Ein frühherbstliches Sturmtief brachte West- und Teilen Mitteleuropas
am Montag verbreitet Böen in ebensolcher Stärke und hinterließ
vielerorts die ersten größeren Laubansammlungen auf Straßen und Wegen.
Auf den Mittelgebirgsgipfeln wurden teilweise Orkanböen gemessen, so
zum Beispiel auf dem 557 Meter hohen Weinbiet im Pfälzer Wald mit 119
km/h. Die stärkste Böe im Tiefland verzeichnete Trier mit 94 km/h, das
entspricht Windstärke 10 und damit schwerem Sturm. Im Umland von
Karlsruhe meldete die Station Rheinstetten eine maximale
Windgeschwindigkeit von 72 km/h, was der Bezeichnung "stürmische Böe"
gleichkommt.
Das verantwortliche Tiefdruckgebiet - es trägt den Namen "Karin" - ging
am vergangenen Freitag bei den Azoren auf nicht alltägliche Weise aus
dem ehemaligen Hurrikan "Nadine" hervor. Dem Entstehungsgebiet
entsprechend führt es an seiner Süd- und Südostflanke warme und feuchte
Luft subtropischen Ursprungs mit sich, woraus es einen nicht
unerheblichen Teil seiner Energie bezieht. Sowohl im Bereich der
Warmfront über Norddeutschland als auch im Vorfeld der sich von Westen
annähernden Kaltfront traten am Montag einzelne Gewitter auf. Am Abend
liegt das Zentrum von "Karin" über der Mitte Englands und weist dort
einen Kerndruck von etwa 980 hPa auf. Die Kaltfront passiert
Deutschland zügig ostwärts; dahinter strömt zwar dem Ursprung nach
polare, durch den weiten Weg um das Tiefzentrum herum über den
östlichen Nordatlantik und die Biskaya jedoch stark erwärmte und kaum
mehr als solche wahrnehmbare Kaltluft ein. Am Dienstag ändert das Tief
Position und Intensität nur unwesentlich. Unter einem langwelligen, im
Tagesverlauf noch weiter nach Süden ausgreifenden Höhentrog gelegen,
lenkt es auf seiner Rückseite unvermindert recht kühle Luft südwärts,
an der Ostflanke hingegen vergleichsweise warme Luft ins südwestliche
und zentrale Europa. Als Trennlinie fungiert eine Luftmassengrenze, die
sich in diagonaler Ausrichtung über den Kontinent legt, jedoch mit der
ursprünglichen Kaltfront von "Karin" nichts gemein hat. Auf der
Vorderseite des Höhentroges nach Nordosten laufende kurze Wellen
stellen neben der frontalen Querzirkulation zusätzliche Hebungsantriebe
bereit, so dass es im Umfeld der Luftmassengrenze gebietsweise zu
schauerartigen Regenfällen kommt. Nordwestlich davon überwiegt
wechselhaftes Schauerwetter, nach Südosten hin ist es heiter und warm.
Dies gilt bezogen auf Deutschland vor allem für Bayern. Am Mittwoch
ändert sich die grobe Anordnung der Gebilde nur unwesentlich, "Karin"
jedoch wird nun doch stärkerem Druckanstieg unterworfen und füllt sich
allmählich auf. Indes dreht die Strömung über West- und Mitteleuropa
vor einer markanten kurzwelligen Struktur des dominierenden
Langwellentroges auf südliche Richtungen zurück, was die
Luftmassengrenze weiter zurückhält und vorübergehend sogar nochmals ein
Stück nach Westen zurückdrängt. Möglicherweise spielt dabei auch ein
kleines Randtief eine entscheidende Rolle, das im Tagesverlauf von
Südwest nach Nordost über Deutschland hinwegziehen soll. In den Alpen
stellt sich kräftiger Südföhn ein. Erst nach Passage des Randtiefs kann
zum Donnerstag und mehr noch zum Freitag die kühlere Luft große Teile
Deutschlands erfassen. Die Ausnahme bildet der äußerste Süden, wo die
Luftmassengrenze quasistationär verweilt und sich schwer tut, die Alpen
südwärts zu queren. Auf der Vorderseite des dann bis zu den Kanaren
reichenden beziehungsweise zurückhängenden Troges kann ihr dies aber
auch kaum gelingen.
So muss im Umfeld der Luftmassengrenze vor allem im südlichen
Baden-Württemberg und Bayern auch zum Wochenende noch mit teilweise
länger anhaltenden Regenfällen gerechnet werden. Sonst sorgt steigender
Luftdruck für zögernde Wetterberuhigung.
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