Abweichungen davon bewegten sich meist im Zehntel-Kelvin-Bereich; nach Nordosten hin in positive, im Südwesten in negative Richtung. Deutlich wärmer als im Durchschnitt war es an den Küsten (z.B. Helgoland +1,6 K). Zahlreiche Schauer, Gewitter sowie ergiebiger Regen trugen im Süden und Osten maßgeblich zu einem klar übererfüllten Niederschlagssoll bei. Mit 124,8 mm konnte z.B. Dresden weitaus mehr als das Doppelte des sonst im April fallenden Niederschlags vorweisen. Trockener blieb es im Nordwesten, in Cuxhaven fielen im Vergleich zum Mittel 62 Prozent. Die Sonne zeigte sich nahezu überall weniger häufig als gewohnt, in Frankfurt/Main mit 97,8 Stunden sogar nur etwas mehr als halb so oft (60 Prozent). Am längsten schien sie im Norden, auf Helgoland knapp 218 Stunden lang (123 Prozent des Mittels).

Trotz einer furiosen Aufholjagd im letzten Monatsdrittel reichte es auch in Karlsruhe schlussendlich nicht mehr für eine positive Temperaturabweichung. Am Ende stand mit einer Monatsmitteltemperatur von 9,8 °C eine negative Abweichung von -0,1 K zu Buche. Damit war der April der erste Monat seit dem November des Vorjahres, dem auch im Hinblick auf das Mittel des Zeitraums 1961 bis 1990 wieder das Prädikat "zu kalt" verliehen werden durfte. Häufige Regenfälle im ersten und zweiten Monatsdrittel sorgten für einen - im Vergleich zum langjährigen Mittel - Niederschlagsüberschuss von rund 30 mm (90,1 mm insgesamt, 148 Prozent). Die Sonne schien fast 130 Stunden lang, was für April aber einen verhaltenen Wert darstellt (80 Prozent).

Zum Monatsauftakt schwenkte ein schmaler Höhentrog, der sich in erster Linie noch durch eine Zunge kalter Luft abbildete, über Deutschland hinweg nach Osten. Dieser hatte allerdings keine größeren Auswirkungen auf das Wettergeschehen, vielmehr machte sich im Großteil Deutschlands von Südwesten her kurzzeitig Zwischenhocheinfluss bemerkbar. So verlief der 1. zunächst überwiegend sonnig, nur über der Osthälfte hielten sich noch dichtere Restwolken eines abziehenden Tiefausläufers. Zum Nachmittag griff aber schon der nächste Höhentrog auf den Nordwesten über. Darin eingebettet verlagerte sich Tief "Rahel" zur nördlichen Nordsee. Das okkludierende Frontensystem von "Rahel" brachte vor allem dem Norden und der Mitte Regen. Dahinter folgten in der einfließenden Meereskaltluft kräftige Schauer und einzelne Gewitter (z.B. in Essen und Düsseldorf) nach.
Am 2. und 3. weitete sich der Höhentrog nach Süden und Osten aus und bestimmte das Wetter in großen Teilen Mittel- und Osteuropas. Bei den Britischen Inseln etablierte sich das umfangreiche Hoch "Jürgen". An dessen Ostflanke kam eine nördliche Strömung in Gang, mit der die Meereskaltluft bis in den zentralen Mittelmeerraum vorstoßen konnte. In der gut durchmischten Luft stiegen die Höchsttemperaturen im Tiefland dennoch auf Werte um +10 °C. So wurden am 3. in Lahr +12 °C erreicht, während auf dem Feldberg bei -2 °C Dauerfrost herrschte.
So stabil Hoch "Jürgen" mit einem Luftdruck von über 1030 hPa im Zentrum auch erschien, so schnell verschwand es am 5. von der Bildfläche. Über dem Nordatlantik baute sich derweil aber ein neuer, mächtiger und bis nach Grönland reichender Hochdruckrücken auf. Und ähnlich wie zwei Wochen zuvor an Ostern (siehe Artikel) bahnte sich auch in diesem Fall vom Nordmeer und Skandinavien her ein kräftiges Tief ("Sylvia") seinen Weg nach Süden. Die zu "Sylvia" gehörenden Fronten überquerten am 5. und 6. Deutschland von Nordwest nach Südost. Dabei fiel am 5. länger anhaltender Regen, die Mengen summierten sich bis zum Morgen des 6. verbreitet auf um 10 mm. Am 6. dominierte dann das für den April so bekannte Wetter mit der gleichnamigen Bezeichnung. Am 7. kam "Sylvia" mit ihrem Zentrum über Dänemark zum Liegen, in höheren Luftschichten überdeckte ein Langwellentrog nahezu ganz West- und Mitteleuropa. Die höhenkälteste Luft mit Temperaturen von großflächig unter -35 °C im 500 hPa-Niveau, was in diesem Fall einer Höhe von etwa 5200 Metern entsprach, war über den Britischen Inseln und der Nordsee vorzufinden. Um dieses steuernde Höhentief schwenkten mehrere Kurzwellentröge, die den Wetterablauf unbeständig gestalteten. Ein solcher Kurzwellentrog initiierte am 6. über der Mitte Frankreichs die Bildung eines kleinen Bodentiefs, das am 7. auf nordöstlichem Kurs Richtung Mittelgebirgsraum zog. Bei 850 hPa-Temperaturen von unter -5 °C begann es in der Nacht zum 7. von Frankreich her zu schneien, nur in den tiefsten Lagen regnete es auch. Im Tagesverlauf breiteten sich die Niederschläge nach Nordosten aus. Nachdem Schnee praktisch den gesamten Winter über im Flachland kaum ein Thema war, bedeckte das kalte Weiß einige Landschaften an den ersten Frühlingstagen nun schon zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit. Selbst am Frankfurter Flughafen lag am Morgen 1 cm Schnee. Mehr Schnee bekamen naturgemäß die höheren Lagen ab, Büchel in der Eifel sogar 24 cm. Während in der Nacht zum 8. in der Westhälfte Deutschlands die Wolken aufrissen und sich bei klarem Himmel leichter bis mäßiger Frost einstellte, schneite und regnete es dann im Nordosten teilweise ergiebig. Greifswald meldete am Morgen 9, zum Mittagstermin 11 cm Schnee. In Putbus auf Rügen fielen in 48 Stunden 64 mm. Mehr zu dieser spätwinterlichen Episode gibt es in einem gesonderten Artikel.
Zum 8. hatte der Langwellentrog seine Form verändert und sich mit einem Höhentief bei den Azoren zusammengeschlossen. Der Trog war nun in Nordost-Südwest-Richtung ausgerichtet, wobei auf dessen Vorderseite von Südwesten her wieder deutlich mildere Luft nach Norden vorankam. Ausgehend von einem Tiefdrucksystem bei der Iberischen Halbinsel, das dort ergiebige Regenfälle lieferte, erstreckte sich eine Luftmassengrenze von Südwest nach Nordost beinahe über den gesamten europäischen Kontinent. Diese trennte die kalte Meeres-/Polarluft im Norden von deutlich wärmerer Mittelmeerluft südlich von ihr. Entlang dieser Luftmassengrenze liefen in der Höhe kurzwellige Tröge, am Boden flache Wellen oder kleine Tiefs nach Nordosten ab. Am 9. brachte ein solches Tief ("Tanit") in einem Streifen vom Oberrhein bis nach Brandenburg 5 bis örtlich über 10 mm Regen. Am 10. fiel besonders im Süden weiterer Regen, am 11. drehte die Strömung vor der Hauptachse des Troges und einem weiteren kleinen Tief, das den Namen "Tanit II" erhielt, auf Süd. Damit gelangte vorübergehend warme Luft in die Südhälfte des Landes, in der die Temperaturen am Nachmittag bei viel Sonne im Osten Baden-Württembergs und in Bayern auf Werte bis +20 °C (z.B. München/Stadt, Straubing) stiegen. Unterdessen näherte sich von Westen her die Kaltfront des Tiefs, an der beim Voranschreiten nach Osten durch die bodennahe Aufheizung davor immer größere Wetteraktivität zu beobachten war. Am Abend schließlich gingen hauptsächlich über Hessen, Thüringen und Bayern mit zahlreichen Gewittern verbundene Starkregenfälle nieder. In Nürnberg musste ein Spiel der ersten Fußball-Bundesliga abgebrochen werden.
Rückseitig des Tiefs wurde zum 12. die Luftmassengrenze endgültig nach Südosten abgedrängt und es setzte sich frischere Atlantikluft durch. Einzelne Schauer traten vor allem noch im Süden auf. Insgesamt blieb die Großwetterlage über Mitteleuropa aber zyklonal geprägt. Somit konnten sich am 13. wieder vermehrt Schauer entwickeln. Der dafür verantwortliche Höhentrog bewegte sich am 14. und 15. langsam nach Osten. In seinem Umfeld regnete es am 14. im Norden und in der Mitte, am Abend entstanden über Ostdeutschland zum Teil kräftige Gewitter. In Dresden gingen dabei 24, in Cottbus 26 mm Regen nieder.
Östlich eines Hochdruckrückens über dem Ostatlantik und dazu korrespondierenden Hochdruckgebieten über der Biskaya ("Kanan") und Island wurde mit einer nordwestlichen Strömung vom 15. bis zum 17. sehr kühle Luft nach Deutschland transportiert. Selbst im Flachland kamen die Höchsttemperaturen kaum über +10 °C hinaus. Dazu gesellten sich viele Schauer, die noch einmal bis in tiefere Lagen als Schnee fielen. Beispielsweise lagen selbst im nicht einmal 300 Meter hohen Öhringen im Hohenlohischen am Morgen des 17. 7 cm Schnee. Auf der Südwestalb hatte die weiße Pracht eine Mächtigkeit von zum Teil mehr als 20 cm (z.B. Messstetten 22 cm).
Allerdings ging diesem neuerlich winterlichen Intermezzo rasch die (Kalt-)Luft aus. Von Nordwesten her "durchbrach" ein sich nach Südosten ausdehnender Trog den Hochdruckrücken über Westeuropa. Ein ausgeprägtes Tiefdrucksystem ("Wilhelmina") nistete sich vor Frankreich ein, hohes Geopotential und hoher Luftdruck verblieben über Nordeuropa. Somit ergab sich über Deutschland eine frontogenetische Situation: Vorderseitig des Tiefdruckkomplexes wurde Warmluft nach Norden verfrachtet, am Südostrand des Hochs dagegen relativ kalte Festlandsluft gen Süden geführt. Daraus resultierten am 19. Regenfälle über der Mitte und dem Süden Deutschlands (z.B. Michelstadt-Vielbrunn 18 mm in 12 Stunden). Am 20. ließen die Regenfälle vorübergehend nach, zum 21. bildete sich über dem Löwengolf jedoch ein Randtief. Es zog unter Intensivierung über Oberitalien und die Alpen nach Nordosten. In seinem Bereich regnete es am 21. und 22. im süddeutschen sowie im alpinen Raum ergiebig. Die höchste Regenmenge innerhalb von 48 Stunden verzeichnete Malsburg-Marzell im Südwestschwarzwald mit 98 mm bis zum 23., 06 UTC. Auch sonst gingen in diesem Zeitraum nicht selten über 80 mm Regen nieder. Die Folge waren kleinere Hochwasser an Bächen und Flüssen. Mehr dazu hier.
Am 22. verlagerte sich der gesamte Tiefdruckkomplex "Wilhelmina" nach Osten. Nichtsdestotrotz fiel am 23. entlang der weit zurückhängenden Okklusion des Tiefs im Süden Deutschlands noch etwas Regen sowie der ein oder andere Schauer. Ausgehend von einem neuen atlantischen Tiefdrucksystem ("Xiomara") überquerten am 24. und 25. zwei okkludierende Frontensystem Deutschlands von West nach Ost. Neben skaligen Regenfällen traten an beiden Tagen besonders in der Mitte, im Süden und im Osten auch Gewitter auf.
Das Wochenende 26./27. stand im Zeichen von Hochdruckgebiet "Lars". Am 26. machten Wolkenfelder der zu Tief "Yoki" südlich von Island gehörenden Warmfront nur im Westen und Nordwesten des Landes der Sonne das Scheinen schwer. Örtlich fielen aus ihnen sogar wenige Regentropfen. Letzte Schauer gab es auch ganz vereinzelt im Osten, sonst zeigte sich bei Temperaturen bis +23 °C am Rhein überall die Sonne.
Doch noch war auch dieser neuerliche Anlauf des Frühlings nicht von Dauer. Zwar verbuchte das thüringische Artern am 28. mit +24,2 °C den deutschlandweit höchsten gemessenen Temperaturwert des Monats; noch am selben Tag aber beendete die Kaltfront von Tief "Zora" bei Großbritannien das sonnige und warme Wetter mit schauerartig verstärktem Regen, an einer vorlaufenden Konvergenz in einem Streifen von Niedersachsen bis nach Bayern am Nachmittag auch mit Gewittern. Mit zum Teil beträchtlichen Regenmengen wartete der Westen Deutschlands auf, bis 18 UTC fielen 12-stündig z.B. am Düsseldorfer Flughafen 18 mm. In der Mitte und im Süden konnten im darauffolgenden 12-Stunden-Zeitraum bis zum 29., 06 UTC Mengen über 10 mm gemessen werden (z.B. München/Stadt 26 mm). Am 29. beruhigte sich das Wetter in der Südwesthälfte der Bundesrepublik, im Nordosten regnete es noch länger anhaltend und durchaus auch ergiebig (z.B. Halle 22 mm in 12 Stunden). Am 30. erreichte mit der Okklusion von "Agnes" bereits der nächste Tiefausläufer Deutschland mit Regen.

Text: CE

Bodendruckanalysen, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
01.04.2008, 00 UTC 04.04.2008, 00 UTC 08.04.2008, 00 UTC
12.04.2008, 00 UTC 16.04.2008, 00 UTC 20.04.2008, 00 UTC
24.04.2008, 00 UTC 28.04.2008, 00 UTC 30.04.2008, 00 UTC
850 hPa-Geopotential und -Temperatur, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
01.04.2008, 00 UTC 04.04.2008, 00 UTC 08.04.2008, 00 UTC
12.04.2008, 00 UTC 16.04.2008, 00 UTC 20.04.2008, 00 UTC
24.04.2008, 00 UTC 28.04.2008, 00 UTC 30.04.2008, 00 UTC


Monatswerte

Nachstehend Monatswerte vom April 2008 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):

Ort Temp. Vgl. Nds. Vgl. Sonne Vgl.
Helgoland
Augsburg
Karlsruhe
+7,6 °C
+8,1 °C
+9,8 °C
+1,6 K
+0,6 K
-0,1 K
41,7 mm
92,2 mm
90,1 mm
109%
156%
148%
217,9 h
125,7 h
129,5 h
123%
79%
80%


Satellitenbilder

01.04., 12:00 UTC, Meteosat-9 VIS/IR
Quelle: F. Valk
04.04., 12:43 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR
08.04., 12:10 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
12.04., 13:07 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
16.04., 12:00 UTC, Meteosat-9 VIS/IR
Quelle: F. Valk
20.04., 11:50 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
24.04., 12:00 UTC, Meteosat-9 VIS/IR
Quelle: F. Valk
28.04., 11:54 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR
30.04., 11:46 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton



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