Vielfach unaufgeregtes Sommerwetter hat sich in der laufenden 32.
Kalenderwoche in Mitteleuropa eingestellt. Deutliche Abstriche
hinsichtlich der Temperaturen musste jedoch der Norden Deutschlands
machen, wo am Donnerstag gebietsweise nicht einmal mehr die
+20-Grad-Marke erreicht wurde. Peu à peu nach oben kletterte das
Quecksilber dagegen im Süden und Südwesten, entlang des Rheins auf +25
Grad und etwas mehr. Eine auch für südeuropäische Verhältnisse
außergewöhnliche Hitze erlebt dagegen derzeit die Iberische Halbinsel,
im andalusischen Córdoba wurde am Donnerstag ein Höchstwert von +44,6
Grad gemessen. Da fehlte schon nicht mehr allzu viel zum spanischen
Hitzerekord seit 1951 von +46,6 Grad, aufgestellt unter anderem in
Córdoba selbst am 23. Juli 1995. Auf dem Höhepunkt der Hitze am Freitag
und Samstag könnte dieser Rekord fallen.
Die extrem heiße Luft afrikanischen beziehungsweise subtropischen
Ursprungs wird dort in einen Hochdruckrücken advehiert, der am
Donnerstagabend quasi längenkreisparallel von Nordafrika über
Südwesteuropa und den Westteil der Britischen Inseln hinweg bis nach
Island reicht. Sein Gegenspieler ist ein umfangreicher Höhentrog über
Osteuropa, Mitteleuropa findet sich "zwischen den Stühlen" in einer
nordwestlichen bis nördlichen Höhenströmung. Zu den Gebilden in der
mittleren und oberen Troposphäre korrespondieren im Bodendruckfeld ein
Hoch mit Schwerpunkt über dem Osten des olympischen Gastgeberlandes und
der Nordsee sowie ein kleines Tief über dem Baltikum. Somit konnte sich
auch in den unteren Schichten eine nördliche Strömungskomponente
etablieren, und mit dieser Strömung stieß recht kühle Luft polaren
Ursprungs in den Norden Deutschlands vor. Am Freitag verlagert sich das
kleine Tief Richtung Weißrussland, sonst ändert sich wenig an der
großräumigen Situation. Mit der persistenten nördlichen Strömung
gelangt die kühle Luft noch etwas weiter nach Süden voran und erreicht
die Mittelgebirgsschwelle, nördlich davon sind insbesondere im
Nordosten - wo in der Nähe des Troges zahlreiche Wolken dominieren und
örtlich etwas Regen fällt - erneut kaum +20 Grad zu erwarten. Einzelne
Schauer können sich am Alpenrand in etwas wärmerer und feuchterer Luft
entwickeln, den meisten Sonnenschein und die höchsten Temperaturen
bekommen der Westen und Südwesten des Landes ab. Ein markanter Randtrog
des osteuropäischen Langwellentroges schwenkt mit einem kleinen
abgeschlossenen Gebiet sehr kalter Luft in größeren Höhen im Laufe des
Abends und in der Nacht zum Samstag über die Nordosthälfte Deutschlands
hinweg und löst dort etwas verbreiteter Schauer und möglicherweise auch
das ein oder andere kurze Gewitter aus. Am Samstag verschiebt sich der
Rücken wenige hundert Kilometer nach Osten und reicht dann vom
westlichen Mittelmeer über die Mitte Frankreichs und Benelux zur
Nordsee. Das Bodenhoch büßt im Kern zwar einige Hektopascal ein,
gewinnt jedoch mit seiner Verlagerung Richtung Nordsee und
Südskandinavien an Einfluss auf das Wetter in Mitteleuropa. Allerdings
lässt sich daraus nicht automatisch auf lupenreinen Sonnenschein
schließen, denn am Südrand des Hochs und an der Westflanke des Troges
driftet feuchte Luft in Form einiger hartnäckiger Wolkenfelder über den
Nordosten in die Mitte. Letzte vereinzelte Schauer sind dabei im
äußersten Osten möglich. Zum Sonntag bildet sich der Rücken immer mehr
in Form eines abgeschlossenen Höhenhochs über Nordeuropa ab. Mit dem
mittlerweile bekannten osteuropäischen Trog zur einen und tiefem
Geopotenzial über dem mittleren Nordatlantik zur anderen Seite entsteht
eine omagaähnliche Anordnung, die jedoch in ihrem Südteil eine
Schwachstelle aufweist. So kann am späten Sonntagabend und in der Nacht
zum Montag, gekoppelt an eine kurzwellige Struktur in der Höhe, ein
erster atlantischer Tiefausläufer in den Südwesten vordringen. Im
Bereich dieser Tiefdruckrinne lagert - natürlich deutlich abgekühlt -
die ursprünglich heiße iberische Luft, der zudem auch reichlich
Feuchtigkeit zur Verfügung steht. Lediglich der Tagesgang spricht gegen
das Auftreten einiger kräftiger Gewitter auf deutschem Gebiet, diese
gibt es aber mit großer Wahrscheinlichkeit am Nachmittag zuvor im Osten
Frankreichs.
Zu Beginn der neuen Woche findet auf der Vorderseite eines
ostatlantischen Tiefdrucksystems Warmluft von Südwesten her den Weg
nach Mitteleuropa. Dabei bleibt zunächst schwacher Hochdruckeinfluss
bestehen, erst zur Wochenmitte steigt das Gewitterrisiko mit Annäherung
der zu dem System gehörenden Kaltfront respektive Okklusion von Westen
her deutlich an.
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