Auch nach dem ersten Herbststurm der Saison am Montag bleibt in
Mitteleuropa der Wind das wesentliche Element beim aktuellen
Wettergeschehen. In Verbindung mit zahlreichen Schauern und einzelnen
Gewittern konnten am Donnerstag in der Mitte und im Süden Deutschlands
erneut verbreitet starke bis stürmische, in höheren Lagen Sturmböen
gemessen werden. Die Spitzenwerte stellten, wie nicht anders üblich,
die Gipfel der Mittelgebirge beziehungsweise Alpen. Auf dem Feldberg im
Schwarzwald blies es mit 104 km/h, der Brocken im Harz meldete 101 km/h
und die Zugspitze 97 km/h. Zum Septemberende wird es Richtung Süden
allmählich ruhiger, kräftigerer Wind beschränkt sich dann - ebenfalls
nicht ungewöhnlich - auf den Norden und insbesondere auf das
Küstenumfeld. Etwas Regen, Nebel und ein paar Sonnenstunden runden das
jahreszeitgemäße Geschehen ohne etwaige Extreme ab.
Die mitunter recht kräftigen, wenngleich meist kurzen Schauer wurden
ausgelöst durch einen markanten Höhentrog, dessen südliche Spitze
Mitteleuropa am Donnerstagnachmittag und -abend von West nach Ost
passiert. Es handelt sich dabei um den nördlichen Teil jenes Troges,
der zu Wochenbeginn ganz Westeuropa überdeckte und dem Sturmtief
"Karin" oblag. Die Verkürzung seiner Wellenlänge und damit die Tendenz
zur Ostverlagerung wurde durch einen Abschnürungsprozess ermöglicht,
das daraus hervorgegangene Höhentief hat sich vor der Straße von
Gibraltar positioniert. Aus einer flachen Druckverteilung heraus
triggert es dort die Entwicklung eines umfangreichen Bodentiefs, das
auf seiner Vorderseite subtropische Warmluft in die Zirkulation
einbezieht. Im Übergangsbereich zur kühleren und im Bereich des
Höhentiefs speziell in der Höhe kalten Atlantikluft kommt es bis
Samstag in weiten Teilen Spaniens zu teilweise kräftigen Regenfällen.
Derweil stellen sich in Mitteleuropa nach Passage des Troges
antizyklonale Verhältnisse ein. Dabei baut sich über den Westalpen eine
Bodenhochzelle auf, die im Laufe des Freitags über das Gebirgsmassiv
zum südöstlichen Europa wandert. Leicht wechselhaft bleibt es im
Bereich der Frontalzone zunächst noch im Norden Deutschlands, doch auch
dort klingen die Schauer im Tagesverlauf ab. Allerdings lässt die
rasche Ostverlagerung des Hochs bereits erahnen, dass dessen Einfluss
lediglich eine temporäre Episode darstellt. So nähert sich ein
weiterer, wenngleich weniger scharf ausgeprägter Trog den Britischen
Inseln und zum Abend auch dem nordwestlichen Mitteleuropa. Das zu
diesem korrespondierende Tief zieht von Island über die Färöer hinweg
nach Südnorwegen, sein okkludiertes Frontensystem erreicht mit einem
Regenband in der Nacht zum Samstag die Nordseeküste. Während die
Intensität der Niederschläge im weiteren Verlauf - bedingt durch die
Trogachse überlaufende Kaltluftadvektion - rasch nachlässt, beginnt es
im Süden Deutschlands gebietsweise zu regnen. Dieser Regen steht aber
nicht in Zusammenhang mit der Okklusion, sondern resultiert aus
feuchtwarmer Subtropikluft, die auf der Vorderseite des
südwesteuropäischen Tiefs über die Alpen nach Norden geführt und dort
an der Ostflanke des Troges großräumigen Hebungsvorgängen unterworfen
wird.
Am Sonntag sorgt steigender Luftdruck von Westen her für verbreitet
ruhiges, in Folge der Regenfälle am Tag zuvor jedoch zum Teil nebliges
Herbstwetter. Nur der äußerste Süden wird noch von dem bis dahin über
dem westlichen und nördlichen Mittelmeer angelangten Tiefdrucksystem
beeinflusst. Anfang nächster Woche ändert sich zunächst wenig. Später
bekommt zuerst der Nordwesten Deutschlands die Nähe zu einem neuen Tief
bei den Britischen Inseln zu spüren.
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