Mit Wind, Regen und kalten Nächten - dazwischen aber auch noch einigen
sehr milden Tagen - hält der Herbst in Mitteleuropa Einzug. Die bereits
vergangene Woche an dieser Stelle thematisierten Stürme außen vor
gelassen, verdienen die über das Wochenende zu beobachtenden
Temperaturkontraste Aufmerksamkeit. Zwar wurden keine neuen Rekordwerte
erreicht, mit jeweils +24,9 Grad in Aldersbach-Kriesdorf und Piding
(Nieder- bzw. Oberbayern) am Samstag ein Sommertag aber nur gerade so
verfehlt. Verbreitet leichter Frost trat dagegen am Montagmorgen in
einem Streifen von Nordrhein-Westfalen über Hessen und Thüringen bis
nach Württemberg und Nordbayern auf, in Nürnberg-Netzstall konnten -1,7
Grad gemessen werden.
Möglich wurden diese niedrigen Temperaturen in ursprünglich polarer
Kaltluft, die am Sonntag hinter einer thermisch lehrbuchhaft
ausgeprägten Kaltfront auch den Süden Deutschlands erfasst und die dort
zuvor lagernde milde Mittelmeerluft verdrängt hat. Sie geriet unter den
Einfluss eines Hochdruckgebietes, dessen Schwerpunkt am Montagabend
bereits fernab von deutschem Raum über dem nördlichen Balkan zu finden
ist. Auf seiner Rückseite - und gleichzeitig auf der Vorderseite eines
umfangreichen Tiefs mit Zentrum rund 1.000 Kilometer südwestlich von
Irland - versucht die gerade ausgeräumte Warmluft, wieder an Raum nach
Nordosten zu gewinnen. Diesem Vorhaben allerdings stehen eine stramme
nordwestliche Höhenströmung und ein darin eingelagerter Kurzwellentrog
gegenüber, der in der Nacht zum Dienstag, von Südskandinavien her
kommend, über den Nordosten Deutschlands hinwegschwenkt. Durch Um- und
Überströmeffekte entstand im Lee des Skandinavischen Gebirges ein
kleines Tief, das unter der Vorderseite des Troges günstige
Entwicklungsvoraussetzungen vorfindet und sich zu einer Sturmzyklone
intensiviert. Diese zieht über die Ostsee hinweg zu den baltischen
Staaten, ihr kleinräumiges Sturmfeld streift aber auch das deutsche
Ostseeküstenumfeld. Die Sturmzyklone und das ostatlantische Tief zum
einen sowie das Hoch über dem Balkan und ein von Nordwesten
nachstoßender Hochkeil zum anderen bilden ein Viererdruckfeld aus, das
in diesem Fall zu einer Verschärfung der Temperaturgegensätze über
Mitteleuropa führt. Unter dem Einfluss des Kurzwellentroges formiert
sich an der Warmfront des vor der Biskaya gelegenen Tiefs eine Welle,
die von Ostfrankreich über Südwestdeutschland zu den Alpen wandert.
Insbesondere auf ihrer Südseite, unter Einbeziehung feuchtwarmer und
potenziell schwach labil geschichteter Luft, sind kräftige
schauerartige Regenfälle mit einzelnen eingelagerten Gewittern zu
erwarten. Diese werden im Stau der Westalpen noch verstärkt, so dass
sich dort bis Dienstagabend um 50 mm Niederschlag summieren. Davon
betroffen ist zunächst vor allem die Schweiz. Mit Annäherung eines
weiteren Kurzwellentroges und einer damit verbundenen erneuten
Aktivierung der Luftmassengrenze verlagert sich der Schwerpunkt der
Niederschläge in der Nacht zum Mittwoch etwas nach Nordosten. Dann muss
speziell auch im Allgäu mit ergiebigem Regen gerechnet werden. Am
Mittwoch und Donnerstag bleibt die Luftmassengrenze diagonal über dem
Süden Deutschlands liegen; überlagertes großräumiges Absinken jedoch
unterdrückt weitere Niederschläge und insgesamt überwiegt - mit
Ausnahme der alpennahen Gebiete, wo sich feuchte Luft hält - ein
freundlicher Eindruck.
Das großräumige Absinken wird durch einen sich über Nordwesteuropa
aufwölbenden Hochdruckrücken initiiert, der sich zum Ende der Woche
Stück für Stück weiter nach Osten und damit nach Mitteleuropa
vorschiebt. Allerdings folgt ihm unmittelbar eine Tiefdruckrinne nach,
die bereits am Freitag von Westen her wieder unbeständigeres Wetter
vermuten lässt. Die genauen Abläufe in der Mittelfrist sind, wie so oft
in letzter Zeit, mit größeren Unsicherheiten behaftet.
|