Fast pünktlich zum meteorologischen Winterbeginn am Samstag haben es
Kälte und Schnee nach Mitteleuropa geschafft - oder zumindest in
erlesene Teile davon. Nach Ende Oktober bereits zum zweiten Mal weiß
präsentierten sich viele Gebiete Süddeutschlands, wo am frühen
Donnerstagabend Schneehöhen zwischen 5 und 15 cm gemessen wurden.
Deutlich kräftiger schneite es im Erzgebirge; 29 cm beziehungsweise 26
cm Neuschnee allein zwischen 7 und 19 Uhr auf dem Fichtelberg und in
Zinnwald-Georgenfeld ließen die Gesamtschneehöhen dort auf 44
respektive 26 cm anwachsen. Leer in Sachen Schnee ging der gesamte
Norden sowie der Westen Deutschlands aus. Reichlich Niederschlag in
flüssiger Form meldeten zahlreiche Stationen zwischen Schwarzwald und
Schwäbischer Alb sowie in den Südalpen. In der kleinen Gemeinde Stabio
im Südtessin fielen zwischen Dienstag- und Donnerstagfrüh insgesamt 152
mm.
Leichter Regen und Temperaturen zwischen 0 und +5 Grad - das
Donnerstagswetter könnte dort, wo kein Schnee fiel, als nasskalter
Vorgeschmack auf das in den kommenden Tagen Bevorstehende betrachtet
werden. Denn vor allem die westdeutschen Niederungen spüren von dem
teilweise übertrieben angekündigten Wintereinbruch nicht allzu viel.
Zwar hat auf der Rückseite eines Tiefdrucksystems mit Zentren über
Norditalien und Nordpolen kalte Luft den Weg nach Mitteleuropa
gefunden; allerdings handelt es sich schlussendlich eben doch nur um
maritime Polarluft, die sich auf ihrem Weg über das noch relativ warme
Wasser des Nordmeeres und der Nordsee in den unteren Schichten deutlich
erwärmen konnte. Das zu dem Tiefdrucksystem am Boden korrespondierende
Höhentief wurde während seiner Verlagerung nach Nordosten inzwischen
wieder in den Langwellentrog integriert, aus dem es sich zu Beginn der
Woche über Westeuropa gelöst hatte. Während das norditalienische Tief
bis Freitagabend seine Position kaum ändert und sich allmählich an Ort
und Stelle auffüllt, wandert sein Pendant mit nahezu gleichbleibender
Intensität zum Baltikum. Auf seiner Rückseite dauern die Niederschläge,
die dann nahezu überall als Schnee fallen, im Osten Deutschlands am
Vormittag noch an. Kräftig sind diese noch immer im Erzgebirge, wo
einerseits die Orografie zu einer örtlichen Intensivierung beiträgt,
andererseits infolge eines von Nordwesten in den Langwellentrog
einlaufenden Kurzwellentroges die Hebungsprozesse vorübergehend
nochmals verstärkt werden. In den übrigen Gebieten setzt sich schwacher
Hochdruckeinfluss durch, besonders nördlich der Mittelgebirge kommt es
im Trogbereich allerdings weiterhin zu einzelnen Schnee-, Schneeregen-
und Graupelschauern. Zum Abend macht sich im Nordwesten ein kleines
Tief über der Nordsee mit neuen Niederschlägen bemerkbar. Am Samstag
bleibt der in Form eines Azorenhochkeils wirksame antizyklonale
Einfluss im Süden Deutschlands bestehen, während sich dem Nordwesten
ein weiteres kleines Tief von der Nordsee her nähert. Es lenkt etwas
mildere Luft heran, so dass die Niederschläge dort meist als Regen
fallen. Im Laufe des Sonntags zieht das Tief über Niedersachsen hinweg
Richtung Sachsen-Anhalt; die hauptsächlich an seiner Südwestflanke
mitgeführten Niederschlagsgebiete kommen dann auch in den Süden und
Südosten des Bundesgebietes voran. Hier überwiegt in kälterer Luft die
feste Form.
Zu Beginn der neuen Woche gewinnen atlantische Tiefausläufer und mit
ihnen deutlich mildere Luft wieder zunehmend an Einfluss auf das
mitteleuropäische Wettergeschehen. Konkret wäre im Hinblick auf den
Montag das Frontensystem eines zu den Britischen Inseln ziehenden Tiefs
zu nennen, das Deutschland ostwärts passiert und die mit ihm
auftretenden Niederschläge zumindest vorübergehend bis ins hohe
Bergland in Regen übergehen lässt. Im weiteren Verlauf mischt sich dann
voraussichtlich wieder kältere Luft polarer Herkunft ein, für einen
"echten" Wintereinbruch auch im Tiefland des Westens und Nordens wird
es aber weiterhin nicht reichen.
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