Wie wenig monatliche Mittelwerte manchmal über die tatsächlichen
Witterungsverhältnisse innerhalb eines vierwöchigen Zeitraumes
aussagen, zeigt sich aktuell bei den Klimadaten für den vergangene
Woche zu Ende gegangenen Oktober 2012. Auf die Fläche Deutschlands
gemittelt schloss dieser um 0,3 Kelvin kühler als im langjährigen
Durchschnitt ab, die gemittelte Regenmenge lag 8 Prozent über dem Soll.
Eine ähnlich geringe Abweichung ergab sich bei der Sonnenscheindauer.
Zwei extreme Ereignisse mit entgegengesetzten Vorzeichen, die
Rekordwärme zum Abschluss der zweiten Dekade sowie der frühe
Kälteeinbruch am Monatsende, führten zusammen mit dem vergleichsweise
unspektakulären Geschehen der vorangegangenen Wochen zu dieser
"schwarzen Null".
Mit größeren Zahlen waren da schon die über das Wochenende gefallenen
Regenmengen versehen, die sich in der Mitte und im Süden Deutschlands
verbreitet auf 20 bis 30 mm summierten. Zum Teil noch deutlich mehr
plätscherte es im Südwesten; Rheinstetten bei Karlsruhe kam zwischen
Freitag- und Montagfrüh auf 40 mm, Freudenstadt auf 74 mm und
Baiersbronn-Mitteltal auf 82 mm. Diese Summen waren das Ergebnis
mehrerer Regengebiete, die - an kleine Tiefs und Wellen gekoppelt - mit
einer südwestlichen Strömung über Mitteleuropa hinweg nordostwärts
gesteuert wurden. Die Randtiefs und Wellen wiederum entstanden an der
südlichen Peripherie eines umfangreichen und hochreichenden
Tiefdruckkomplexes über dem nördlichen Nordatlantik und dem Nordmeer
und zogen im Abstand von jeweils etwa 24 Stunden zwischen Freitag- und
Sonntagabend über die Mitte Frankreichs und die zentralen Teile
Deutschlands nach Nordosten. Zum Montag verlagerte sich der gesamte
Komplex ein gutes Stück nach Osten, und auf der Rückseite eines
vorläufig letzten Randtiefs, das sich über dem Baltikum sogar zu einer
Sturmzyklone intensivieren konnte, floss mit einer auf Nordwest
drehenden Strömung ein Schwall Meereskaltluft ein. Diese wird markiert
durch einen riesigen Höhentrog, der am Montagabend weite Teile Europas
überdeckt und im Westen bis zu den Azoren zurückhängt. Der
zurückhängende Part, der zunehmend als Hauptachse des gesamten Troges
in Erscheinung tritt, schwenkt in der Nacht zum Dienstag und am
Dienstagvormittag über Mitteleuropa hinweg ost-südostwärts. Zwar sind
die dynamischen Hebungsprozesse im unmittelbaren Vorfeld nicht
sonderlich stark ausgeprägt und werden zudem von Kaltluftadvektion
teilweise kompensiert, dennoch treten während der Passage nochmals
verstärkt schauerartige Regenfälle auf. Nach Abzug der Trogachse nähert
sich zum Mittwoch von Nordwesten her ein Hochdruckrücken an. Allerdings
wird dieser von massiver Warmluftadvektion überlaufen, die dessen
dynamisches Absinken überkompensiert und somit in letzter Konsequenz
Wolken und Niederschläge produziert. In den Bodenwetterkarten findet
sich dazu passenderweise die Warmfront eines über Südskandinavien zur
Ostsee ziehenden Tiefs. Sie überquert Deutschland bis zum Abend
Richtung Südosten, dahinter setzt sich vor allem im Süden
Zwischenhocheinfluss durch. Dieser währt jedoch nur kurz, denn schon am
Donnerstag steht von Nordwesten her die nächste Frontpassage an - es
handelt sich um die Kaltfront eines neuen, nach Südnorwegen ziehenden
Tiefs. Sie bringt hauptsächlich den nördlichen Teilen der
Bundesrepublik Regen, nach Süden hin zeigt sie voraussichtlich kaum
Wetterwirksamkeit.
Zum Ende der Woche etabliert sich über dem östlichen Mitteleuropa,
später über dem Baltikum ein Hoch. Zwischen diesem und tiefem Luftdruck
über Westeuropa und dem nahen Atlantik stellt sich über Mitteleuropa
eine südliche Strömung ein, mit der sehr milde Luft herangeführt wird.
Zunächst überwiegt dabei der Einfluss des Hochs, was aber zu dieser
fortgeschrittenen Jahreszeit und in Anbetracht der nassen Vorgeschichte
eine erhöhte Nebel- und Hochnebelwahrscheinlichkeit mit sich bringt. Am
Wochenende gestalten Tiefausläufer das Wetter wieder zunehmend
unbeständig.
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