In den spätsommerlichen Genuss eines nochmals sehr warmen, örtlich auch
heißen Tages kamen am Mittwoch weite Teile Deutschlands. Die höchsten
Temperaturen konnten dabei in Mittel- und Unterfranken gemessen werden,
die Spitzenpositionen unter den Stationen des Deutschen Wetterdienstes
nahmen Kitzingen mit +31,5 Grad und Möhrendorf-Kleinseebach mit +31,0
Grad ein. Etwas weniger warm wurde es im Norden Deutschlands mit
Höchstwerten um +25, direkt an der Ostsee von teilweise nur +20 Grad.
Die Luft war nicht nur warm, sondern auch recht feucht, so dass Schauer
und Gewitter nicht lange auf sich warten ließen. Außerhalb der
Landkreisgrenzen fast völlig unbeachtet brachte am Abend eine kräftige
Gewitterzelle im Markgräflerland südwestlich von Freiburg bis zu 5 cm
großen Hagel hervor, der massive Schäden an den dortigen Weinreben
anrichtete.
Die Gewitter entstanden nicht allein durch Überhitzung der unteren
Troposphärenschichten, sondern unter dem Einfluss großräumiger Hebung
auf der Vorderseite eines sich von Westen annähernden langwelligen
Höhentroges. Die Trogvorderseite markiert gleichzeitig den
Übergangsbereich zwischen der am Vortag nach West- und Mitteleuropa
eingeflossenen Warmluft subtropischen Ursprungs und im Nordwesten
bereitstehender kühler Meeresluft. Am Donnerstag verschob sich der Trog
weiter nach Osten, und auch die Kaltfront, welche die beiden Luftmassen
voneinander trennt und die - etwas undeutlich - einem Tiefdrucksystem
über dem Nordmeer zugeordnet werden kann, machte über Deutschland Boden
nach Südosten gut. Am späten Abend erstreckt sie sich über den
äußersten Osten und Süden des Landes hinweg nach Südwesten, wobei der
Sprung über die Alpen erst am Freitag gelingt. Bis dahin stellt der
vorübergehend quasistationäre Frontenzug ein Problem in Bezug auf
Starkregen für die Alpenregionen und das nördliche Alpenvorland dar.
Dazu bei trägt maßgeblich das Verhalten des Höhentroges, der seine
Amplitude über dem westlichen Mitteleuropa vergrößert und in der Folge
einem Abschnürungsprozess unterworfen wird. Das resultierende kleine
Höhentief wandert am Freitag und Samstag langsam über den Osten
Frankreichs und die Schweiz hinweg zum Golf von Genua und Richtung
Korsika. Die großräumige Konfiguration sieht demnach eine nördliche
Strömung in tiefen und eine überlagerte südwestliche Höhenströmung vor,
was optimale Voraussetzungen für die Bildung großflächiger Wolken- und
Niederschlagsgebiete schafft. Unterstützend wirken im aktuellen Fall
dynamisch erzeugte Hebungsvorgänge auf der Vorderseite des nahen
Troges. Bis Samstagfrüh kommt es dadurch schwerpunktmäßig im Westen
Österreichs und bis ins südliche Baden-Württemberg und nach Bayern
ausgreifend zu kräftigen Regenfällen mit Gesamtniederschlagsmengen von
örtlich nahe 100 mm. In der potenziell instabil geschichteten Warmluft
vor der Front waren die Niederschläge zu Beginn im Osten und Südosten
Deutschlands konvektiv durchsetzt und örtlich von Gewittern begleitet,
so dass hier und da bereits die Grundlage für eine am Ende stattliche
Regensumme gelegt wurde. Am Rande des südwärts ziehenden Höhentiefs,
das ein Gebiet kalter Luft in der Höhe mit sich führt, entwickeln sich
am Freitag im Westen einige kräftige Schauer und Kaltluftgewitter, die
ob der fehlenden Wärme und des dadurch geringeren Gehalts an
Feuchtigkeit der Luft jedoch kaum Unwetterkriterien erfüllen dürften.
Vielmehr schließen sich die sicherlich zahlreich auftretenden Schauer
unter dem Einfluss der von dem Höhentief ausgehenden großräumigen
Hebungsprozesse zum Nachmittag und Abend zu einem ausgedehnten
Regengebiet zusammen. Am Samstag bestimmt dann die mit Höhentrog und
-tief eingeströmte sehr kühle Luft das Geschehen, bei weiterem Regen
und Schauern im Süden werden teilweise kaum +15 Grad erreicht. Erst am
Sonntag wird zum einen an der Nordflanke des weiterhin im Bereich
Korsika/Sardinien verweilenden Höhentiefs von Südosten her wieder
wärmere Luft herangeführt und zum anderen durch zunehmendes Absinken
vor einem nordwesteuropäischen Hochdruckrücken sowie einem deutlichen
Plus an Sonnenschein eine Erwärmung der ursprünglich sehr kühlen Luft
begünstigt.
Zu Beginn der neuen Woche zieht das Höhentief über dem Tyrrhenischen
Meer einsam seine Kreise, die Frontalzone verläuft über den Norden der
Britischen Inseln hinweg nach Südskandinavien. Dazwischen etabliert
sich vergleichsweise hohes Geopotenzial, das einen weit nach Osten
gerichteten Keil des Azorenhochs stützt. Während der äußerste Süden
Deutschlands in der Peripherie des Höhentiefs und damit zumindest
zeitweise in dessen Einflussbereich verbleibt, setzt sich sonst
beständiges und durchaus spätsommerlich temperiertes Wetter durch.
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