Nach einer anderthalb Wochen andauernden trockenen und in den
Niederungen mehrheitlich von Nebel und Hochnebel geprägten
Witterungsphase markierte der Beginn der 48. Kalenderwoche im mittleren
Europa den Übergang hin zu einer nassen und im Verlauf zunehmend recht
kalten Episode. Bereits in der Nacht zum Montag waren rund um den
Südschwarzwald zwischen 10 und 15 mm Regen gefallen, tagsüber kamen bis
zu 20 mm (Station Feldberg) hinzu. Sehr nass präsentierte sich am
Wochenende bereits der Süden Englands, wo sich verbreitet Mengen um 50
mm binnen 24 Stunden summierten und zu Überschwemmungen führten.
Ursächlich hierfür war das Sturmtief "Franziska", das mit seinem
Zentrum am Samstag und Sonntag über besagte Region hinweg zur Nordsee
zog. Neben kräftigem Regen waren auch seiner Bezeichnung entsprechende
Windböen zu beobachten, selbst im Nordwesten Deutschlands kam es
dadurch zu einzelnen Schäden. In ihrem Warmsektor lenkte "Franziska"
einen Schwung äußerst milder Luft nach West- und Mitteleuropa, die ob
des kräftigen Windes und der daraus resultierenden Durchmischung ihr
Potenzial hinsichtlich der Temperaturen voll entfalten konnte. In den
frühen Morgenstunden des Sonntags wurden entlang des Rheins Werte um
+15 Grad gemessen, neue Rekorde der Höchsttemperatur für die dritte
Novemberdekade am Nachmittag an einigen Stationen nur knapp verfehlt.
Am Montagabend ist von "Franziska" nur mehr ein kleiner Knick in den
Isobaren im Bereich Norddänemark übrig. Derweil hat sich ein weiteres,
allerdings längst nicht so kräftiges Tief über dem Süden der Britischen
Inseln etabliert. Dessen Kaltfront erreicht in diesen Stunden den
Westen Deutschlands und holt die lang gestreckte, zu ex-"Franziska"
gehörende Luftmassengrenze ein. An dieser war zuvor eine flache,
stabile Welle nach Nordosten abgelaufen. In der Nacht zum Dienstag
kommt die Front noch etwas nach Südosten voran, manifestiert sich dann
aber in einer diagonal vom Südwesten in den Nordosten Deutschlands
verlaufenden Luftmassengrenze. Der Grund für das plötzliche Verharren
ist in der übergeordneten Zirkulation zu suchen; in größeren Höhen
weitet sich über Westeuropa ein Trog weit nach Süden bis in den Norden
Afrikas aus und tritt sodann als mächtiges langwelliges Gebilde in
Erscheinung. Auf seiner Vorderseite bleibt über Mitteleuropa eine
kräftige südwestliche Höhenströmung erhalten, zu der sich die
Luftmassengrenze quasiparallel ausrichtet. Mangels dynamischer
Hebungsantriebe - mit "gutem Willen" lässt sich sogar eine minimale
antizyklonale Kontur in den Isohypsen erkennen - klingen die Regenfälle
im Bereich der Luftmassengrenze am Dienstag ab. Unterdessen entwickelt
sich unmittelbar vor der Trogspitze, die später als markanter Randtrog
den Langwellentrog umläuft, zum Mittwoch über dem westlichen Mittelmeer
ein kräftiges Tief. Bis Donnerstag soll der Luftdruck in seinem Kern,
der zu diesem Zeitpunkt beim Golf von Genua erwartet wird, auf unter
985 hPa absinken. Großräumige Warmluftadvektion auf seiner Vorderseite
lässt den Druck auch nördlich der Alpen fallen, und zusammen mit dem
britischen Tief, das sich zusehends auflöst, stellt es Anfang der
zweiten Wochenhälfte den "Blickfang" auf dem europäischen Ausschnitt
der Wetterkarten dar. Im weiteren Verlauf weitet sich das Tief
rinnenartig nach Nordosten aus, wobei es voraussichtlich eine
dipolartige Struktur mit zwei separaten Zentren annimmt.
Aus dieser Konstellation ergibt sich über Mitteleuropa vorübergehend
eine Gegenstromlage mit einer bodennah kräftigen Nordost- und einer
überlagerten Südströmung, die in der Regel für andauernde Niederschläge
und zur aktuellen Jahreszeit auch für eine relativ weit absinkende
Schneefallgrenze gut ist. Zum Wochenende dauert der Zustrom kalter Luft
aus nördlichen Richtungen an, es stellt sich ein frühwinterlicher
Abschnitt ein.
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