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Sonntag, 26. August 2007, 19:45 MESZ


Starkregen, Gewitter

Nord-/Westdeutschland, Belgien, Frankreich
21./22.08.2007


Satellitenbild: 22.08.2007, 11:38 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR


Wetterlage und Entwicklung

Starke und länger anhaltende Regenfälle waren in Mitteleuropa im Sommer 2007 bisher schon öfter ein Thema (siehe z.B. hier, hier und hier). Die Wetterlage vom 21./22. August fügt sich in die Reihe dieser Ereignisse nahtlos ein.

Ausgangspunkt war am 19.08. ein Langwellentrog, der sich vom Atlantik her dem europäischen Festland annäherte. Seine Hauptachse erstreckte sich am 20. um 00 UTC etwa von Großbritannien über Ostfrankreich zum westlichen Mittelmeerraum. Im Vorfeld dieser Achse entwickelte sich über dem Ligurischen Meer das Tiefdruckgebiet "Quirinus". Es wanderte auf Vb-artiger Zugbahn in den darauffolgenden 72 Stunden über das südöstliche und östliche Mitteleuropa sowie über Norddeutschland hinweg nach Nordfrankreich. Ausschlaggebend für diese Zugbahn war ein Abschnürungsprozess des Höhentroges bei Schottland. Das auf diese Weise entstandene Höhentief verlagerte sich bis zum 21. nach Südfrankreich und dann bis zum 23. kaum noch weiter. Somit war der Weg des Bodentiefs im Gegenuhrzeigersinn um das Zentrum des Höhentiefs herum vorgezeichnet. Entscheidend war nun, dass warme und feuchte Luft aus Süden in weitem Bogen über Osteuropa nach Norden und nördlich sowie westlich des Tiefkerns schließlich wieder nach Westen bzw. Süden geführt wurde. An der Vorderseite dieses Transports wurde die Warmluft über die am 20. eingeflossene kühle Meeresluft gehoben, was die Bildung eines Gebietes mit kräftigen Niederschlägen zur Folge hatte. Dieses erreichte am Abend des 20. von Osten her die neuen Bundesländer. Auf seinem Weg über Norddeutschland nach Westen verstärkte es sich am 21. im Bereich maximierter Warmluftzufuhr noch. In der Nacht zum 22. war hauptsächlich der Westen und die Mitte Deutschlands betroffen, am 22. lag der Schwerpunkt der nachlassenden Niederschläge über Frankreich. Dort löste sich "Quirinus" im weiteren Verlauf bis zum 24. auf.
Ein weiterer Randtrog brachte am 22. aber auch dem Osten und Norden Deutschlands nochmals kräftige Niederschläge in Form von Schauern und Gewittern.

Bereits bis zum Morgen des 21. regnete es hauptsächlich in Ostdeutschland kräftig. In Angermünde (Brandenburg) konnten innerhalb von 24 Stunden 53 mm Regen gemessen werden. Das ebenfalls in Brandenburg gelegene Groß Kreutz stand dem mit 51 mm kaum nach. Vom 21., 06 UTC bis zum 22., 06 UTC ging der meiste Regen in einem Streifen vom südöstlichen Nordrhein-Westfalen über den Süden Niedersachsens bis nach Sachsen-Anhalt nieder. In Herzberg-Lonau im Harz wurden 105 mm registriert, in Willingen/Hochsauerland 91 mm. Aber auch in den größeren Städten kamen zum Teil deutlich über 50 mm zusammen (z.B. Köln/Bonn Flgh. 62 mm). Nicht minder eindrucksvoll waren die Regenmengen im benachbarten Belgien: Spa meldete 72 mm, St. Hubert/Ardennen 63 mm. Einen Tag später ließ der Regen über Frankreich nach, doch Paris/Orly konnte bis zum 23., 06 UTC immerhin noch 37 mm verbuchen.

Durch die intensiven Regenfälle wurden vor allem in Nordrhein-Westfalen zahlreiche Keller und Straßen überschwemmt. Besonders betroffen war der Kreis Lippe. Dort musste die Feuerwehr zu mehr als 500 Einsätzen ausrücken. Die Pegel von Ruhr, Lahn und Lippe stiegen vorübergehend über die jeweiligen Warnmarken. Auch in Lonau im Harz hatten die Menschen mit den Auswirkungen der Wassermassen zu kämpfen. Dort war der gleichnamige Fluss über die Ufer getreten. Verletzt wurde allerdings niemand.
Örtliche Überflutungen zogen auch die kräftigen Schauer und Gewitter am 22. im Norden Deutschlands nach sich. Beispielsweise stand in Satrup bei Flensburg ein Klärwerk unter Wasser.

Text: CE

Bodendruckanalysen vom 20. bis 23.08.2007, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
20.08.2007, 00 UTC 21.08.2007, 00 UTC 22.08.2007, 00 UTC 23.08.2007, 00 UTC
850 hPa-Geopotential und -Temperatur vom 20. bis 23.08.2007, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
20.08.2007, 00 UTC 21.08.2007, 00 UTC 22.08.2007, 00 UTC 23.08.2007, 00 UTC


Wetterwerte

Nachstehend die jeweils höchsten 24-stg. Niederschlagsmengen in Deutschland vom 20., 06 UTC bis 21., 06 UTC und vom 21., 06 UTC bis 22., 06 UTC (Quelle: DWD):

Ort 20./21.
Angermünde
Groß Kreutz
Pohlitz
Tannenberg
Bertsdorf-Hörnitz
Fichtelberg
Altgeringswalde
Langenlipsdorf
Aue
Berlin-Buch
53 mm
51 mm
46 mm
43 mm
43 mm
41 mm
41 mm
38 mm
36 mm
35 mm
Ort 21./22.
Herzberg-Lonau
Willingen/Hochsauerland
Breckerfeld-Wengeberg
Brocken
Kahler Asten
Wünnenberg-Eilern
Seesen
Rüthen
Brilon-Thülen
Northeim-Imbshausen
105 mm
91 mm
78 mm
78 mm
77 mm
77 mm
76 mm
75 mm
71 mm
70 mm


Niederschlag

(Die Uhrzeitangaben auf den Radarbildern sind falsch. Statt "MEZ" muss es "MESZ" heißen. / Das Radarbild vom 22.08., 15 UTC wurde durch das Bild vom 22.08., 16 UTC ersetzt.)

Radaranimation vom 20.08., 21 UTC bis
23.08., 00 UTC in 3h-Schritten
Größe: ca. 1,4 MB

Quellen: DWD / wetter.com


Satellitenbilder

20.08., 11:59 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR
21.08., 11:48 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR
22.08., 05:17 UTC, NOAA-15 IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
23.08., 16:17 UTC, NOAA-15 IR/VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern



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