Wettergefahren - Frühwarnung - Rückblick August 2007
Wettergefahren-Frühwarnung - Übersicht

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Sonntag, 02. September 2007, 22:00 MESZ


Rückblick August 2007


Satellitenbild: 22.08.2007, 10:50 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR


Wetterlage und Entwicklung

Im Bereich der Normalwerte verlief der August 2007 in Deutschland mit Blick auf Temperatur und Sonnenscheindauer, allerdings in weiten Teilen zu nass. Die Monatsmitteltemperaturen lagen häufig zwischen +16 und +18 °C und wiesen damit weniger als 1 K Abweichung gegenüber den langjährigen Mittelwerten auf. Die Ausnahme bildeten hierbei der Norden und Nordosten - dort kamen positive Abweichungen von über 1 K zustande. Auch die Sonnenscheindauer entsprach mit rund 200 Stunden etwa dem, was man im August erwarten kann. Dabei war es am Oberrhein und in Brandenburg generell sonniger als in den mittleren Landesteilen und am Alpenrand. Wie in den Sommermonaten üblich, gab es auch in diesem Monat regional große Unterschiede bei den Niederschlagsmengen. Allerdings beruhen die Unterschiede in diesem Fall weniger auf örtlich aufgetretene Gewitter als vielmehr auf Starkregenereignisse, die manche Gebiete mit überdurchschnittlich viel Regen versorgten, während andernorts davon nur wenig zu spüren war. So fielen beispielsweise in Bremen nur 41,1 mm Regen, während in Konstanz 191,2 mm vom Himmel kamen. Ähnlich nass war es im westlichen Mittelgebirgsraum.

Was für Deutschland im Großen gilt, kann auch auf Karlsruhe im Kleinen übertragen werden: Mit einer Monatsmitteltemperatur von +19,3 °C war der August verglichen mit dem Bezugszeitraum 1961 bis 1990 um 0,5 K zu warm; zieht man dagegen die Jahre 1971 bis 2000 als Vergleich heran, fiel der Monat gar um 0,4 K zu kalt aus. Mit 234,6 Sonnenstunden wurde das Mittel der Jahre 1961 bis 1990 knapp überboten (106 Prozent). Allerdings fielen stolze 96,8 mm Regen, das entspricht 146 Prozent der üblichen Menge der Jahre 1961 bis 1990.

Das schon aus den Monaten Juni und Juli bekannte schnelle Wechselspiel aus kurzzeitigen Warmluftvorstößen und rasch nachfolgender kälterer Luft setzte sich auch im August fort. Zu Beginn des Monats verlagerte sich ein Hochdruckrücken über Mitteleuropa ostwärts. Diesem folgte am 3. ein Höhentrog nach, welcher bereits am 4. wieder durch einen weiteren Rücken ersetzt wurde. Entsprechend lagen die Tageshöchsttemperaturen am 3. verbreitet etwa 5 K niedriger als am 2. und 4.
Flankiert von einem Höhentrog über dem Atlantik sowie Höhentiefs über Osteuropa vergrößerte der Rücken am 5. und 6. seine Amplitude und bildete einen neuen Schwerpunkt im Bereich der Ostsee aus. Aus dem atlantischen Langwellentrog schnürte sich bei den Britischen Inseln ein eigenständiges Höhentief ab, das via Zentralfrankreich bis zum 9. nach Oberitalien und bis zum 11. zur Adria zog. Sein anschließender Weg über Osteuropa kann noch viele weitere Tage verfolgt werden. Auf der Vorderseite dieses Höhentiefs formierte sich südlich der Alpen ein kleines Bodentief, das nach Nordosten wanderte und zusammen mit einem weiteren kleinen Tief über Ostdeutschland/Tschechien als "Leander" bezeichnet wurde. Aus einer beachtlichen vertikalen Windscherung und teilweise massiver Warmluftadvektion resultierten intensive Hebungsvorgänge, die zur Entstehung großflächiger Niederschlagsgebiete beitrugen. Deren langsame Verlagerungsgeschwindigkeit begünstigte hohe Regenmengen von zum Teil über 100 mm in 48 Stunden vor allem in der Schweiz sowie im Südwesten und in der Mitte Deutschlands an einer dort verweilenden Luftmassengrenze. Die Folge waren lokale Überschwemmungen zum einen, zum anderen eine Hochwasserwelle am Rhein. Am Pegel Karlsruhe-Maxau wurde am 10. ein Wasserhöchststand von 8,57 Meter notiert. Besonders betroffen vom Hochwasser war der Kreis Waldshut-Tiengen im Süden Baden-Württembergs. Währenddessen entwickelten sich in der Warmluft, die über Osteuropa nach Norden und schließlich nach Westen und Süden zurückgeführt wurde, über der Nordosthälfte Deutschlands immer wieder kräftige Schauer und Gewitter. Auf der Ostseeinsel Fehmarn registrierte eine private Wetterfirma dabei innerhalb eines Tages die unglaubliche Regenmenge von 176 mm. Eine ausführliche Betrachtung der Niederschlagsereignisse vom 6. bis 11.08. gibt es hier.
Am 11. und 12. machte sich unter Hochdruckeinfluss in der Westhälfte Deutschlands Sommerwetter breit, der Osten hatte mit letzten Regenfällen zu tun. Schon in der Nacht zum 13. jedoch kamen im Westen und Südwesten in Zusammenhang mit einer Konvergenzlinie vor der Kaltfront von Tiefdruckgebiet "Maximilian" nördlich von Schottland wieder schauerartige Regenfälle und örtliche Gewitter auf. An der Station des Deutschen Wetterdienstes in Karlsruhe fielen dabei 23 mm. Die Kaltfront selbst brachte tagsüber hauptsächlich im Norden und in der Mitte des Bundesgebietes etwas Regen. Hinter ihr konnte sich vorübergehend leichter Zwischenhocheinfluss durchsetzen, ehe zum 15. vom Atlantik her das kräftige und aus mehreren Zentren bestehende Tiefdrucksystem "Nikolas" nahte. "Nikolas" zog über die Britischen Inseln und die nördliche Nordsee bis zum 17. nach Skandinavien und dann rasch nach Norden ab. Im Vorfeld der in der Nacht zum 16. über Deutschland ostwärts schwenkenden Kaltfront formierten sich nach einem hochsommerlich heißen Tag mit Temperaturen bis +33 °C z.B. in Sinsheim und Mühlacker am Abend im Südwesten einzelne Schauer und Gewitter. Am 16. und 17. herrschte landesweit der Einfluss des zu "Nikolas" gehörenden Höhentroges mit zahlreichen Regenschauern vor.
Am 18. schien verbreitet die Sonne, bevor am 19. mit Tief "Otto" bei den Britischen Inseln von Westen her einmal mehr Regenfälle aufkamen. Die Hauptachse des korrespondierenden Höhentroges erstreckte sich zu diesem Zeitpunkt von Großbritannien über Ostfrankreich zum westlichen Mittelmeerraum. Vorderseitig dieser Achse entstand über dem Ligurischen Meer das Tiefdruckgebiet "Quirinus". Seine Vb-artige Zugbahn führte es bis zum 23. über das östliche Mitteleuropa und Norddeutschland nach Nordfrankreich. Es lenkte feuchte und warme Luft über Osteuropa nach Norden und schließlich um den Tiefkern herum zurück nach Westen und Süden. In gewisser Weise ähnelte die Lage der von Anfang August (s.o.). Und auch in diesem Fall ließ die synoptische Struktur viel Regen erwarten, der dann am 21. vor allem in Ostdeutschland, in der Nacht zum 22. vom südöstlichen Nordrhein-Westfalen über den Süden Niedersachsens bis nach Sachsen-Anhalt niederging. Den Spitzenwert verzeichnete Herzberg-Lonau im Harz mit 105 mm in 24 Stunden, was für den Fluss Lonau zuviel war. Dieser trat über die Ufer, die Wassermassen richteten Schäden an. Mit Überschwemmungen hatte auch der Kreis Lippe in Nordrhein-Westfalen zu kämpfen. Zu diesem Ereignis gibt es eine ausführliche Nachbetrachtung.
Vom 24. an schwächte sich "Quirinus" ab. Der Nordteil der zugehörigen Struktur in der Höhe, ein inzwischen langgestrecktes Höhentief, wurde wieder in die Frontalzone integriert und nach Nordosten gesteuert, der Südteil verblieb über der Iberischen Halbinsel. Dazwischen stiegen über Deutschland zunächst das Geopotential und durch großräumiges Absinken in der Folge auch der Luftdruck am Boden an. Somit präsentierte sich das Wetter vom 24. bis zum 26. in weiten Teilen Deutschlands sonnig und warm, im Südwesten wurde nach längerer Zeit sogar wieder die +30-Grad-Marke erreicht und überschritten.
Zum Ende des Monats entwickelte sich die dritte Starkregenlage binnen drei Wochen. An der Nordostflanke eines Hochdruckgebietes mit Schwerpunkt westlich der Britischen Inseln bewegte sich am 26. und 27. die Kaltfront eines Tiefs über Nordwestrussland über Deutschland hinweg nach Südosten. Hinter ihr und einer zweiten Kaltfront, die am 28. ebenfalls nach Südosten zog, wurde kalte Meeresluft polaren Ursprung nach Süden transportiert. Im Gegenzug strömte vorderseitig eines flachen Tiefdruckgebietes, das sich im Umfeld des nach wie vor bei der Iberischen Halbinsel liegenden Höhentiefs (s.o.) gebildet hatte, sehr warme und feuchte Subtropikluft nordwärts. Die beiden Luftmassen trafen über dem äußersten Süden Deutschlands und den Alpen aufeinander. Zusätzliche Hebungsantriebe ließen größere Regengebiete mit eingelagerten Gewittern entstehen, die in der Schweiz und im Westen Österreichs, aber auch am deutschen Alpenrand viel Niederschlag brachten. In Chasseral (Schweiz) summierten sich binnen 48 Stunden 133 mm Regen. Es kam zu Überschwemmungen und Erdrutschen, die Schäden gingen in die Millionen. Hier gibt es weitere Informationen zu diesem Ereignis.

Text: CE

Bodendruckanalysen, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
01.08.2007, 00 UTC 04.08.2007, 00 UTC 08.08.2007, 00 UTC
12.08.2007, 00 UTC 16.08.2007, 00 UTC 20.08.2007, 00 UTC
24.08.2007, 00 UTC 28.08.2007, 00 UTC 31.08.2007, 00 UTC
850 hPa-Geopotential und -Temperatur, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
01.08.2007, 00 UTC 04.08.2007, 00 UTC 08.08.2007, 00 UTC
12.08.2007, 00 UTC 16.08.2007, 00 UTC 20.08.2007, 00 UTC
24.08.2007, 00 UTC 28.08.2007, 00 UTC 31.08.2007, 00 UTC


Monatswerte

Nachstehend Monatswerte vom August 2007 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):

Ort Temp. Vgl. Nds. Vgl. Sonne Vgl.
Schleswig
Düsseldorf
Karlsruhe
+17,1 °C
+17,5 °C
+19,3 °C
+1,3 K
-0,4 K
+0,5 K
58,0 mm
123,8 mm
96,8 mm
67%
199%
146%
200,7 h
177,6 h
234,6 h
93%
95%
106%


Satellitenbilder

01.08., 12:08 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
04.08., 06:00 UTC, MSG-2 IR
Quelle: B. J. Burton
08.08., 12:34 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
12.08., 11:54 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
16.08., 12:00 UTC, MSG-2 VIS
Quelle: Dundee Sat. Rec. St.
20.08., 11:59 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR
24.08., 12:59 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR
28.08., 12:32 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
31.08., 12:00 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern



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