Verbreitet, aber längst nicht überall gingen am Wochenende in den
zentralen Teilen Europas kräftige Gewitter nieder. In Deutschland
meldeten zwei kleine Orte in Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt,
Langenenslingen-Ittenhausen und Mehringen, mit 63 Schrägstrich 62 mm
innerhalb von 24 Stunden zwischen Samstag- und Sonntagfrüh die größten
Regenmengen. Einigerorts traten stürmische Böen, vor allem auf den
Gipfeln der Mittelgebirge Sturmböen auf. Mit den Gewittern wurde eine
heiße und zum Ende zunehmend feuchte Luftmasse nach Osten abgedrängt;
noch am Freitag meldete Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz mit +36,5 Grad
die bisher höchste Temperatur des Jahres im Messnetz des Deutschen
Wetterdienstes.
Am Montag hat die Kaltfront auch das östliche und südöstliche Europa
erreicht. Hinter ihr strömt, an der Südflanke eines sich abschwächenden
Tiefdrucksystems über Skandinavien, von Nordwesten her frische
Meeresluft nach Mitteleuropa ein. Ungleich deutlicher ausgeprägt als
das Tiefdrucksystem am Boden präsentiert sich das korrespondierende
Tief in der mittleren und oberen Troposphäre, das die komplette Nordsee
und das Seegebiet zwischen Schottland und Island überdeckt. Es bildet
am Dienstag eine dipolartige Struktur mit einem über das Skagerrak nach
Südschweden und einem sich nach Westen verlagernden Zentrum aus.
Während ein von Ersterem ausgehender Randtrog im Tagesverlauf über den
Norden Deutschland schwenkt und in der hoch reichend kalten Luft vor
allem nahe der Küsten einige Schauer und Gewitter auslöst, gliedert
sich Letzteres einem neuen, auf die Britischen Inseln zusteuernden Trog
an. Dadurch kann sich ein zu diesem Trog gehörendes Bodentief zum
Mittwoch wenige hundert Kilometer vor der irischen Küste auf einen
Kerndruck von weniger als 985 hPa intensivieren. Eingeleitet durch
dessen Warmfront, die am Dienstagabend über den Nordwesten Deutschlands
hinwegstreicht, wird auf der Vorderseite des Tiefs mit einer
südwestlichen Strömung erneut subtropische Warmluft nach West- und
Mitteleuropa advehiert. Großräumiges Absinken eines nachfolgenden
Hochdruckrückens dämpft die Aktivität im Bereich der Front, so dass nur
wenig Regen fällt. Am Mittwoch gelangt zunächst die Westhälfte
Deutschlands auf die Vorderseite des bis dahin umfangreichen
ostatlantischen Höhentroges, auf der ein erster kurzwelliger Anteil
über die Südhälfte nach Nordosten abläuft. Mit Unterstützung der
Orografie können sich dabei insbesondere inneralpin, möglicherweise
aber auch bereits über den südlichen Mittelgebirgen erste Gewitter
entwickeln. Am Donnerstag dringt die Kaltfront des Tiefs in die
Westhälfte vor, richtet sich aber zusehends parallel zur überlagerten
südwestlichen Höhenströmung aus und kommt dadurch im Verlauf nur noch
sehr zögerlich weiter nach Südosten voran. In ihrem Umfeld sowie in der
präfrontal lagernden Warmluftmasse sind kräftige Schauer und Gewitter
zu erwarten, in die Gebiete westlich des Rheins gelangt dagegen bereits
wieder etwas weniger warme und trockenere Luft.
Zum Ende der Woche ändert sich an der großräumigen Situation nur wenig.
Dominierend bleiben das Höhentief über den Britischen Inseln, das dort
eine quasistationäre Lage einnimmt, sowie die südwestliche Strömung auf
seiner Vorderseite. Darin eingelagert findet sich die erwähnte
Kaltfront, die immer mehr die Rolle einer lang gestreckten
Luftmassengrenze einnimmt und warme bis heiße Luft über dem
südöstlichen Europa von kühlerer Meeresluft im Nordwesten trennt. Die
Grenze erstreckt sich diagonal - mal etwas weiter im Nordwesten, mal
nach Südosten verschoben - über Deutschland. Im Bereich der Warmluft,
speziell in Bayern, muss dabei weiterhin mit zum Teil kräftigen
Gewittern gerechnet werden.
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