Seit gut anderthalb Wochen nun finden sich Mittel- und Osteuropa in der
Umgarnung einer herbstlichen Hochdruckwetterlage, die neben Sonne vor
allem in den Niederungen und im Flachland ausgedehnte Nebel- und
Hochnebelgebiete mit sich bringt. Der Begriff der Inversion wurde dabei
in den vergangenen Tagen an verschiedensten Stellen zur Genüge
thematisiert - ihre vorläufig größte Ausprägung erreichte diese am
vergangenen Freitag. Auf dem 1.142 Meter hohen Brocken im Harz wurden
+13,8 Grad gemessen, ein neuer Rekord für Mitte November. Als
bemerkenswert kann dies vor dem Hintergrund gelten, dass der alte
Rekord dort erst vor ziemlich genau einem Jahr - ebenfalls im Zuge
einer mehrere Tage andauernden Hochdrucklage - aufgestellt worden war.
Sogar einen Monatsrekord für den gesamten November erzielte am Freitag
die Zugspitze. Am Abend stand ein Höchstwert von +7,3 Grad zu Buche,
exakt 2 Kelvin mehr als der ebenfalls 2011 registrierte Rekord für
Mitte November und 0,4 Kelvin über dem bisherigen Monatsrekord aus dem
Jahre 1999.
Für eine großzügigere Auflösung von Nebel und Hochnebel am Wochenende
sorgte die Kaltfront eines Tiefdruckgebietes, das mit seinem Zentrum am
Montagabend über der Barentssee liegt. Die große Entfernung zum
Tiefkern kann bereits als Indiz gedeutet werden, dass in ihrem Umfeld
keine allzu markanten Wettererscheinungen erwartet werden dürfen; und
tatsächlich zeugt eine maximale 24-stündige Niederschlagsmenge von 5,9
mm im niedersächsischen Bassum bis Montagfrüh nicht unbedingt von
übertrieben turbulentem Herbstwetter. In den Süden Deutschlands
schaffte sie es ohnehin nicht, als Warmfront eines kleinen Tiefs über
dem Westen Frankreichs wurde sie im Tagesverlauf wieder nach Norden
rückläufig. Wagt man einen Blick auf die Höhenwetterkarte, so kann zwar
ein großes Gebiet tiefen Geopotenzials über dem westlichen
Mittelmeerraum ausgemacht werden. Der zur (ehemaligen) Kaltfront
korrespondierende Kurzwellentrog jedoch zieht bereits über den
Nordwesten Russlands hinweg. Vor einem sich abermals über dem mittleren
Nordatlantik einnistenden Langwellentrog bleibt über West- und
Mitteleuropa eine südwestliche Höhenströmung bestehen, die infolge
massiver Warmluftadvektion und einer daraus resultierenden
Rückenaufwölbung einmal mehr eine antizyklonale Signatur aufweist.
Dabei steigt der Bodendruck im Laufe des Dienstags noch etwas an, der
Schwerpunkt des umfangreichen Hochs verweilt allerdings im Innern
Russlands. Aus dem atlantischen Langwellentrog löst sich zum Mittwoch
ein kurzwelliger Anteil, der über die Britischen Inseln und die Nordsee
nach Südskandinavien schwenkt. In Bodennähe verlagert sich passend dazu
eine flache Welle, die den weiteren Entwicklungsschritt zu einem
eigenständigen Tief voraussichtlich nicht vollzieht, auf ähnlicher Bahn
nordostwärts. Sie kann dennoch als Feature eines ausgeprägten, zu dem
Langwellentrog gehörenden Tiefdrucksystems interpretiert werden; das
dadurch deformierte Frontensystem markiert den Übergangsbereich
zwischen der sehr milden mitteleuropäischen Luftmasse und kühlerer
Atlantikluft. Die Front quert Deutschland am Mittwochabend und in der
Nacht zum Donnerstag mit etwas mehr "Elan" - sprich Wolken und Regen -
als ihre Vorgängerin vom Wochenende ostwärts, größere Mengen oder gar
einen nachhaltigen Umschwung bringt aber auch sie nicht zustande.
Vielmehr regeneriert sich auf ihrer Rückseite die antizyklonale
Südwestlage zum Freitag erneut.
Zum Wochenende unternimmt dann ein weiteres Tief den Versuch, die durch
das osteuropäische Hoch bedingte Blockadesituation zu überwinden. Es
bewegt sich auf ganz ähnlicher Bahn wie die Frontalwelle am Mittwoch
über die Nordsee hinweg nach Südskandinavien. So fällt am Samstag
wieder häufiger Regen.
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