Verregnet, aber zumeist ohne die ganz großen Niederschlagsmengen
verlief das Wochenende in Mitteleuropa und speziell im Süden
Deutschlands. Am nassesten war es dabei in Baden-Württemberg, wo
aufsummiert und über die Fläche verteilt etwa 20 bis 25 mm Wasser aus
dichten Wolken fiel. Rund um den Südschwarzwald kamen zwischen Samstag-
und Sonntagfrüh örtlich knapp 50 mm zusammen, zum Beispiel in Todtmoos
mit 47 mm. Wesentlich dramatischer stellte sich die Situation einmal
mehr in den letzten Wochen auf der Alpensüdseite dar. Vor allem im
Nordosten Italiens regnete es zum wiederholten Male extrem ergiebig.
Chievolis, knapp 50 Kilometer nordwestlich von Udine gelegen, meldete
368 mm (!) innerhalb von nur 17 Stunden. Zum Vergleich: Der
Deutschlandrekord bei der 24-stündigen Niederschlagsmenge liegt bei 312
mm im sächsischen Zinnwald-Georgenfeld, aufgestellt im August 2002 im
Vorfeld des Elbehochwassers.
Die ergiebigen Regenfälle waren nicht zuletzt das Resultat einer
kräftigen und weit im Süden über dem afrikanischen Kontinent
ansetzenden Südströmung, die sich auf der Vorderseite eines
ausgeprägten langwelligen Höhentroges über Westeuropa etabliert hatte.
Mit ihr wurden warme und auf ihrem Weg über das westliche Mittelmeer
mit reichlich Feuchtigkeit vollgesogene Luftmassen nach Norden geführt,
auf der Vorderseite des Troges großräumig gehoben und an der
Alpensüdseite gestaut. Der Staueffekt bewirkte zum einen eine größere
Andauer der Niederschläge, andererseits wurden diese durch die
erzwungene orografische Hebung nochmals verstärkt. Zum Montag tropfte
der Südteil des Höhentroges über der Iberischen Halbinsel ab; das mit
reichlich Kaltluft angefüllte Höhentief - in etwa 5,5 Kilometern Höhe
sinken die Temperaturen über dem Norden Algeriens unter -25 Grad -
induzierte dabei am Boden eine neue Tiefdruckentwicklung. Kräftige
Regenfälle, Gewitter und Sturm sind am Dienstag somit auch an der
nordafrikanischen Küste und auf den Balearen zu erwarten. Indes
schwenkt der Nordteil des Höhentroges über Mitteleuropa hinweg
ostwärts. Dahinter schiebt sich ein Keil des Azorenhochs nach
Deutschland vor, aus dem am Dienstag eine eigenständige Hochdruckzelle
hervorgeht. Gestützt von einem sich über Westeuropa aufwölbenden
Hochdruckrücken kräftigt sich dieses zur Wochenmitte weiter und
erreicht im Bereich seines Schwerpunktes, der sich allmählich zur
westlichen Ukraine verlagert, einen Luftdruck von mehr als 1035 hPa. An
der Nordwestflanke des Hochs streift zunächst die Warmfront eines Tiefs
mit Zentrum bei Island den norddeutschen Raum, im weiteren Verlauf wird
von Süden her zunehmend mildere Luft herangeführt. Die sich
einstellende antizyklonale Südostlage allerdings ist im Spätherbst -
die feuchte jüngere Vergangenheit zusätzlich im Hinterkopf - ein Garant
für verbreitete Nebel- und Hochnebelfelder. Die sich ohnehin durch die
nächtliche Auskühlung ausbildende Temperaturinversion wird dabei durch
die Advektion der milden Luft oberhalb der Grundschicht noch verstärkt.
Für eine vorübergehende größerflächige Auflösung des Nebels sprechen am
Mittwoch sich verschärfende Luftdruckgegensätze auf der Westseite des
Hochs und eine damit verbundene Windzunahme, am Donnerstag die Passage
eines Kurzwellentroges im äußersten Norden Deutschlands und damit
ebenfalls eine erhöhte turbulente Durchmischung.
An der grundsätzlichen Konstellation ändert sich in der zweiten
Wochenhälfte wenig. Zwar schwächt sich das osteuropäische Hoch
vorübergehend ab und verliert seinen dominanten Schwerpunkt; aus der
übrig bleibenden Zone hohen Luftdrucks geht jedoch zum Freitag ein
neues Hoch mit Schwerpunkt im Bereich Weißrussland/Ukraine hervor.
Somit setzt sich das ruhige, aber nebel- beziehungsweise
hochnebelanfällige Herbstwetter fort.
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