Nahezu überall in Mitteleuropa hinterließ der Frühwinter am vergangenen
Wochenende seine weißen Spuren - entweder nur in Form von Flocken oder
etwas Nassschnee, oder aber, in höheren Lagen, mit einer inzwischen
durchaus stattlichen Schneedecke. Den meisten Schnee fand man in
Deutschland am Montagmorgen, die Zugspitze außen vor gelassen, im
Erzgebirge und im Allgäu. Jeweils 48 cm meldeten der Fichtelberg,
Zinnwald-Georgenfeld und Immenstadt-Reute. Um 30 cm liegen auf den
Höhenzügen der Schwäbischen Alb, maximal 29 cm sind es im Schwarzwald.
Wie fast immer kommt der Höhenlage eines Ortes entscheidende Bedeutung
in Bezug auf die Mächtigkeit der Schneedecke zu; ganz besonders gilt
dies aber in den nächsten Tagen, die sich in den Mittelgebirgen
weiterhin mehrheitlich winterlich gestalten. Die Niederungen hingegen
verbleiben meist im Nasskalten.
Für die reichlichen Niederschläge, aber eben auch für zeitweilige
Einschübe milderer Luft zeichnen atlantische Tiefdruckgebiete und deren
Ausläufer verantwortlich. Sie entstehen im Bereich der nordatlantischen
Frontalzone im Raum Island/Grönland, wo große horizontale
Temperaturgegensätze herrschen. Ein weiteres, großes Kaltluftreservoir
findet sich in diesen Tagen über Nordeuropa, insbesondere über
Skandinavien. Die Konstellation mit deutlich milderer Luft über
Südwesteuropa wirkt in dieser Region ebenfalls fördernd auf
zyklogenetische Prozesse. So ging im Laufe des Montags aus einem
ursprünglich nordatlantischen Tiefdrucksystem ein Teiltief hervor, das
bis Dienstagfrüh unter Intensivierung über die südliche Nordsee nach
Schleswig-Holstein zieht. Sein okkludierendes Frontensystem bringt von
West nach Ost fortschreitend zum Teil kräftige Niederschläge, die im
Westen Deutschlands inzwischen bis in höhere Lagen in Regen
übergegangen sind. Hier macht sich die im Warmsektor des Tiefs
mitgeführte milde Meeresluft bemerkbar. Während das Frontensystem als
Okklusion die nördlichen Teile Deutschlands rasch passiert, hängt der
nicht-okkludierte Part der Kaltfront im Süden nach Westen zurück. An
ihr hat sich über Westfrankreich eine durchaus aktive Welle gebildet,
die am Dienstagvormittag mit einem eigenen Niederschlagsgebiet den
Norden Baden-Württembergs und Bayerns quert. Neben den kräftigen
Niederschlägen - je nach Höhenlage Regen oder Schnee - muss dabei auch
der Windentwicklung erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt werden, im
Südschwarzwald und auf der Schwäbischen Alb sind Sturm- und schwere
Sturmböen möglich. Auf der Rückseite von Welle und Teiltief, das bis
zum Abend zur Ostsee wandert, kann von Nordwesten her wieder kältere
Luft einfließen. Deren Vordergrenze wird durch einen markanten Randtrog
markiert, der sich ausgehend vom Kern des Teiltiefs rinnenförmig nach
Südwesten erstreckt. Mit seiner Passage treten zum Abend im Norden
Deutschlands nochmals verstärkt Regen-, später zum Teil auch
Schneefälle auf. Bei einer west-nordwestlich orientierten Höhenströmung
dringt die kältere Luft nur zögernd auch in den Süden des Landes vor.
Vielmehr bildet sich zum Mittwoch eine diagonal über die Mitte
verlaufende Luftmassengrenze aus, in deren Umfeld gebietsweise länger
anhaltende Schneefälle zu erwarten sind. Eine weitere, im Tagesverlauf
über West- und Süddeutschland ablaufende Welle intensiviert die
Niederschläge hier vorübergehend noch. Erst zum Donnerstag setzt sich
in kalter Luft für einige Stunden Zwischenhocheinfluss durch.
Richtung Wochenende nähert sich von Nordwesten her ein neues, kräftiges
Tief. Dabei spricht nach derzeitigem Stand vieles für eine verbreitete
Sturmlage am Freitag/Samstag. Die mit dem Tief einhergehenden
Niederschläge gehen - wiederum vorübergehend - bis in höhere Lagen von
Schnee in Regen über. Mit Blick auf den weiteren Verlauf über den
Zweiten Advent hinaus deutet sich zunächst eine Fortsetzung der
überwiegend nasskalten Witterung an.
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