Seit vergangenem Freitag ist er Geschichte: Der Sommer 2012, zumindest
aus meteorologischer Sicht. Und wie immer am Ende einer Jahreszeit
bietet sich ein kleiner Rückblick aus statistischer Sicht an. Die
Monate Juni, Juli und August zusammen betrachtet bilanzierten über die
gesamte Fläche Deutschlands gemittelt 0,9 Kelvin wärmer als im Mittel
der Jahre 1961 bis 1990. Legt man die Referenzperiode 1981 bis 2010
zugrunde, verlief der Sommer nahezu "perfekt normal" mit einem kaum
erwähnenswerten Temperaturüberschuss von 0,1 Kelvin. Die naturgemäß
sehr ungleich verteilten Regenmengen übertrafen - ebenfalls über die
bundesweite Fläche gemittelt - den zeitlichen und räumlichen
Durchschnittswert der Jahre 1961 bis 1990 um 10 Prozent. Recht
ausgeglichen zeigte sich die Sonnenscheinbilanz.
Für den Raum Karlsruhe im Speziellen, für den die Daten der
Wetterstation Rheinstetten maßgeblich sind, errechnete sich die gleiche
positive Temperaturabweichung von 0,9 Kelvin wie für das deutsche
Flächenmittel. Einen großen Teil dazu bei trug der August - nicht nur
mit der Hitzewelle zum Monatsende, sondern auch mit nicht weniger als
24 Sommertagen. Insgesamt fielen 236,4 mm Regen, das entspricht 96
Prozent des Mittels. Markante Ereignisse mit großen Mengen innerhalb
kurzer Zeit, wie sie für kräftige Gewitter üblich sind, waren jedoch
nicht dabei. Vielmehr verteilte sich der Regen auf eine Vielzahl von
Tagen - möglicherweise der Grund, warum der Sommer subjektiv als nass
und trüb empfunden wurde. Denn die 659,0 Sonnenstunden erfüllten nahezu
das Soll von 671,9 Stunden.
Und der September setzt die mit jahreszeitbedingten Abstrichen
sommerlich anmutende Witterung von Ende August zunächst fort. Dabei
liegen weite Teile West- und Mitteleuropas im Einflussbereich eines
weit nach Osten vorgeschobenen Keils des Azorenhochs, das seine
Position am Montag etwas nördlich der namensgebenden Inselgruppe
eingenommen hat. Gestützt wurde dieser Keil am Wochenende noch durch
großräumiges Absinken auf der Vorderseite eines vom Ostatlantik
ostwärts weisenden Hochdruckrückens, der mittlerweile jedoch durch
einen von Nordwesten einlaufenden Kurzwellentrog nach Südosten
"weggedrückt" wurde. Der Kurzwellentrog steht in Verbindung mit der
wenig wetterwirksamen Kaltfront eines Tiefs bei Spitzbergen, die mit
viel Gewölk, aber kaum Regen die Mittelgebirgsschwelle erreicht hat.
Vor einem neuen, von Nordwesten nahenden Rücken und damit abermals
einsetzendem Absinken löst sich die ohnehin schwach ausgeprägte Front
in der Nacht zum Dienstag an Ort und Stelle weitgehend auf. Südlich der
Hochdruckzone indes hat sich - entstanden aus dem Kaltluftvorstoß Ende
der vergangenen Woche - ein hoch reichendes Tief über dem westlichen
Mittelmeer etabliert. Mit Zentrum bei Sardinien beeindruckt es durch
eine lehrbuchhafte Wolkenspirale, die sich ausgehend vom Kern Richtung
Balearen und Löwengolf, über Norditalien und die Adria hinweg nach
Sizilien windet. In seinem Umfeld gehen kräftige Regenfälle und
Gewitter nieder; Rimini meldete am Montagabend eine zwölfstündige
Niederschlagsmenge von 74 mm. Am Nordrand des Tiefs gelangt am Dienstag
etwas feuchtere Luft über die Alpen hinweg in den Süden
Baden-Württembergs und Bayerns, wo im Tagesverlauf einzelne Schauer und
Gewitter ausgelöst werden. Derweil macht sich aus dem nordeuropäischen
Raum die nächste Kaltfront auf den Weg gen Mitteleuropa, sie gehört zu
einem die Lofoten ansteuernden Sturmtief. Entsprechend deutlich im
thermischen Feld identifizierbar, wenngleich nicht unbedingt mit großer
Aktivität ausgestattet stößt sie am Abend in den Norden Deutschlands
vor und schreitet im Laufe des Mittwochs etwa bis zur Mainlinie nach
Süden voran. Dahinter fließt ein Schwall kühler Meeresluft ein. Wohl
mehr dem sich Richtung Norditalien verlagernden Tief und dessen
nordwärts ausgreifenden Hebungsprozessen als der sich nähernden
Kaltfront ist präfrontal die Entwicklung einiger Schauer und Gewitter
im Süden Deutschlands geschuldet.
Die kühle Luft gerät in der zweiten Wochenhälfte ebenfalls unter den
Einfluss des altbekannten Keils, aus dem bis dahin ein eigenständiges
Hoch über Westeuropa hervorgegangen ist. Da sich das südeuropäische
Höhentief auflöst beziehungsweise von einem Höhentrog eingefangen nach
Osten abgeführt wird, profitiert der Süden Deutschlands davon nun in
vollem Umfang. Dagegen spürt der Norden weiterhin die Nähe erster
herbstlicher Sturmtiefentwicklungen über Nordeuropa in Form sich
abschwächender Tiefausläufer mit dichten Wolkenfeldern und
stellenweisem Regen.
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