Während beim mitteleuropäischen Wetter dieser Tage frühherbstliches
Mittelmaß Einzug gehalten hat, gingen am vergangenen Wochenende in
weiten Teilen Spaniens und im Süden Frankreichs kräftige Regenfälle und
Gewitter nieder. Mancherorts fielen um 100 mm Niederschlag innerhalb
von 24 Stunden, zum Beispiel in Murcia/Alcantarilla. Bei
Überschwemmungen in mehreren Orten verloren mindestens acht Menschen
ihr Leben.
Die unwetterartigen Regenmengen kamen im Bereich eines hochreichenden
Tiefdrucksystems zustande, das sich zumindest in der unteren
Troposphäre inzwischen weitgehend aufgelöst hat. Übrig ist am
Montagabend ein kurzwelliger Höhentrog, der vom Golf von Genua und
Norditalien bis Dienstagmittag zum nördlichen Balkan schwenkt. In
seinem Umfeld entwickeln sich noch einige kräftige Schauer und
Gewitter. Die durch das ehemalige Tiefdrucksystem nordwärts geführte
feuchtwarme Luft gelangte am Sonntag auch in den Süden Deutschlands, wo
gebietsweise etwas Regen fiel. Noch mehr allerdings bedeckte eine
kompakte, tiefe Wolkendecke den Himmel, die sich in der Nacht zum
Montag teilweise in Hochnebel umwandelte. Entsprechend lange dauerte es
mancherorts, bis sich die Sonne durchsetzen konnte; gänzlich trübe
blieb es vielfach in Baden-Württemberg und Bayern. Die kurze Welle
stellt jedoch nur eine Randerscheinung im Vergleich mit einem
Langwellentrog dar, der den gesamten nordatlantischen Raum überspannt
und der sich allmählich dem Westen und Nordwesten Europas annähert.
Unter seiner Vorderseite "schlängelt" sich die Kaltfront eines
steuernden Tiefdruckgebietes mit Zentrum knapp östlich von Island quer
über den Süden Skandinaviens, die südliche Nordsee, Benelux und
Nordfrankreich hinweg zur Biskaya und weiter nach Westen. Der Ausdruck
gibt das Verhalten der Front tatsächlich gut wieder, weist sie aufgrund
ihrer nahezu parallel zur vorherrschenden südwestlichen Strömung
ausgerichteten Lage doch nur geringe Verlagerungsgeschwindigkeiten auf
und neigt obendrein zur Ausbildung kleiner Wellen. Nichtsdestotrotz
kommt sie im Laufe des Dienstags mit etwas Regen etwa bis zur Mitte
Deutschlands südostwärts voran, ehe der frontale Charakter und die
Wetterwirksamkeit endgültig verloren gehen. Mit mehr Schwung wartet da
schon die nächste Kaltfront auf, die zu einem sich über den Britischen
Inseln entwickelnden Randtief gehört und bereits am späten Abend auf
den äußersten Nordwesten Deutschlands übergreift. Warmluftadvektion in
ihrem Vorfeld sowie durch einen korrespondierenden Kurzwellentrog
bereitgestellte dynamische Hebungsantriebe lassen ein ausgeprägtes
Wolken- und Niederschlagsgebiet entstehen, das sich in der Nacht zum
und am Donnerstag - dann jedoch unter Abschwächung - nach Süden
verlagert. In den Nordwesten einfließende Höhenkaltluft destabilisiert
die vertikale Schichtung dort soweit, dass zudem Gewitter eingelagert
sein können. Bis in den äußersten Süden dringt die Front und die hinter
ihr einströmende Meereskaltluft aber voraussichtlich nicht vor.
Stattdessen dreht die Strömung in der zweiten Wochenhälfte auf
westliche, später sogar südwestliche Richtungen zurück, womit im
weiteren Verlauf wieder mildere Luft nach West- und Mitteleuropa
geführt wird. Ob sich der Warmluftzustrom zum Wochenende weiter
intensiviert oder ob es rasch wieder kühler und unbeständiger wird,
berechnen die verschiedenen Wettervorhersagemodelle noch sehr
unterschiedlich. "Knackpunkt" für die weitere Entwicklung ist das
Verhalten eines neuen atlantischen Tiefs beziehungsweise dessen
Interaktion mit dem seit mittlerweile drei Wochen zu beobachtenden
ehemaligen Hurrikan "Nadine".
|