Den Höhepunkt des Sommers 2012 und den heißesten Tag seit Jahren
erlebten weite Teile Deutschlands vor genau einer Woche. Auf einen
Spitzenwert von +39,8 Grad stieg das Quecksilber im Dresdener Stadtteil
Hosterwitz, gerade einmal vier Zehntel Kelvin fehlten zum bundesweiten
Rekord. Den hält - unter anderem - noch immer Karlsruhe mit +40,2 Grad,
aufgestellt an gleich zwei Tagen im August 2003. Ebenso knapp ging es
in Frankreich zu, wo eine neue landesweite Bestmarke um drei Zehntel
Kelvin verpasst wurde. Immerhin einen nationalen Rekord gab es aus
Tschechien zu vermelden - Dobřichovice, eine kleine Vorstadt von Prag,
übertraf mit +40,4 Grad den alten Rekord aus dem Jahre 1983 um zwei
Zehntel Kelvin.
Solche Werte werden in der laufenden Woche und auch im gesamten
restlichen Jahr sicherlich nicht mehr erreicht, stattdessen stellt sich
überwiegend gemäßigtes, zum Ende der Woche und des Monats auch kühles
Sommerwetter ein. Schon am Montag dominiert in Mitteleuropa eine vom
Ursprung her kalte Luftmasse, die am vergangenen Wochenende von
Nordwesten her den Weg in mittlere Breiten gefunden hat. Der zugehörige
Höhentrog liegt am Nachmittag bereits über dem östlichen Mitteleuropa
und Osteuropa; ihm folgt das Gegenstück, ein ausgeprägter
Hochdruckrücken, nach. Infolge kräftiger Warmluftadvektion stromab
eines hoch reichenden Tiefs nordwestlich von Schottland intensiviert
sich dieser noch und reicht am Tagesende bis nach Nordskandinavien.
Großräumig absinkende Luftbewegungen unter seiner Vorderseite haben am
Boden ein Hoch entstehen lassen, dessen Schwerpunkt sich am späten
Nachmittag jedoch bereits östlich von Deutschland befindet. Diese
Position erlaubt eine südwestliche Strömung über West- und
Mitteleuropa, mit der ab den Abendstunden relativ rasch wieder Warmluft
subtropischen Ursprungs nach Nordosten vordringen kann. Im Vergleich
zur Vorwoche handelt es sich allerdings tatsächlich nur um Warm- und
nicht um heiße Luft, und mit der Advektion verbundene hohe Wolkenfelder
dämpfen das Temperaturniveau am Dienstag zusätzlich. So bleibt ein
weiterer Hitzetag aus, sommerliche Maxima - also +25 Grad und mehr -
treten aber verbreitet auf. Wie aus zahlreichen ähnlichen Lagen im
Sommer bekannt, zeichnet sich die herangeführte Warmluft auch durch
einen recht hohen Gehalt an Feuchtigkeit aus, die das Empfinden zur
Wochenmitte allgemein wieder Richtung "schwül" lenken. Dazu bei trägt
die Annäherung des bis dahin vollständig okkludierten Frontensystems
des nordatlantischen Tiefs, das am Mittwoch zunächst auf den Nordwesten
Deutschlands übergreift. Dass die feuchtwarme Luft mit dessen Passage
nicht augenblicklich ausgeräumt wird, ist zum einen der recht breiten
Übergangszone zwischen "warm" und "weniger warm", zum anderen der
geringen Verlagerungsgeschwindigkeit geschuldet. So verweilt die Front,
auf der Vorderseite eines breiten Höhentroges über dem nahen Atlantik
respektive Westeuropa und damit im Umfeld einer südwestlichen
Höhenströmung gelegen, am Mittwoch und Donnerstag längere Zeit diagonal
über der Mitte des Landes und nimmt dabei Züge einer quasistationären
Luftmassengrenze an. Da dynamische Hebungsantriebe durch nordostwärts
schwenkende kurzwellige Randtröge und infolge des geringen thermischen
Gegensatzes nur spärlich vorhanden sind, bleibt die Intensität der
Wettererscheinungen in ihrer Umgebung zunächst überschaubar und
beschränkt sich auf einige kräftigere Gewitter im Süden und Osten.
Dies ändert sich voraussichtlich im Laufe des Donnerstags, wenn auf der
Rückseite der die Alpen erreichenden Luftmassengrenze in den unteren
Schichten der Troposphäre von Nordwesten her deutlich kühlere Luft
einfließt, auf der Vorderseite des ostwärts schwenkenden Höhentroges
jedoch vorerst eine südwestliche Höhenströmung erhalten bleibt. Aus
dieser Gegenstromlage heraus erscheint die Bildung eines ausgedehnten
Regengebietes wahrscheinlich, das dem südlichen Baden-Württemberg und
Südbayern einmal mehr ergiebige Niederschläge bringen könnte. Ob dabei
ähnlich große Mengen wie in der Nacht von Samstag auf Sonntag
zusammenkommen, unterliegt noch der Prognoseunsicherheit. Zum
Wochenende setzt sich dann vorübergehend sehr kühle Luft durch.
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