Zahlreiche Negativ-Schlagzeilen produzierte das Sommerwetter im Juli in
Deutschland - allerdings meist zu Unrecht, wie die Bilanz am Ende des
Monats nun ausweist. So lag die über die Fläche der Bundesrepublik
gemittelte Durchschnittstemperatur um 0,5 K über dem Mittelwert des
klimatologisch relevanten Zeitraums 1961 bis 1990. Die Sonne schien,
auch dank eines sehr sonnigen letzten Monatsdrittels, im Flächenmittel
194 Stunden lang, was 93 Prozent des sonst in einem Juli üblichen
Wertes entspricht. Einzig der viele Regen hätte Anlass zur Klage
gegeben, über die gesamte Fläche Deutschlands verteilt fiel rund ein
Drittel mehr Niederschlag als im langjährigen Mittel. Besonders nass
war es dabei vor allem im Nordosten und Osten, Potsdam beispielsweise
verzeichnete 147,2 mm und damit mehr als zweieinhalb Mal soviel wie in
einem durchschnittlichen Juli.
Der August scheint zu Beginn dieses feuchtwarme Muster fortsetzen zu
wollen. So lässt sich das Geschehen in den kommenden Tagen recht
passend mit "unbeständig, aber warm" umschreiben. Nach einem in der
Südhälfte Deutschlands verbreitet heißen Mittwoch mit
Höchsttemperaturen jenseits von +30 Grad gelangte an der Südostflanke
eines hoch reichenden Tiefdruckgebietes mit Zentrum westlich von Irland
bereits in der Nacht zum Donnerstag etwas kühlere Luft nach West- und
Mitteleuropa. Verbunden war dieser Vorgang mit einigen Schauern und
Gewittern. Die eigentliche Kaltfront des Tiefs jedoch erreichte erst im
Laufe des Donnerstags den Westen Deutschlands und arbeitet sich in der
Nacht zum Freitag mühsam nach Südosten vor. Wie häufiger zu beobachten
handelt es sich weniger um eine scharfe Frontlinie als vielmehr um eine
breite Übergangszone zwischen feuchtwarmer Luft im Südosten und
nachrückender kühlerer Atlantikluft im Nordwesten. Die Frontverlagerung
geht deshalb so langsam vonstatten, da sich diese parallel zu einer
südwestlichen Höhenströmung auf der Vorderseite des umfangreichen
Höhentiefs über Westeuropa ausrichtet. Eine solche Exposition wiederum
bewirkt ein quasistationäres Verhalten der Front, die in der Folge
immer mehr den Charakter einer lang gestreckten, fundamentalen
Luftmassengrenze annimmt. Am Wochenende verläuft diese, für die
Sommermonate nicht untypisch, vom östlichen Nordatlantik über den
Norden der Iberischen Halbinsel, die Mitte Frankreichs und die alpinen
Regionen - die zudem als natürliche Barriere fungieren - hinweg bis
nach Osteuropa und Russland. Während sie dabei am Samstag über
Mitteleuropa eine recht südliche Lage einnimmt und nur der Alpenrand in
feuchtwarmer Luft verbleibt, wird der übergeordneten Strömung zum
Sonntag eine stärkere südliche Komponente aufgeprägt, wodurch die
Warmluft dann wieder nach Norden an Raum gewinnen kann. Dies geschieht
in Folge der Umwandlung des britischen Höhentiefs in einen langwelligen
Trog, dessen Südspitze bis nach Gibraltar vorstößt. Für Mitteleuropa
von Bedeutung sind kurzwellige Strukturen, die auf der Vorderseite von
Höhentief beziehungsweise -trog nordostwärts ablaufen und dynamische
Antriebe für Hebungsprozesse in der Troposphäre bereitstellen. Dabei
kristallisieren sich zwei Schwerpunkte konvektiver Aktivitäten heraus;
zum einem im Nordwesten Deutschlands, wo die für kräftige Schauer und
Gewitter notwendige Labilität hauptsächlich durch die Höhenkaltluft des
nahen Troges aufgebaut wird. Zum anderen wären die südlichen Teile von
Baden-Württemberg und Bayern zu nennen, wo im Bereich und südlich der
Luftmassengrenze die wärmste und feuchteste Luft lagert.
Mit Passage der Hauptachse des Troges wird die Luftmassengrenze zu
Beginn der neuen Woche endgültig nach Südosten abgedrängt und mit einer
westlichen Strömung setzt sich in ganz Mitteleuropa - zumindest
vorübergehend - kühlere und trockenere Luft durch. Gleichwohl bleiben
in der Nähe des Troges, bezogen auf Deutschland also vor allem im
Norden, Schauer und kurze Gewitter möglich.
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